Menschen an einer Bar im Freien
APA/EXPA/Johann Groder
Clusteranalyse

Apres-Ski treibt Zahlen nach oben

Das seit Ischgl ohnehin verrufene Apres-Ski scheint auch in der Omikron-Welle ein wesentlicher Treiber des CoV-Infektionsgeschehens zu sein. Nach wie vor werden die meisten Fälle dem Bereich Haushalt zugeordnet. Wie die Vertreterin der AGES in der jüngsten Sitzung der Ampelkommission aber bekanntgab, sind 70 bis 80 Prozent der Fälle aus dem Sektor Freizeit dem Apres-Ski zuzuordnen. Ein Problem ist dabei auch, dass das Virus nach Urlaubsende in die anderen Bundesländer verteilt wird.

Rund 76 Prozent aller geklärten Fälle österreichweit werden auf den Haushalt zurückgeführt. Der zweitgrößte Bereich ist mit 12,7 Prozent die Freizeit. Dem – der APA vorliegenden – internen Protokoll der Sitzung ist zu entnehmen, dass dort laut AGES „auffällig viele Cluster und hier Cluster großen Ausmaßes“ im Bereich von Apres-Ski identifiziert worden seien. Das umfasst auch Personen mit Wohnsitz in Wien, die im Anschluss an Skifahraktivitäten in anderen Bundesländern im Wohnbundesland als Fälle identifiziert wurden.

Gemäß Clusteranalyse sind die Ansteckungen überwiegend nicht im Zuge des Transports (also der Gondel) oder der Sportausübung (dem Skifahren), sondern direkt im Setting Apres-Ski passiert. Eingeschränkt wird, dass die Nachvollziehbarkeit von Ansteckungen zum Beispiel im Zuge von Gondelfahrten sehr eingeschränkt sei. Dass es in dem Bereich ein Problem gibt, wird auch in Bundesländern mit Skitourismus nicht geleugnet. Der Vertreter aus Vorarlberg merkte an, dass das primäre Problem im Bereich Hüttenwesen und Apres-Ski zu verorten sei.

Hoffen auf sinkende Zahlen im Jänner-Tourismusloch

Gehofft wird, dass durch den im Jänner stark nachlassenden Tourismus auch die Fallzahlen entsprechend zurückgehen werden. Nach Informationen der AGES haben nämlich zahlreiche Cluster über ganz Österreich hinweg ihren Ursprung in Salzburg und/oder Tirol. Die lokalen Behörden wollen nicht schuld sein. Der Ampel-Vertreter aus Tirol entgegnete nämlich, dass Touristinnen und Touristen fallweise unmittelbar nach positivem Test abgereist sind, um einer Quarantäne zu entgehen.

Saison „noch am seidenen Faden“

In Summe „hängt der Wintertourismus noch am seidenen Faden“, so Wirtschaftskammer-Spartenobmann Robert Seeber. Am Freitag trat ein, was viele Betriebe befürchteten: Deutschland setzte Österreich auf die Liste der Hochrisikogebiete.

Wie das deutsche Robert Koch-Institut (RKI) bekanntgab, gilt Österreich ab Sonntag als Hochrisikogebiet. Das bedeutet, dass eine Einreiseregistrierung sowie eine Quarantäne für Nichtimmunisierte vorgeschrieben sind. Von der Maßnahme ausgenommen sind die Gemeinden Mittelberg (Vorarlberg) und Jungholz (Tirol) sowie das Rißtal im Gemeindegebiet von Vomp und Eben am Achensee (Tirol).

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) wies darauf hin, dass die Einschränkung durch die Neueinstufung geimpfte Personen nicht betrifft: „Wer geimpft ist, kann jederzeit einen sicheren und erholsamen Urlaub in Österreich verbringen.“ Personen, die weder geimpft noch genesen sind, müssen allerdings eine zehntägige Quarantäne antreten, von der frühestens nach fünf Tagen freigetestet werden darf. Die Absonderungspflicht gilt auch für Kinder, wobei bei Kleinkindern unter sechs Jahren die Quarantäne nach fünf Tagen auch ohne Freitestung automatisch endet.

Köstinger besorgt wegen Quarantänepflicht für Kinder

Köstinger zeigte sich besorgt für den Wintertourismus wegen der nun vorgeschriebenen Quarantänepflicht für ungeimpfte Kinder unter zwölf Jahren bei der Rückkehr nach Deutschland: „Auch wenn Familien mit Kindern unter zwölf Jahren nur rund ein Fünftel unserer ausländischen Gäste ausmachen, ist diese Regelung für Österreich problematisch, da alle Kinder, die noch nicht voll immunisiert sind, eine mindestens fünftägige Quarantäne antreten müssen, auch wenn deren Eltern voll immunisiert sind.“

Skifahrer vor einer Informationstafel mit der Aufforderung nach FFP2-Maksen und 2G-Nachweis im Skigebiet Altenmarkt-Zauchensee
APA/Barbara Gindl
Zu Weihnachten lief der Wintertourismus gut, über der restlichen Saison hängt ein Fragezeichen

Die ÖVP-Ministerin wolle sich deshalb „weiterhin dafür einsetzen, dass die Empfehlungen der Europäischen Union umgesetzt werden“ – nämlich dass Deutschland unter Zwölfjährige, die unter Aufsicht eines Erwachsenen reisen, von der Nachweispflicht befreit.

Österreich war bereits vom 14. November bis zum Christtag (25. Dezember) auf der deutschen Liste der Hochrisikoländer gestanden. Davon ausgenommen waren lediglich die Gemeinden Mittelberg und Jungholz sowie das Rißtal, die nur von Deutschland aus zugänglich sind. Zuletzt standen bereits alle Nachbarländer Deutschlands bis auf Österreich auf der Liste der Hochrisikogebiete.

Platter „nicht überrascht“

Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) sagte indes auf APA-Anfrage, die deutsche Bewertung als Hochrisikogebiet komme „aufgrund der Infektionslage nicht überraschend und betrifft mittlerweile zahlreiche europäische Länder“: „Omikron ist in Europa längst angekommen, daran wird auch die Bewertung als Hochrisikogebiet nichts ändern.“

Einem sicheren Urlaub für geimpfte Personen stehe in Tirol aber nach wie vor „nichts im Weg“, so der Landeshauptmann. Diese Regelung deckt sich nämlich mit der österreichischen 2-G-Regel in Beherbergungsbetrieben. Gleichzeitig mahnte Platter von Deutschland ein, sich „schleunigst“ an einer Lösung für Kinder zu beteiligen.

Gutes Weihnachtsgeschäft, Loch im Jänner

Die Entscheidung Deutschlands ist ein schwerer Schlag für die Branche. Das Weihnachtsgeschäft der Tourismusindustrie war zwar gut, aber im Jänner klafft ein Loch, und die bisher guten Buchungen in den Semesterferien wackeln noch.

Informationstafel mit der Aufforderung zur FFP2-Maskenpflicht im Skigebiet Altenmarkt-Zauchensee
APA/Barbara Gindl
Für Gäste gelten in den Skigebieten strenge CoV-Regeln – die Inzidenzen in Salzburg und Tirol sind dennoch hoch

Zu Weihnachten waren die heimischen Hotels zu 70 bis 90 Prozent ausgelastet, „das ist schon sehr gut“, sagte WKO-Spartenobmann Seeber. Auch für die Semesterferien im Februar sei die Buchung noch gut, ob es dabei bleibe oder eine Stornowelle komme, werde sich in den kommenden zwei Wochen zeigen, sagte Seeber Donnerstagabend vor Bekanntwerden der Einstufung Österreichs als Hochrisikogebiet.

Die Pandemie dämpfe das Geschäft stark, obwohl „die Leute hungrig darauf sind, Urlaub zu machen“, wie auch eine Umfrage Ende Dezember ergeben habe. „Im Jänner haben wir nur mehr 20 bis 25 Prozent Auslastung, weil in zwei Wochen ein Peak bei der Omikron-Verbreitung erwartet wird“, so Seeber. Das werde verstärkt „durch die Stornowellen und die unseligen Sperrstunden“. Dabei gehe es im Wintertourismus um 10 Milliarden Euro Wertschöpfung.

Immerhin ist Seeber für den Sommer, der auch 2021 für die Branche sehr gut lief, optimistisch: „Ich bin ja überzeugt, dass wir wieder einen super Sommer hinkriegen, wir müssen nur das mit der Impfquote hinbekommen“, so Seeber. Keinesfalls dürfe noch einmal zugesperrt werden, „das kann sich unsere Branche nicht mehr leisten“.