Satellitenaufnahme der Eruption des Vulkans auf Tonga
Reuters/National Institute of Information and Communications Technology (NICT)
In Asche gehüllt

Lage auf Tonga nach Vulkanausbruch unklar

Auch einen Tag nach Ausbruch eines Unterwasservulkans ist die Lage auf Tonga unklar. Der südpazifische Inselstaat ist in Staub und Asche gehüllt, und die Kommunikationsverbindung ist stark eingeschränkt. Der Ausbruch hatte im gesamten Pazifikraum Flutwellen ausgelöst und war Tausende Kilometer weit zu hören. Österreich erreichte die Druckwelle am Samstagabend.

Der etwa 65 Kilometer von Tongas Hauptstadt entfernte Unterseevulkan Hunga Tonga-Hunga Ha’apai war an zwei Tagen in Folge ausgebrochen. Während nach der ersten Eruption vom Freitag Behördenangaben zufolge nur kleine Tsunami-Wellen registriert wurden, war die zweite Eruption am Samstag Medienberichten zufolge auch im 2.000 Kilometer entfernten Neuseeland zu hören.

Sie hatte zeitweise in vielen Teilen des Pazifiks zu Tsunami-Warnungen geführt. Menschen wurden aufgefordert, von Küstengebieten fernzubleiben. Die Bewohnerinnen und Bewohner Tongas wurden angewiesen, sich in höher gelegene Gebiete zu begeben. Tsunami-Wellen wurden nicht nur in Tonga, sondern auch in Neuseeland, Japan und Fidschi registriert. Auch Überschwemmungen in Santa Cruz im US-Staat Kalifornien wurden auf den Ausbruch zurückgeführt.

Satellitenaufnahme des südpazifischen Inselstaates Tonga
Satellitenaufnahme des südpazifischen Inselstaates Tonga
Reuters/Planet Labs PBC Reuters/Planet Labs PBC
Satellitenbilder zeigen den Vulkan mehrere Tage (links) und wenige Stunden (rechts) vor dem Ausbruch

Von Tsunami „erheblich getroffen“

Die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern sagte am Sonntag, ein Tsunami habe die Nordseite von Nuku’alofa „erheblich getroffen“. Der australischen Wetterbehörde zufolge war die Welle 1,2 Meter hoch. Ardern zufolge gibt es keine offiziellen Berichte über Verletzte und Tote. Nach Angaben der Hilfsorganisation Save the Children galt in Tongas Hauptstadt Nuku’alofa ein Mensch als vermisst, wie der Sender Radio New Zealand (RNZ) berichtete.

Durch den Vulkanausbruch sei Tonga in vulkanischen Staub gehüllt, die Kommunikationsverbindungen mit dem Inselreich im Südpazifik seien eingeschränkt, da ein Unterseekabel in Mitleidenschaft gezogen sei. Mobile Telefone funktionierten aber. Lokale Medien in Tonga berichteten über einen Ascheregen, die Überflutung von Häusern und die Unterbrechung von Telefon- und Stromverbindungen.

Kommunikation stark eingeschränkt

Videoclips in sozialen Netzwerken zeigten, wie Wellen in Tonga Grundstücke und Gebäude überschwemmten. Medien veröffentlichen Satellitenaufnahmen, auf denen der Ausbruch des Vulkans Hunga Tonga-Hunga Ha’apai zu sehen war. Die Asche sei bis zu 20 Kilometer in die Luft geschleudert worden, hieß es.

Vulkanausbruch in der Nähe von Tonga

Der Ausbruch eines Vulkans in der Nähe des Inselreichs Tonga führte in weiten Teilen des Pazifiks zu Tsunami-Warnungen. Für ganz Tonga wurde eine Tsunami-Warnung herausgegeben, wie das örtliche Wetteramt mitteilte. Der Vulkan mit dem Namen Hunga Tonga-Hunga Ha’apai ist seit Dezember immer wieder aktiv. Er liegt etwa 30 Kilometer südöstlich der zu Tonga gehörenden Insel Fonuafo’ou (auch als Falcon Island bekannt).

Ardern sagte, die Behörden arbeiteten daran, die Kommunikation zu Tonga schnellstmöglich wiederherzustellen. Im Moment erhalte man „von den äußeren Inseln (…) leider nicht viele Informationen“. Die Wasserversorgung von Tonga habe Priorität. Die neuseeländischen Verteidigungskräfte würden am Montag versuchen, einen Überwachungsflug zu starten. Die Asche mache das Fliegen unsicher. Auch ein Marineschiff wurde in Bereitschaft versetzt.

Tsunami-Warnung für Japan aufgehoben

Die Wetterbehörde in Japan hob eine Tsunami-Warnung für die Pazifikküste am Sonntag wieder auf. Zuvor waren an der Küste der nordöstlichen Präfektur Iwate sowie im südwestlichen Amami Flutwellen von rund einem Meter Höhe registriert worden, hieß es. Berichte über Schäden oder Verletzte gab es nicht. Tsunami-Wellen wurden auch aus Neuseeland gemeldet, wo mehrere Boote in einem Jachthafen in Northland nach einer 1,3 Meter hohen Flutwelle gesunken waren.

Die Geschäftsführerin von Save the Children Fidschi, Shairana Ali, sagte, dass Fidschi und Vanuatu von Flut- und Tsunami-Wellen getroffen worden seien. Es habe Schäden in den Küstengebieten gegeben, aber keine Todesopfer.

Flutwellen in zahlreichen Ländern

Tsunami-Wellen wurden nicht nur in Tonga, sondern auch in Neuseeland, Japan und Fidschi registriert. Auch Überschwemmungen in Santa Cruz im US-Bundesstaat Kalifornien wurden auf den Ausbruch zurückgeführt.

UNO „zutiefst besorgt“

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres sagte, er sei „zutiefst besorgt“. Die UNO stehe bereit, Unterstützung zu liefern. US-Außenminister Antony Blinken twitterte: „Die Vereinigten Staaten sind bereit, unseren Nachbarn im Pazifik Unterstützung zu gewähren.“

Der Nationale Wetterdienst der USA (NOAA) hatte am Samstag mitgeteilt, Auswirkungen könnten sich auch an Teilen der Westküste des Landes sowie in Alaska bemerkbar machen. Auch für Hawaii wurde ein Tsunami-Hinweis herausgegeben. Bisher seien dort aber keine Schäden gemeldet worden, hieß es. Die Hinweise wurden am Sonntag aufgehoben.

Auch in Österreich messbar

Der Vulkanausbruch auf Tonga war weltweit zu spüren oder zumindest zu messen. Im gesamten Pazifikraum wurden zahlreiche Tsunami-Warnungen herausgegeben. Ähnlich wie die Wellen im Wasser hat sich die Druckwelle des Ausbruchs auch in der Luft ausgebreitet, vom südlichen Pazifik über die ganze Erdkugel. Samstagabend kam sie in Europa an und wurde hier von Hunderten Wetterstationen registriert – auch in Österreich.

Der Vulkanausbruch schleuderte Aschepartikel und Schwefel bis auf etwa 30 Kilometer Höhe, also bis in die Stratosphäre. Hier bildet sich das klimaaktive Gas Schwefeldioxid (SO2). Ob das Auswirkungen auf das Wetter in Österreich in den nächsten Wochen und Monaten hat, ist aber fraglich.

Asche und Gase bis in Stratosphäre

Neuesten Berechnungen zufolge sind etwa 0,4 Teragramm (= 0,4 Megatonnen) SO2 in die Stratosphäre gelangt. Die Menge an SO2 in der Stratosphäre ist also eher gering. Zum Vergleich: Beim Pinatubo-Ausbruch im Jahr 1991 waren rund 16 Teragramm SO2 freigeworden.

Aschepartikel und Schwefeldioxid reduzierten dann die Menge an Sonnenlicht, das bis auf die Erdoberfläche gelangt. Das ließ die globale Temperatur vorübergehend um ein halbes Grad sinken. Und die Wolken, die sich durch die Aschepartikel in der Stratosphäre gebildet haben, sind bis zu drei Jahre lang bestehen geblieben.

Hunga Tonga-Hunga Ha’apai ist seit Dezember immer wieder aktiv. Der Vulkan liegt etwa 30 Kilometer südöstlich der zu Tonga gehörenden Insel Fonuafo’ou (auch als Falcon Island bekannt). Experten schlossen weitere vulkanische Aktivität sowie Tsunami-Warnungen nicht aus. Das könne über die nächsten Wochen oder sogar Jahre andauern, wurde Shane Cronin, Professor für Geowissenschaften an der Universität von Auckland, von RNZ zitiert. „Im Interesse der Menschen in Tonga hoffe ich es nicht.“