Vulkanausbruch in Tonga
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Nach Vulkanausbruch

Gekapptes Kabel erschwert Kommunikation

Nach dem Vulkanausbruch vor der Küste Tongas herrscht noch immer völlige Unklarheit über das Ausmaß der Schäden in dem Pazifikstaat. Tonga war am Montag weiter nahezu komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Die Telefonverbindungen zum Inselarchipel sind unterbrochen, und für das unterseeische Internetkabel zeichnet sich Medienberichten zufolge ein Worst-Case-Szenario ab.

Bisher drangen über Satellitentelefon nur bruchstückhaft Informationen von dem Pazifikstaat an die Außenwelt. „Es gibt keinerlei Kommunikation“, klagte der in Neuseeland lebende tongaische Journalist Filipo Motulalo. „Das Schlimmste ist dieser Blackout, die Tatsache, dass wir absolut nichts wissen.“

„Das volle Ausmaß der Schäden an Menschenleben und Eigentum ist derzeit noch unbekannt“, zitierte die „New York Times“ („NYT“) mit Fatafehi Fakafanua den Sprecher vom Parlament von Tonga. Alles, was man wisse, sei demnach, „dass Tonga sofortige Hilfe benötigt, um seine Bürger mit frischem Trinkwasser und Lebensmitteln zu versorgen“. Der Verlust der meisten Kommunikationsmittel machten es Fakafanua zufolge für die Außenwelt schwierig, sich ein Bild von der Situation in Tonga zu machen.

Vermisste Britin laut Familie tot

Es gibt weiter keine offiziellen Berichte über Tote oder Schwerverletzte, sagte der neuseeländische Regierungsvertreter auf Tonga, Peter Lund via Satellitentelefon dem TV-Sender 1News. Den Angaben zufolge seien weiter Menschen vermisst – zudem sprach Lund von schweren Schäden an der Westküste, wo sich auch viele Urlaubsressorts befinden. „Die gesamte Küstenlinie und das Dorf Kanukupolu wurden vollständig zerstört“, zitiert Reuters dazu den Leiter eines betroffenen Ressorts.

Nach Angaben ihrer Familie kam eine Britin auf Tonga ums Leben. Das britische Außenministerium in London teilte am Montag zunächst mit, die 50-Jährige werde vermisst. Die Familie ließ unterdessen wissen, die Frau sei gestorben. Ihr Mann habe die Leiche gefunden, sagte der Bruder der Vermissten dem Sender Sky News. Die Frau sei von einer Flutwelle erfasst worden, als sie ihre Hunde retten wollte. Demnach lebte das Paar bereits seit mehreren Jahren in dem Inselstaat.

Laufende Aufräumungsarbeiten

Vom Tsunami, der nur kurz nach dem Ausbruch Tonga erreichte, wurde auch die Waterfront in der Hauptstadt Nuku’alofa getroffen, wie Lund dazu via sozialen Netzwerke mitteilte. Die Häuser entlang dieser Flaniermeile hätten dieser aber standgehalten. Auch anderorts seien viele Menschen mittlerweile wieder in ihre Häuser zurückgekehrt.

Lund äußerte schließlich auch die Hoffnung auf baldige Besserung der schwierigen Kommunikationslage. Medienberichten zufolge sei gebietsweise die Stromversorgung wiederhergestellt – vereinzelt seien auch Inlandstelefonate wieder möglich, heißt es dazu auf Twitter. Eine Userin verweist dort auch auf zwei funktionierende Radiostationen, über welche die Regierung die Bevölkerung auf dem Laufenden halte.

Internetkabel nahe Vulkan gebrochen?

Die internationale Kommunikation sei nach Angaben vom „New Zealand Herald“ („NZ Herald“) wegen der vom Vulkan ausgehenden Aschewolke allerdings selbst mittels Satellitentelefonie und -internet weiterhin schwierig. „Nach widersprüchlichen Berichten“ erscheine es der Zeitung zufolge nun auch weitgehend sicher zu sein, dass bei der Unterwassereruption vom Wochenende auch das Kabel gebrochen sei, „das Tonga mit der Außenwelt verbindet“. Eine Reparatur werde „wahrscheinlich zwei Wochen oder länger dauern“.

Mit Blick auf die womöglich in der Nähe des Vulkans befindliche Bruchstelle und der Gefahr weiterer Ausbrüche sei es wohl noch zu früh, hier eine Zeitspanne zu nennen. Sollte das Kabel allerdings an Land gebrochen sein bzw. gar nur ein Stromausfall hinter der unterbrochenen Leitung stehen, sei das Problem der Zeitung zufolge aber wohl in wenigen Tagen gelöst.

Nächstgelegenes Kabelverlegungsschiff in Port Moresby

„Wir haben nur lückenhafte Informationen, aber es sieht so aus, als sei das Kabel durchtrennt worden“, sagte dazu der Direktor des transpazifischen Southern Cross Cable Network, Dean Veverka, der Nachrichtenagentur AFP – eine Reparatur werde auch diesen Angaben zufolge „bis zu zwei Wochen“ dauern.

Das nächstgelegene Kabelverlegungsschiff befindet sich derzeit in der mehr als 4.000 Kilometer von Tonga entfernten Hauptstadt von Papua-Neuguinea Port Moresby. BBC-Angaben verbindet ein 872 Kilometer langes Kabel Tonga mit den Fidschi-Inseln „und von dort aus mit dem Rest der Welt“.

Vulkan seit Dezember aktiv

Nur kurz nach dem Ausbruch des Vulkans Hunga Tonga-Hunga Ha’apai fielen im nahe gelegenen Tonga die Internet- und Telefonleitungen aus. Seitdem sind die rund 105.000 Einwohnerinnen und Einwohner des Inselstaates weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten.

Neuseeland und Australien haben am Montag Überwachungsflüge entsandt, um das Ausmaß der Schäden zu beurteilen. Sie unterstützten auch mit Satellitenanrufen, sagte der stellvertretende Missionschef von Tonga in Australien, Curtis Tu’ihalangingie, gegenüber Reuters.

Hunga Tonga-Hunga Ha’apai ist seit Dezember immer wieder aktiv. Der Vulkan liegt etwa 30 Kilometer südöstlich der zu Tonga gehörenden Insel Fonuafo’ou (auch als Falcon Island bekannt). Experten schlossen weitere vulkanische Aktivität sowie Tsunami-Warnungen nicht aus. Das könne über die nächsten Wochen oder sogar Jahre andauern, wurde Shane Cronin, Professor für Geowissenschaften an der Universität von Auckland, von Radio New Zealand (RNZ) zitiert.