Deutsche Journalistin in Türkei freigesprochen

Die deutsche Journalistin Mesale Tolu ist in der Türkei freigesprochen worden. „Nach 4 Jahren, 8 Monaten und 20 Tagen: Freispruch in beiden Anklagepunkten!“, twitterte Tolu heute nach der Urteilsverkündung. Auch ihr Ehemann Suat Corlu, der im gleichen Prozess angeklagt war, wurde freigesprochen. Tolu und Corlu nahmen nicht an der Verhandlung teil. Sie sind bereits 2018 und 2019 nach Deutschland zurückgekehrt.

Deutsche Journalistin Mesale Tolu
APA/AFP/Yasin Akgul

Die Staatsanwaltschaft hatte Tolu, ihrem Ehemann und 21 weiteren Angeklagten in der ursprünglichen Anklage unter anderem Mitgliedschaft in der linksextremen Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei (MLKP) sowie Terrorpropaganda vorgeworfen. Die MLKP gilt in der Türkei als Terrororganisation.

Später forderte die Staatsanwaltschaft dann aber auch Freispruch für Tolu von allen Anklagepunkten. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu sah das Gericht nun keine ausreichenden Beweise für die Vorwürfe gegen Tolu, Corlu und 17 weitere Angeklagte. Gegen vier Angeklagte wurden Haftstrafen verhängt, etwa wegen Terrorpropaganda.

2017 festgenommen

Die in Ulm geborene und aufgewachsene kurdischstämmige Journalistin und Übersetzerin hatte in Istanbul für die linke Nachrichtenagentur Etha gearbeitet. Die Anti-Terror-Polizei nahm sie Ende April 2017 in Istanbul fest. Der darauffolgende Prozess wurde etliche Male vertagt.

Tolu saß zudem mehr als sieben Monate und zeitweise gemeinsam mit ihrem Kind in türkischer U-Haft. Erst Monate nach ihrer Entlassung wurde auch die Ausreisesperre gegen sie aufgehoben. Am 26. August 2018 kehrte sie dann mit ihrem damals dreijährigen Sohn nach Deutschland zurück. Die Ausreisesperre gegen Corlu wurde erst später aufgehoben. „Das Urteil kann die Repressionen und die Zeit in Haft nicht wiedergutmachen“, schrieb Tolu.