Zerstörter Vegetation auf Tonga
AP/NZDF/CPL Vanessa Parker
Farblose Landschaften

Luftbilder zeigen Tonga unter Aschedecke

Erste Luftaufnahmen von Tonga zeigen die Folgen der Eruption des Unterseevulkans Hunga Tonga-Hunga Ha’apai. Zu sehen ist ein Archipel, der von einer dicken Ascheschicht bedeckt ist. Weil die Kommunikationsverbindungen stark beeinträchtigt sind, ist weiter unklar, wie viele Opfer es gibt. Von einer der Inseln wurde inzwischen ein Notsignal empfangen.

Neuseeland hatte Flugzeuge zu dem abgelegenen Inselstaat geschickt, um die Situation aus der Luft zu erkunden. Am Dienstag veröffentlichten die neuseeländischen Streitkräfte Bilder, die eine wegen der Asche, die alles begraben hat, farblose Landschaft und zum Teil schwere Zerstörungen zeigen, etwa auf der kleinen Insel Nomuka südlich der Inselgruppe Ha’apai.

Von der UNO analysierte Satellitenbilder zeigen ähnliche Szenarien auf der Hauptinsel Tonga. Strände, Häuser und Hotels vor allem im Westen der Insel sollen betroffen sein. Einige Gebäude scheinen eingestürzt zu sein, auch hier präsentiert sich die einst farbenfrohe Inselwelt in einer graubraunen Eintönigkeit. Auf dem internationalen Flughafen Fua’amotu scheint die Start- und Landebahn überschwemmt worden zu sein. Andere Satellitenbilder zeigen, dass die Flutwellen weit ins Inselinnere vordrangen.

Wohngebiet auf Tonga vor dem Vulkanausbruch
Wohngebiet auf Tonga nach dem Vulkanausbruch
APA/AFP/2022 Maxar Technologies APA/AFP/2022 Maxar Technologies

„Alarmierende“ Szenen

Die Szenen seien „alarmierend“, sagte der Vizebotschafter von Tonga in Australien, Curtis Tu’ihalangingie. Auf der tief liegenden Insel Mango, von der ein Notsignal empfangen wurde, seien alle Häuser zerstört. „Die Leute sind in Panik, sie rennen herum und sind verletzt. Möglicherweise gibt es mehr Tote“, sagte Tu’ihalangingie.

Auf Fonoifua seien nur zwei Häuser übrig geblieben. Auch auf Atata mit ihren rund 100 Bewohnerinnen und Bewohnern seien zahlreiche Gebäude verschwunden. „Die Welle ist offenbar einmal komplett über Atata hinweggerollt.“ Atata und Mango liegen rund 50 und 70 Kilometer von dem Unterseevulkan Hunga Tonga-Hunga Ha’apai entfernt.

Kanokupolu auf Tonga vor dem Vulkanausbruch
Kanokupolu auf Tonga nach dem Vulkanausbruch
AP/Planet Labs PBC AP/Planet Labs PBC

Wie das Büro der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) mitteilte, seien insgesamt mindestens 50 Häuser zerstört und 100 weitere beschädigt. Aus der Hauptstadt Nuku’alofa seien schwere Schäden in Küstennähe gemeldet worden. Die Gesundheitseinrichtungen funktionieren jedoch nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Mehr Opfer befürchtet

Die Behörden versuchen, Menschen von den isolierten Inseln in Sicherheit zu bringen. Die Bedingungen dort seien sehr schwierig, sagte der australische Minister für die Pazifikinseln, Zed Seselja. Starker Ascheregen verhindere Hilfsflüge. Die Landebahn werde derzeit von Hand freigeräumt. Frühestens am Mittwoch könne dort wieder gestartet und gelandet werden.

Tongas Regierung bestätigte unterdessen in einer ersten offiziellen Mitteilung seit dem Vulkanausbruch mindestens drei Tote. Es handle sich um zwei Tongaer und eine britische Staatsbürgerin, teilte das Büro von Premierminister Siaosi Sovaleni am Dienstag mit. Infolge der „beispiellosen Katastrophe“ seien auch Verletzte gemeldet worden, hieß es weiter.

Unterwasserkabel gekappt

Die Eruption, die im 2.300 Kilometer entfernten Neuseeland zu hören war, hatte einen Tsunami ausgelöst. Die Auswirkungen waren in Neuseeland, den USA, Japan und Peru zu spüren. Tonga mit seinen rund 107.000 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt 2.400 Kilometer nordöstlich von Neuseeland, nach Peru sind es rund 10.700 Kilometer. Von den 176 Inseln, die zu Tonga gehören, sind 36 bewohnt.

„Die Kommunikation ist weiter das größte Problem, da Internet und internationale Telefonleitungen immer noch außer Betrieb sind“, teilte das OCHA mit. Satellitentelefone seien das einzige Instrument zur Kommunikation mit der Außenwelt, aber auch sie funktionierten nicht immer zuverlässig.

Ein Sprecher von Southern Cross Cable, das Unterseekabelnetze in der Region betreibt, sagte, dass wahrscheinlich ein Kabel etwa 37 Kilometer vor der Küste von Tonga durch das Seebeben gekappt worden sei. Laut BBC-Angaben verbindet ein 872 Kilometer langes Kabel Tonga mit den Fidschi-Inseln „und von dort aus mit dem Rest der Welt“.

Neuseeland und Australien schicken Schiffe

Neuseeland entsandte am Dienstag zwei Schiffe mit Hilfsgütern und Trinkwasser. Auf Tonga ist das Wasser durch Asche verschmutzt. Die Bevölkerung sei aufgerufen worden, nur abgefülltes Wasser zu trinken, hieß es. Auch aus dem australischen Brisbane sollte am Mittwoch ein Schiff auslaufen, das sowohl humanitäre Hilfen als auch medizinisches Fachpersonal und Helikopter an Bord haben wird. Der Ascheregen und die Zerstörung der Kommunikationsnetze machten Hilfslieferungen sehr schwierig, sagte auch die australische Außenministerin Marise Payne.

Niutoua auf Tonga vor dem Vulkanausbruch
Niutoua auf Tonga nach dem Vulkanausbruch
AP/Planet Labs PBC AP/Planet Labs PBC

„Das Rote Kreuz auf Tonga war gut vorbereitet“, sagte Rotkreuz-Generalsekretär Michael Opriesnig am Dienstag. „Erst im September fand eine große Katastrophenübung mit dem Australischen Roten Kreuz statt. Die Hilfe ist bereits nach der Tsunami-Warnung am Samstag angelaufen. Das Rote Kreuz Tonga hat Hilfsgüter für 1.200 Haushalte auf Lager.“ Tongas Marine habe lebenswichtige Vorräte auf einige Inseln gebracht.

Angst vor Coronavirus

Die Regierung von Tonga hat auch Angst, dass durch die Hilfslieferungen das Coronavirus eingeschleppt werden könnte. Bisher ist der kleine Pazifikstaat Coronavirus-frei. Jede Lieferung, die nach Tonga geschickt werde, soll unter Quarantäne gestellt werden. Geplant ist Botschafter Tu’ihalangingie zufolge auch, dass kein ausländisches Personal die Flugzeuge verlässt.