Interview aus Ibiza: Französischer Minister unter Druck

Frankreichs Bildungsminister Jean-Michel Blanquer ist wegen eines von seinem Urlaubsort Ibiza aus geführten Interviews in die Kritik geraten. Mehrere Oppositionspolitiker riefen ihn zum Rücktritt auf.

„Anstatt mit Lehrern und Elternvertretern den Schulbeginn unter Corona-Bedingungen vorzubereiten, organisiert der Minister vom Strand aus einen PR-Gag“, schrieb der grüne Präsidentschaftskandidat Yannick Jadot heute auf Twitter.

Interview bereits zum Jahreswechsel

Das Nachrichtenportal Mediapart hatte am Vorabend berichtet, dass Blanquer die neuen CoV-Regeln für Schulen nach den Weihnachtsferien in einem Interview von Ibiza aus angekündigt hatte.

Die Zeitung „Le Parisien“ hatte ein Archivfoto des Ministers in seinem Büro dazu abgedruckt, ohne es als solches zu kennzeichnen. Der stellvertretende Redaktionsleiter Pierre Chausse schrieb auf Twitter, dass die Journalisten nicht wussten, dass sich der Minister auf Ibiza befand und dass die Redaktion nichts habe verschleiern wollen.

Das am 2. Jänner veröffentlichte Interview hatte Entrüstung ausgelöst, weil die Schulen zuvor nicht über die neuen Regeln informiert worden waren und der Text zunächst mit einem Bezahlschranken versehen war. Die neuen Regeln hatten sich schnell als schwer umsetzbar herausgestellt und wurden seitdem mehrfach geändert.

Ministerium weist Vorwürfe zurück

Das Bildungsministerium wies die Vorwürfe gegen Blanquer zurück. Ein Interview auf Distanz sei „nichts Außergewöhnliches“, sagte ein Ministeriumssprecher der Nachrichtenagentur AFP. Blanquer sei vier Tage im Urlaub gewesen. Die Minister hätten die Erlaubnis, sich „zwei Flugstunden“ entfernt von Paris aufzuhalten.

Nach Berichten von Politico und „Le Monde“ hatten mehrere Berater vergeblich versucht, Blanquer von der Ibiza-Reise abzubringen. „Ibiza ist für das Image eine Katastrophe“, zitierte „Le Monde“ einen ungenannten Politiker der Regierungsmehrheit.