Justizministerium gegen „parteipolitische Interventionen“

Das grün-geführte Justizministerium erhebt nach der Veröffentlichung von Chats über angebliche Postenschacher in der Justiz durch die ÖVP weitere Informationen zum Sachverhalt. „Grundsätzlich darf es gerade in den demokratiepolitisch sensiblen Bereichen der Staatsanwaltschaften und der Gerichtsbarkeit keine parteipolitischen Interventionen geben“, hieß es heute in einer Stellungnahme auf Anfrage der APA. Man habe auch schon Maßnahmen gesetzt.

Justizministerin Alma Zadic (Grüne) habe unmittelbar nach ihrem Amtsantritt dafür gesorgt, „dass Postenbesetzungen transparenter und objektiv nachvollziehbarer werden“, wurde betont. Diese Transparenzbestimmung sehe vor, dass der oder die Justizministerin für jede Umreihung gegenüber der Personalkommission Rechenschaft ablegen und diese gegenüber der Kommission auch schriftlich begründen müsse.

Kritik von Richtervereinigung

Die Richtervereinigung verwehrte sich in einer Aussendung „mit Nachdruck gegen jede Form von Einflussnahme oder unsachliche Besetzungsvorgänge“: „Derartige Interventionen sind nicht nur für das Ansehen der Justiz und das Vertrauen in ihre unabhängige Rechtsprechung überaus schädlich, sie konterkarieren auch das ethische Selbstverständnis, dem sich die österreichischen Richter*innen in der Welser Erklärung unterworfen haben.“

Die Entscheidung über die Besetzung richterlicher und staatsanwaltschaftlicher Stellen müsse strikt nach dem Gesetz und daher nach der Eignung der Bewerberinnen und Bewerber erfolgen, so die Standesvertretung.

Um das sicherzustellen, dürfe die Entscheidung nicht in der Hand von Einzelpersonen liegen – die Besetzungsvorschläge der unabhängigen Personalsenate müssten daher verbindlicher werden. Gleiches gelte für die Übernahme in den richterlichen Vorbereitungsdienst, die Bestellung der Präsidenten und Vizepräsidenten des Obersten Gerichtshofs sowie der Präsidenten der Verwaltungsgerichte.

Chats veröffentlicht

Das vom ehemaligen Abgeordneten Peter Pilz betriebene Onlineportal ZackZack hatte gestern Chatnachrichten veröffentlicht, die einen politischen Deal hinter der Besetzung der Leitung der Oberstaatsanwaltschaft Wien im Jahr 2014 nahelegen.

Der damalige Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) hatte sich nicht für die von der Personalkommission bestgereihte Kandidatin entschieden – weil, wie ZackZack vermutet, die Favoritin politisch nicht genehm war. Brandstetter weist die Vorwürfe zurück.

Die Veröffentlichung der Chats ist umstritten – sie stammen vom Handy des langjährigen Innenministeriumskabinettschefs Michael Kloibmüller, der darauf hinwies, dass es sich um gestohlene Daten handle.