Ausnahmeklausel ersparte Wien im Winter 8.000 Leerflüge

Fluglinien bekommen auf Flughäfen nur eine beschränkte Zahl von Landerechten und verlieren diese, wenn sie ungenutzt bleiben. Um die kostbaren Slots zu erhalten, fühlen sich manche Fluglinien gezwungen, Jets ohne bzw. mit sehr wenig Passagieren abheben zu lassen.

Solche Leerflüge sind laut Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) in Österreich wegen einer Ausnahmeklausel nicht nötig. Die Klausel hat im Winter wohl 8.000 Leerflüge in Wien-Schwechat erspart.

Von Beginn der Wintersaison Ende Oktober bis 7. Jänner haben rund 8.000 Flüge von Wien aus nicht stattgefunden, die unter die Ausnahmeregelung fallen, hieß es auf Anfrage der APA im Verkehrsministerium. Insgesamt habe es 75.500 Flüge gegeben, das heißt, für etwa jeden zehnte Flug sei eine Ausnahme genehmigt worden.

EU lockerte Regeln zuletzt

Grundsätzlich müssen Slots laufend genutzt werden, sonst müssen sie zurückgegeben werden, damit andere Airlines Flüge anbieten können. Die dafür zuständige EU-Kommission hat bereits die Regeln gelockert und im Dezember die Slotregel, nach der eine Airline mindestens 80 Prozent der Zeitfenster nutzen muss, um sie zu behalten, aufgeweicht.

Es muss im Winter nur rund die Hälfte der Slots genutzt werden, und diese Quote kann mit Ausnahmeregeln, die etwa beim Auftreten neuer Virusvarianten greifen, weiter unterschritten werden. Auf diese Möglichkeit greift auch Österreich zurück.

Vor allem der deutsche AUA-Mutterkonzern Lufthansa kritisiert dennoch die Pflicht, Slots zu einem bestimmten Ausmaß zu nutzen, und warnt vor rund 18.000 „Geisterflügen“ in der Wintersaison. Der Konzern sprach im Jänner von täglich etwa 100 kommerziell unnötigen, kaum besetzten Flügen, die durchgeführt würden.

Einig sind sich jedenfalls alle, dass Leerflüge kommerziell und ökologisch unsinnig sind. „Diese Leerflüge sind genauso absurd, wie es auf den ersten Blick scheint“, kritisierte etwa Gewessler. „Sie blasen Unmengen klimaschädliches CO2 in unsere Luft und heizen die Klimakrise weiter an. Und sie lassen sich ganz einfach vermeiden.“