Menschen in Schutzkleidung reinigen Strand in Ventanilla
Reuters/Angela Ponce
Ölpest nach Tonga-Tsunami

Schlagabtausch über Schuldfrage in Peru

In Peru sind derzeit Hunderte Helferinnen und Helfer im Einsatz, um mit Rohöl verschmutzte Strände zu säubern. Die Ölpest steht im Zusammenhang mit dem vom Vulkanausbruch vor Tonga ausgelösten Tsunami – und sorgt nun für einen Schlagabtausch zwischen Peru und dem spanischen Ölkonzern Repsol.

Am 15. Jänner sind beim Entladen des Tankers „Mare Doricum“ in einer Repsol-Raffinerie im Norden der peruanischen Hauptstadt Lima geschätzte 6.000 Barrel (je 159 Liter) Öl ausgelaufen. Repsol machte die vom Vulkauausbruch nahe Tonga ausgegangene Flutwelle für den Unfall verantwortlich. Mittlerweile sind nördlich von Lima 21 Strände verschmutzt – mindestens 18 Quadratkilometer seien von ausgelaufenem Öl kontaminiert, teilte das Umweltministerium des südamerikanischen Landes zuletzt mit.

Die peruanische Regierung wirft Repsol unter anderem vor, das Ausmaß der Ölpest heruntergespielt zu haben. Der Schlagabtausch umfasst auch die Frage, inwieweit eine der laut peruanischer Regierung „schlimmsten Umweltkatastrophen der letzten Jahre“ hätte verhindert werden können. Schließlich hätten peruanischen Medienberichten zufolge die von Repsol für die Aufräumarbeiten angeheuerten Arbeiter und Arbeiterinnen keine klare Anweisung bekommen, was mit dem aufgesammelten Rohöl zu tun ist.

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Arbeiter in Schutzkleidung auf verschmütztem Strand
Reuters/Pilar Olivares
Eine Ölpest hat in Peru über 20 Strände verschmutzt
Fässer gefüllt mit verschmutztem Sand
Reuters/Angela Ponce
Seit Tagen sind Hunderte damit beschäftigt, die verschmutzten Strände zu säubern
Menschen beseitigen an Strand Öl, Häuser im Hintergrund
AP/Martin Mejia
Das Öl stammt von einer nördlich von Lima gelegenen Raffinerie: Dort waren beim Entladen eines Tankers etwa 6.000 Barrel (je 159 Liter) Öl ausgelaufen.
Erschöpfte Arbeiter in Schutzkleidung
Reuters/Angela Ponce
Regierungsangaben zufolge handelt es sich um eine der schlimmsten Umweltkatastrophen der letzten Jahre
Arbeiter füllen verschmutzten Sand in Fässer
Reuters/Angela Ponce
Mindestens 18 Quadratkilometer sind laut Regierungsangaben von ausgelaufenem Öl kontaminiert
Ölbarriere am Strand
APA/AFP/Cris Bouroncle
Laut dem Ölkonzern Repsol verursachten hohe Wellen nach der Eruption des Vulkans Hunga Tonga-Hunga Ha’apai auf Tonga den Unfall
Menschen in Schutzkleidung schleppen Plane über Strand
APA/AFP/Cris Bouroncle
Perus Umweltminister Ruben Ramirez warf dem Unternehmen vor, das Ausmaß der Ölpest zunächst heruntergespielt zu haben, und kündigte Sanktionen an
Arbeiter schüttet Kübel aus
Reuters/Angela Ponce
Die Umweltschutsorganisation Oceania kritisierte auch die bisherigen Aufräumarbeiten

Umweltschutz-NGO kritisiert Aufräumarbeiten

Bisher seien noch nicht die notwendigen Maßnahmen ergriffen worden, um die Umweltkatastrophe einzudämmen, hieß es von der Umweltschutzorganisation Oceana. Die Einsatzkräfte seien lediglich mit Kehrschaufeln, Scheibtruhen und Kübeln und damit nicht ausreichend ausgerüstet, sagte Oceana-Peru-Vizechef Daniel Olivares gegenüber dem Nachrichtenportal La Prensa: „Wir haben gesehen, wie von dem Unternehmen beauftragte Arbeiter den schwarzen Ölschaum, der aus dem Meer kommt, aufgesammelt und in in den Sand gegrabenen Löchern deponiert haben.“

Wie die NGO per Aussendung zudem mitteilte, hätte die Katastrophe wohl verhindert werden können, „wenn das Schiff die Tsunami-Warnungen entlang der gesamten Pazifikküste nach dem Unterwasservulkanausbruch bei Tonga nicht ignoriert hätte“.

„Nicht vorhersehbares maritimes Phänomen“

Dem hält Repsol entgegen, dass es in Peru im Gegensatz zu den Nachbarländern wie Chile und Ecuador keine derartige Warnung gegeben habe. Die Ölpest habe „ein von dem Unternehmen nicht vorhersehbares maritimes Phänomen verursacht, das durch den Vulkanausbruch in Tonga ausgelöst wurde“. Seit Beginn des Unglücks sei man zudem mit der Sanierung der Küsten und der Säuberung der Strände befasst, so Repsol, und dafür werde man auch „alle erforderlichen Ressourcen zur Verfügung stellen“.

Minister: Repsol „allein verantwortlich“

Man verurteile die durch die von Repsol betriebene Raffinerie verursachte Umweltkatastrophe, teilte indes das peruanische Außenministerium via Twitter mit. Die ökologischen Schäden seien nicht hinnehmbar, und man habe bereits straf-, zivil- und verwaltungsrechtliche Maßnahmen ergriffen, „um die Souveränität und das Wohlergehen des Landes zu schützen“.

Grafik zur Ölpest in Peru
Grafik: OSM/ORF.at

Auch Umweltminister Ruben Ramirez sagte gegenüber dem Radio- und Fernsehsender RPP, „dass Repsol nicht von einer Angelegenheit ausgenommen werden kann, für die es allein verantwortlich ist“. Dem Minister zufolge habe man Repsol zur Säuberung und Dekontaminierung der betroffenen Strände eine Frist von drei Wochen gesetzt. Ramirez räumte aber ein, dass die insgesamt notwendigen Sanierungsarbeiten wohl deutlich länger dauern werden.

Perus Strände durch Ölpest verschmutzt

Durch eine Ölpest sind nördlich von Lima 21 Strände verschmutzt. Das Öl ist beim Beladen eines Öltankers ausgelaufen. Der Vorfall ereignete sich offenbar beim Eintreffen eines vom Vulkanausbruch vor Tonga ausgelösten Tsunamis.

Dass Repsol „für die verheerenden Auswirkungen dieses Ölunfalls zur Verantwortung gezogen wird“, steht auch für Oceana außer Frage. Die Ölpest sei der Umweltorganisation zufolge aber auch ein warnendes Beispiel, inwieweit Offshore-Ölbohrungen den Ozeanen schaden und auch zur Klimakrise beitragen – Peru solle daher auch seine Abhängigkeit von dieser „schmutzigen und gefährlichen Praxis“ überdenken.

Der Vulkanausbruch vor Tonga war einer der schwersten seit Jahrzehnten und weltweit messbar. Im gesamten Pazifikraum wurden zahlreiche Tsunami-Warnungen herausgegeben. Im mehr als 10.000 Kilometer entfernten Peru wurden etliche Häfen gesperrt. Am Strand von Naylamp im Norden des Landes wurden zwei offenbar ertrunkene Frauen tot am Strand aufgefunden. Die Polizei sprach in diesem Zusammenhang von „abnormal“ hohen Wellen.