Britische Außenministerin Liz Truss
Reuters/Olivier Douliery
Ukraine-Krise

London wirft Moskau „Komplott“ vor

Mit neuen Vorwürfen gegen Moskau hat London in der Nacht auf Sonntag die diplomatischen Verwerfungen zwischen NATO und Russland verschärft. Wenige Stunden nach einem Signal der Deeskalation – offenbar vereinbarten direkten Gesprächen zwischen Ukraine und Russland auf Expertenebene – behauptete die britische Außenministerin Liz Truss, man habe Informationen für ein „Komplott“ des Kremls in der Ukraine. Moskau wies das als Provokation zurück.

Das britische Außenministerium beschuldigte die russische Regierung, eine prorussische Führung in der Ukraine installieren zu wollen. Die russischen Geheimdienste seien im Rahmen von Invasionsplänen in Kontakt mit mehreren ehemaligen Politikern der Ukraine.

„Wir werden das Komplott des Kremls nicht tolerieren, eine prorussische Führung in der Ukraine zu installieren“, schrieb Außenministerin Truss auf Twitter. Die russische Regierung wisse, dass ein militärischer Einmarsch ein großer strategischer Fehler wäre und dass das Vereinigte Königreich und seine Partner Russland einen hohen Preis auferlegen würden.

Murajew: „Nicht sehr logisch“

Das britische Außenministerium teilte mit, es habe Informationen, dass die russische Regierung den ehemaligen ukrainischen Abgeordneten Jewhen Murajew als möglichen Kandidaten für die Führung einer prorussischen Führung in Betracht ziehe. Das Ministerium lehnte es ab, Beweise vorzulegen, die die Anschuldigungen untermauern.

Murajew sagte auf Anfrage der Zeitung „Observer“, das britische Außenministerium scheine verwirrt zu sein. „Es ist nicht sehr logisch. Ich bin aus Russland verbannt. Nicht nur das, auch das Geld der Firma meines Vaters wurde konfisziert.“

Die britische Erklärung wurde in den frühen Morgenstunden des Sonntags, Moskauer und Kiewer Zeit, veröffentlicht. Die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Emily Horne, teilte mit, diese Art von Verschwörung sei sehr besorgniserregend. Man habe selbst ähnliche Informationen, verlautete aus US-Regierungskreisen. Das ukrainische Volk habe das souveräne Recht, seine Zukunft selbst zu bestimmen. Die USA stünden an der Seite ihrer demokratisch gewählten Partner in der Ukraine.

Großbritannien warnt vor Ukraine-Komplott

Großbritannien hat Russland vorgeworfen, in der Ukraine eine prorussische Führung einsetzen zu wollen. Dafür gebe es intensive Geheimdienstkontakte zu ehemaligen ukrainischen Politikern. Moskau wies den Vorwurf als „Desinformation“ zurück.

Moskau: „Provokante Aktivitäten“

Die russische Regierung wies die Vorwürfe der britischen Regierung als „Falschinformation“ zurück. Großbritannien und die NATO eskalierten die Spannungen wegen der Ukraine. Das russische Außenministerium forderte das britische Außenministerium auf Facebook auf, seine „provokanten Aktivitäten“ zu unterlassen und keinen Unsinn zu verbreiten.

Die Nachrichtenagentur RIA hatte zuvor berichtet, die britische Außenministerin werde im Februar nach Moskau reisen, um sich mit ihrem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow zu treffen. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu und sein britischer Amtskollege Ben Wallace hätten ebenfalls Gespräche vereinbart. Offen ist, ob es nun weiter zu diesen Treffen kommen wird.

Russische Truppen an Grenze massiert

Russland hat an der Grenze zur Ukraine rund 100.000 Soldaten zusammengezogen. Die Regierung in Moskau weist den Vorwurf zurück, eine Invasion in die Ukraine vorzubereiten, und fordert ihrerseits Sicherheitsgarantien der NATO. Der Westen weist das zurück und hat erklärt, dass ein Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine schwerwiegende politische und wirtschaftliche Folgen haben würde.