Offizielle Gespräche mit Taliban in Oslo

Vor dem Hintergrund einer drohenden humanitären Katastrophe in Afghanistan sind die Taliban zu offiziellen Gesprächen mit westlichen Vertretern in Oslo eingetroffen. Zum Auftakt kam die von Außenminister Amir Khan Muttaqi geführte Taliban-Delegation gestern mit Vertretern der afghanischen Zivilgesellschaft zusammen, wie die norwegische Regierung mitteilte.

Norwegen empfängt Taliban zu Gesprächen

Die norwegische Regierung hat Vertreter der militant-islamistischen Taliban zu Gesprächen nach Oslo eingeladen. Erstmals seit der Machtergreifung reiste eine Delegation der Taliban zu Verhandlungen in ein westliches Land. In den kommenden Tagen soll es auch zu Gesprächen mit Vertretern aus den USA, Deutschland und Frankreich kommen.

Die Taliban-Delegation sollte unter anderem mit afghanischen Frauenrechtlerinnen und Journalisten zusammenkommen. Die Gespräche finden hinter verschlossenen Türen statt.

An den weiteren politischen Gesprächen nehmen nach Angaben der norwegischen Regierung dann auch Vertreter aus den USA und mehreren europäischen Ländern teil, darunter Deutschland und Frankreich. Es sind die ersten offiziellen Gespräche zwischen Vertretern des Westens und der international nicht anerkannten Taliban-Regierung auf europäischem Boden.

Eine Delegation der Taliban im Soria Moria Hotel in Oslo (Norwegen)
AP/NTB scanpix/Torstein Boe

Die Gespräche in Oslo bedeuteten „keine Legitimation oder Anerkennung der Taliban“, betonte Norwegens Außenministerin Anniken Huitfeldt vor Beginn des Treffens. „Aber wir müssen mit den Behörden sprechen, die de facto das Land regieren. Wir dürfen nicht zulassen, dass die politische Situation in eine noch schlimmere humanitäre Katastrophe mündet.“ Die Taliban ihrerseits hatten vor Beginn der Gespräche die Hoffnung auf verbesserte Beziehungen zum Westen bekundet.