Syrische kämpfer vor dem Gefängnis in Hassakeh im nordosten Syriens
AP/Hogir Al Abdo
Seit Tagen Kämpfe in Syrien

Viele Tote bei Überfall auf Gefängnis

Nach dem schweren Angriff der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf ein Gefängnis in der syrischen Stadt Hassakeh am Donnerstag haben die Gefechte auch Tage später noch angedauert. Dabei wurden mehr als 135 Menschen getötet. Der Überfall auf das Gefängnis war einer der schwersten Angriffe des IS in Syrien seit Jahren.

Unter den Toten waren nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte 84 Dschihadisten und 45 kurdische Sicherheitskräfte. Die Informationen der Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien sind nicht unabhängig prüfbar. Die von Kurden angeführten Truppen versuchten, das Gefängnis wieder vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen.

US-Truppen unterstützten den Kampf gegen die Extremisten mit Luftschlägen. Jets des Bündnisses zum Kampf gegen den IS warfen auch Flugzettel ab mit Aufforderungen an Anrainer, „terroristische oder verdächtige Handlungen“ jeglicher Art in der Gegend zu melden. Laut Beobachtungsstelle kam zudem militärische Verstärkung in der Nähe des Gefängnisses an. Die von Kurdenmilizen angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) hätten einen großen Teil des Gefängnisses sowie die Umgebung unter ihre Kontrolle gebracht.

Auch Angriff im Irak

Ziel des Überfalls, der am Donnerstag begann, war die Befreiung inhaftierter Anhänger. Der Angriff war eine Erinnerung daran, dass der Kampf gegen die Terrormiliz noch nicht gewonnen ist. Im benachbarten Irak griffen IS-Extremisten am Freitag zudem einen Militärstützpunkt nordöstlich von Bagdad an und töteten Sicherheitskreisen zufolge elf irakische Soldaten.

IS-Angriffe auf Syrien und Irak

Im Nordosten Syriens toben heftige Kämpfe zwischen der Terrormiliz IS und kurdischen Truppen. Mehr als 120 Menschen sollen schon getötet worden sein – begonnen hat alles mit dem Angriff des IS auf ein Gefängnis.

In einer in den sozialen Netzwerken verbreiteten Erklärung bekannte sich der IS zum Überfall in Syrien. Mehr als 800 Gefangene hätten dabei fliehen können, hieß es in einer über das Internet verbreiteten Nachricht des IS-Sprachrohrs Amak. IS-Kämpfer hätten mit Lastwagen zwei Autobomben am Eingang des Gefängnisses zur Explosion gebracht. Bei den Gefechten sei auch der Gefängnisdirektor getötet worden.

IS-Kämpfer verschanzten sich nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte im Gefängnis, zudem lauerten Scharfschützen in einem benachbarten Rohbau. Der IS veröffentlichte ein Video, das Dutzende Gefängnisaufseher zeigen soll, die beim Überfall mutmaßlich gefangen genommen wurden. Einige der Männer sagen darin ihre Namen und Geburtsdaten in die Kamera.

Sorge vor neuem Aufstieg des IS

Hassakeh liegt im von syrischen Kurden kontrollierten Nordosten des Bürgerkriegslandes. Im dortigen Gefängnis saßen nach Angaben kurdischer Medien zuletzt rund 5.000 IS-Anhänger. Ein SDF-Sprecher sagte am Samstag, zahlreiche geflohene IS-Anhänger seien gefasst worden. Möglicherweise sind aber noch viele auf der Flucht.

Die Terrormiliz hatte im Sommer 2014 große Gebiete im Norden und Westen des Irak eingenommen und dort ein Kalifat ausgerufen. Zum Herrschaftsgebiet der Extremisten gehörten auch große Teile des benachbarten Syrien. Mit militärischer Unterstützung der USA und anderer Staaten konnten die irakischen Sicherheitskräfte die Terrormiliz zurückdrängen. In Syrien nahmen von Kurden angeführte Truppen im Frühjahr 2019 die letzte IS-Hochburg ein. Beobachter warnen vor einem Wiederaufstieg der Terrormiliz.