Regiepionierin Käthe Kratz wird 75

In der heimischen Filmszene ist ihr Name untrennbar mit dem Pioniergeist der Frauenbewegung verbunden: Österreichs erste TV-Spielfilmregisseurin Käthe Kratz, die sich auch als Gestalterin sensibler, sozial engagierter Dokus einen Namen machte, wird heute 75.

Die gebürtige Salzburgerin gehörte gemeinsam mit Susanne Zanke, Kitty Kino, Heide Pils und der 1994 verstorbenen Margareta Heinrich zur informellen Gruppe „Aktion Filmfrauen“, die längst nicht mehr existiert. „Aber Anfang der 80er Jahre haben wir viel in Bewegung gebracht“, sagte sie einst in einem APA-Interview.

Gegen Ende des Jahrzehnts und die ganzen 1990er Jahre hindurch sei die Frauenquote in Österreich allerdings wieder gegen null gegangen. „Nach einer Phase, in der wir gedacht haben, es hat sich in den Köpfen der Menschen gesetzt, dass auch Frauen etwas zu erzählen haben, war das sehr bitter.“

Erste Studentin an Wiener Filmhochschule

Kratz studierte als erste Frau Regie an der Wiener Filmhochschule. Nach ersten Dokumentarfilmen als freie Mitarbeiterin des ORF folgten Spielfilme fürs Fernsehen, darunter „Glückliche Zeiten“ (1976, mit Dieter Berner) und die fünfteilige historische Reihe „Lebenslinien“ (1979–88), die sich heute in der DVD-Edition „Der österreichische Film“ wiederfindet. Auch im Kino verewigte sie sich mit Werken wie „Atemnot“ (1983) und „Das 10. Jahr“ (1994).

Viel Aufmerksamkeit erlangte Kratz, die lange mit Peter Turrini liiert war, mit ihren beiden Dokus „Abschied ein Leben lang“ (1999) und „Vielleicht habe ich Glück gehabt“ (2003). Drei Emigrantinnen, die heute in den USA leben, lässt sie in ihrem „Abschied“-Film von ihrem Alltag vor dem „Anschluss“, von Flucht und Exil berichten.

In „Vielleicht habe ich Glück gehabt“ machte sie sich auf die Spuren von Flüchtlingskindern im heutigen Österreich und stellte ihr Schicksal jenen von aus Österreich vertriebenen jüdischen Exilanten im damaligen London gegenüber.