Blick in eine Contact Tracing Stelle in Wien
APA/Robert Jäger
Contact-Tracing

Zwischen Aufgabe und Einschränkung

Die rasante Ausbreitung der Omikron-Variante führt das Contact-Tracing an seine Grenzen. In Oberösterreich will man gleich ganz darauf verzichten und setzt auf die Eigenverantwortung der Infizierten. In Niederösterreich hingegen heißt es, dass das Contact-Tracing recht gut funktioniere. In Wien wird die Kontaktnachverfolgung nun laut dem Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) „fokussiert“. Auch andere Bundesländer wollen das tun.

Die Omikron-Welle steuert auch in Wien auf ihren Höhepunkt zu. Nur noch bei 32 Prozent der CoV-Fälle kann die Infektionsquelle geklärt werden, die Millionenstadt Wien liegt damit unter dem Österreich-Schnitt von 36 Prozent. Im Sommer 2021 lag die Aufklärungsquote noch bei 80 Prozent. Je mehr Menschen infiziert sind, desto geringer ist die Aufklärungsquote. Die Kontaktnachverfolgung werde jetzt fokussiert, sagte Gesundheitsstadtrat Hacker am Montag im „Wien heute“-Interview.

„Angesichts der extrem hohen positiven Zahlen, die wir jetzt jeden Tag haben, ist klar, dass Contact-Tracing nicht mehr auf diese Art funktioniert wie, als wir nur ein Zehntel dieser Zahlen gehabt haben. Aber es ist noch zu früh, um da den Hut draufzuschmeißen“, so Hacker.

Fokus auf bestimmte Personengruppen

Daher werde man das Contact-Tracing bis auf Weiteres aufrechterhalten, um nach wie vor Infektionsketten so früh wie möglich zu unterbinden. Angesichts der hohen Zahl an Neuinfektionen wird beim Kontaktpersonenmanagement jetzt aber ein Fokus auf bestimmte Personengruppen gerichtet, in denen schnell Cluster drohen. Hacker nannte Schulen und Kindergärten sowie ältere Personen insbesondere in Pensionisten- und Pflegeheimen. Das seien die „beiden großen Schwerpunkte“. Für alle dazwischen gebe es derzeit oft nicht mehr genügend Ressourcen – mehr dazu in wien.ORF.at.

Oberösterreich setzt auf Eigenverantwortung

Das Land Oberösterreich stellte die Erfassung von Kontaktpersonen weitgehend ein. Die Eigenverantwortung solle mehr Gewicht bekommen. Die Betroffenen sollen künftig selbst ihre Kontakte informieren. Die Arbeit der Contract-Tracer und -Tracerinnen sei in den vergangenen Monaten immer schwieriger geworden, so das Land. „Die Teams haben immer weniger Kontaktpersonen genannt bekommen“, so Barbara Spöck, Bezirkshauptfrau von Steyr-Land.

Der Schritt sei angesichts der hohen Infektionszahlen nachvollziehbar, so Rainer Gattringer, Leiter der Mikrobiologie am Klinikum Wels-Grieskirchen, im Interview mit dem ORF Oberösterreich. Gerade bei Omikron, wo die Inkubationszeit sehr kurz ist, müssten sämtliche nötigen Schritte – etwa Absonderung von Infizierten und Kontaktpersonen – in kürzester Zeit erfolgen, hieß es weiter.

Experte: Sind nicht mehr am Anfang dieser Pandemie

Bei der derzeit hohen Anzahl an Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden sei das nicht mehr möglich. „Jede Aktion sollte ja eine sinnvolle Konsequenz nach sich ziehen.“ Und wenn das nicht mehr gegeben sei, dann müsse eine Anpassung vorgenommen werden, „sodass ein Minimum an Erfolg noch erzielt werden kann“, so Gattringer.

Die Veränderung bei der Kontaktermittlung ist auch für Medizin- und Bioinformatiker Stephan Winkler von der FH Hagenberg nachvollziehbar. „Erstens haben wir es mit einer so großen Anzahl an Infektionen pro Tag zu tun, dass sich das mit dem Nachtelefonieren nur mehr schwer ausgeht“, so Winkler in „Oberösterreich heute“. Zweitens gehe es bei Contact-Tracing in den ersten Phasen einer Krankheitsausbreitung darum, vielleicht eine Pandemie zu verhindern. „Aber wir sind ja jetzt nicht mehr am Anfang dieser Pandemie“, so der Experte – mehr dazu in ooe.ORF.at.

NÖ: Contact-Tracing „wesentlicher Beitrag“

In Niederösterreich denkt man indes nicht daran, das Contact-Tracing zu beenden. Das Contact-Tracing funktioniere aber – anders als in anderen Bundesländern – gut, heißt es aus dem Bundesland. In Niederösterreich sei eine Aufgabe bisher nicht angedacht, so Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). Sie sieht das Contact-Tracing weiterhin als „einen wesentlichen Beitrag zur Eindämmung der Virusübertragung“.

Dafür stünden bis zu 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einsatz, zuletzt lag die Aufklärungsquote der Infektionsketten bei 59 Prozent, hieß es von dem Land. Königsberger-Ludwig möchte das Contact-Tracing so lange wie möglich beibehalten – mehr dazu in noe.ORF.at.

Steiermark: Auf vulnerable Bereiche beschränkt

In Kärnten gerät das Contact-Tracing an seine Grenzen. Die Lage in den Magistraten und Bezirkshauptmannschaften sei merklich angespannt. Abhängig vom jeweiligen Bezirk könne das Contact-Tracing deshalb nicht mehr überall tagesaktuell absolviert werden. Die Lage sei aber im Gegensatz zu anderen Bundesländern noch unter Kontrolle, hieß es vom Land – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

In der Steiermark werde das Contact-Tracing derzeit auf den vulnerablen Bereich – zu dem auch Schulen zählen – beschränkt, hieß es aus dem Büro der Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP). An diesem Vorgehen soll so lange festgehalten werden, solange die Zahlen so steigen, wie sie es derzeit tun – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Tirol: Nur noch in Ausnahmefällen

Auch in Tirol stößt das Contact-Tracing angesichts von Omikron an seine Grenzen. Priorität habe derzeit die möglichst rasche Absonderung von positiv getesteten Menschen, heißt es beim Land. Wer positiv getestet wurde, sollte seine Kontaktpersonen am besten selbst darüber informieren. Wer wiederum mit Infizierten Kontakt hatte, wird aufgefordert, sich zum PCR-Test zu melden. Das Land betreibt Contact-Tracing nur noch in Ausnahmefällen, etwa in Gemeinschaftseinrichtungen wie Altersheimen – mehr dazu in tirol.ORF.at.