Mittlerweile ist der Eintrag auf Youngs Website wieder entfernt, das Branchenmagazin „Variety“, der „Rolling Stone“ und weitere Medien berichteten über den offenen Brief des Musikers. Darin forderte er sein Management und seine Plattenfirma auf, den schwedischen Streamingdienst umgehend darüber zu informieren, dass er seine Musik nicht mehr auf Spotify haben wolle.
„Ich tue das, weil Spotify falsche Informationen über Impfstoffe verbreitet – und damit möglicherweise den Tod derjenigen verursacht, die den von ihnen verbreiteten Desinformationen glauben“, wurde Young zitiert. „Bitte handeln Sie sofort und halten Sie mich über den Zeitplan auf dem Laufenden“, so Young in Richtung seines Managements, wie „Variety“ weiter aus dem Brief zitiert. „Sie können Rogan oder Young haben. Nicht beide“, schrieb der Musiker. Bisher gab es keine offizielle Stellungnahme von Youngs Vertretern, die Musik des Kanadiers ist – zumindest vorerst – weiterhin auf Spotify verfügbar.

Breite Kritik an Rogans Podcast
Die Kritik richtet sich gegen den Podcast „The Joe Rogan Experience“ des US-Comedians, der laut „Variety“ der meistgehörte Podcast im vergangenen Jahr weltweit war. Rogan wird aber nicht nur von Young kritisiert: Ihm wurde bereits in der Vergangenheit öfter vorgeworfen, das Coronavirus zu verharmlosen und bei der Verbreitung von Verschwörungstheorien aktiv mitzuwirken.
Erst Mitte Jänner kritisierte ein offener Brief von Ärztinnen und Ärzten sowie anderen Fachleuten zum Thema Covid-19 Rogans Podcast scharf. Mittlerweile hat der Brief an Spotify über 1.000 Unterschriften, wie der öffentlich-rechtliche US-Radiosender NPR berichtet. Darin wird der Dienst aufgefordert, gegen CoV-Falschinformationen vorzugehen.

Rogan habe falsche Behauptungen über die Pandemie, Impfstoffe und Behandlungen verbreitet, so der Vorwurf. In dem offenen Brief wird das als ein „soziologisches Problem von verheerendem Ausmaß“ bezeichnet, so NPR. Spotify, so der Vorwurf der Expertinnen und Experten, habe Rogan die Plattform geboten und damit die Verbreitung überhaupt erst ermöglicht.
Konkret kritisiert die Gruppe von Fachleuten „eine höchst umstrittene Folge mit dem Gast Dr. Robert Malone (#1757)“. Die Folge wurde für die Verbreitung unbegründeter Verschwörungstheorien kritisiert. Malone soll den Auftritt in Rogans Podcast genutzt haben, um „eine unbegründete Theorie zu verbreiten, dass gesellschaftliche Entscheidungsträger die Öffentlichkeit ‚hypnotisiert‘ haben“. Malone wurde auch von Twitter blockiert, wie die Experten schreiben.
Experten wollen Vorgehen wie bei Twitter und Co.
Bisher standen vor allem soziale Netzwerke in der Kritik, bei der Verbreitung von Falschinformationen zu helfen: So reagierten etwa Facebook und Twitter in der Pandemie und erklärten CoV-Falschinfos für verboten. Bei beiden Plattformen können entsprechende Inhalte gemeldet werden – bei Spotify war das bisher kein Thema.
In dem offenen Brief fordern sie von Spotify jedoch nicht die Löschung von Rogans Podcast. Man wünsche sich aber mehr Transparenz bei den Regeln des schwedischen Streamingdienstes. Falschinformationen sollen besser kontrolliert werden – und es solle eine Möglichkeit geben, entsprechende Fehlinformationen einfach zu melden.
Rogan unterschrieb 100-Mio.-Deal
„The Joe Rogan Experience“ ist der meistgehörte Podcast bei Spotify, das Unternehmen macht aber keine genauen Angaben zur Zahl der Hörer. Es dürfte sich dabei jedoch um ein beachtliches Geschäft handeln: Rogan unterschrieb einen Vertrag um 100 Millionen US-Dollar (rund 89 Mio. Euro), der Spotify die exklusive Verbreitung zusichert.
Youngs Forderung könnte den Druck auf Rogan nun noch einmal erhöhen. Es wäre nicht das erste Mal, dass seine Musik von Spotify verschwindet – schon vor einigen Jahren ließ er seine Songs entfernen, weil er die Tonqualität als zu schlecht empfand, schreibt der „Rolling Stone“. Schließlich kehrten die Songs zurück: „Das ist der Ort, an dem die Leute Musik bekommen“, sagte er dem Magazin 2019.