Verlassenes Fahrzeug im Schnee in Athen
AP/Michael Varaklas
Extremwetter hält an

Schneechaos im Mittelmeer-Raum

Mehr als ein halber Meter Schnee auf griechischen Urlaubsinseln, mehrere tausend Menschen, die über Nacht in eingeschneiten Fahrzeugen waren, und geschlossene Flughäfen: Das seit dem Wochenende anhaltende Extremwetter in Griechenland und der Türkei sorgt weiter für Probleme.

In der Hauptstadtregion Attika um Athen fiel über Nacht mehr als ein halber Meter Schnee. Das Chaos auf den Autobahnen des Landes hatte schon Montagmittag seinen Lauf genommen, als schlecht ausgestattete Autos und Lastwagen ohne Winterreifen und Schneeketten nicht mehr weiterkamen und dadurch den Räumfahrzeugen den Weg versperrten. Dienstagfrüh steckten laut dem griechischen Sender ERT um Athen weiterhin rund 1.200 Autos fest. Manche der Betroffenen saßen fast 24 Stunden fest.

In Griechenland gibt es keine Winterreifenpflicht – gerade im Großraum Athen schneit es im Winter normalerweise sehr selten, und wenn, dann nur leicht. Der griechisches Katastrophenschutzminister Christos Stylianidis gab am Dienstag bekannt, dass die Autobahnbetriebsgesellschaft pro hängen gebliebenes Fahrzeug eine Entschädigung von 2.000 Euro zahlen werde.

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Verschneite Akropolis
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Die Akropolis im Schnee – ein seltener Anblick
Verlassene Fahrzeuge im Schnee in Athen
AP/Michael Varaklas
Viele Fahrzeuge blieben über Nacht auf den Straßen rund um Athen hängen
Umgestürtzter Baum auf einem Auto in Athen
AP/Thanassis Stavrakis
Ein Baum in der griechischen Hauptstadt hielt den Schneemassen nicht stand
Verlassene Fahrzeuge im Schnee in Athen
AP/Michael Varaklas
Über Nacht wurden viele Fahrzeugbesitzer von den Einsatzkräften befreit, ihre Autos mussten sie zurücklassen
LKW-Fahrer schaufelt Schnee auf Autobahn in Athen
AP/Michael Varaklas
Mit unzureichender Ausrüstung trotzten die Menschen den Schneemassen
Räumarbeiten in Athen
AP/Thanassis Stavrakis
Selbst die Straßenmeisterei besitzt nicht ausreichend Spezialfahrzeuge für die Räumung
Obdachloser im verschneiten Athen
AP/Thanassis Stavrakis
Der Kontrast könnte nicht deutlicher sein – reife Orangen auf Bäumen, schneebedeckter Boden
Schneebedeckter Strand bei Athen
Reuters/Costas Baltas
Selbst die Strände der Hauptstadtregion Attika sind von Schnee bedeckt
Verschneiter Platz vor dem Parlament in Athen
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Noch am Dienstag soll der Schnee in Athen wieder verschwunden sein

Häuser schlecht isoliert

Es ist das zweite Jahr in Folge, dass Griechenland nach verheerenden Hitzewellen im Sommer mit starken Schneefällen im Winter zu kämpfen hat. Auch in anderen Landesteilen gab es Probleme. Vielerorts stürzten Bäume durch die Schneelast auf Stromleitungen – noch konnte die Elektrizität nicht überall wiederhergestellt werden. Zudem sind viele Wohnungen nicht auf die niedrigen Temperaturen ausgerichtet, schlecht isoliert und ohne ordentliche Heizmöglichkeit. Für Obdachlose und jene, die ihre Wohnungen nicht heizen können, öffnet die Stadt deshalb in solchen Situationen öffentliche Gebäude.

Extremwetter

Der Begriff Extremwetter beschreibt ein außerordentliches Wetterereignis, das statistisch selten in seiner Wiederkehr, Größe und/oder Dauer ist. Die zunehmende Häufigkeit solcher Ereignisse wird von Klimaforschern im Zusammenhang mit der fortschreitenden Erderhitzung gesehen.

Für Dienstag ordnete die Regierung an, dass die meisten Unternehmen, Geschäfte und Behörden in den betroffenen Gebieten ebenso geschlossen bleiben wie Schulen und Kindergärten. Das betrifft neben Attika auf dem Festland auch die Sporaden-Inseln, Kreta, Euböa und die Kykladen. Ab Dienstagmittag wurde Tauwetter erwartet.

Schnee auf Stränden, abgeschnittene Bergdörfer

Besonders ungewöhnlich ist die aktuelle Schneedecke auf den Inseln. Auf Rhodos und Kreta berichten Einheimische von Rekordschneemengen. Auf der Ferieninsel Mykonos lagen Strände unter einer weißen Decke. Auf Andros, Naxos und Tinos waren Bergdörfer von der Außenwelt abgeschnitten. Auch Fährverbindungen wurden vielerorts unterbrochen, was für Inseln wie Tinos bedeutet, für die Dauer der Schneefälle von der Außenwelt abgeschnitten zu sein.

Schneebedeckter Strand bei Athen
Reuters/Costas Baltas
Eine dichte Schneedecke am Strand sah man in Griechenland bisher noch nicht oft

Auch Istanbuler Flughafen betroffen

Von den winterlichen Verhältnissen stark betroffen sind auch die Flughäfen der Region. Die meisten Flüge vom Athener Flughafen wurden gestrichen. In der türkischen Metropole Istanbul sieht die Lage ähnlich aus, weiterhin fallen zahlreiche Flüge aus. Der Flugstopp im größten Airport Istanbuls werde bis Dienstagnachmittag verlängert, teilte die Betreiberfirma am Dienstag auf Twitter mit. Nur Überseeflüge wurden ab Dienstagmittag zur Landung zugelassen, wie ein Sprecher der Betreibergesellschaft sagte. Bis in die Nacht erwarte man aber keinen regulären Betrieb.

Auch die zivile Luftfahrtbehörde schrieb, dass Pisten auf dem internationalen Flughafen Istanbul aufgrund der Wetterbedingungen noch geschlossen seien. Die halbstaatliche Fluggesellschaft Turkish Airlines sagte, dass es auch zu Ausfällen im kleineren Airport Sabiha Gökcen am anderen Ende der Stadt komme. Grund sei eine Einschränkung der Flüge vonseiten der lokalen Behörden.

Verkehrschaos durch Schnee in Istanbul
Reuters/Emrah Gurel
Auch in Istanbul legte der starke Schneefall Autobahnen lahm

Der Istanbuler Gouverneur Ali Yerlikaya untersagte das Benutzen von privaten Fahrzeugen in der Metropole. Räumfahrzeuge waren im Einsatz, um Straßen von Schnee und Eis zu befreien. Zahlreiche Menschen mussten laut Medienberichten die Nacht im Auto verbringen. Auch in den Tourismusgebieten Bodrum und Antalya schneite es. Im Laufe des Dienstags wird laut Wetterbehörde weiterer Schneefall in der Region Istanbul und in Anatolien erwartet.

Mittelmeer-Raum versinkt im Schnee

Das seit Tagen anhaltende Extremwetter in Griechenland und der Türkei sorgt weiter für erhebliche Probleme in Verkehr und Infrastruktur. In der Hauptstadtregion Attika um Athen fiel mehr als ein halber Meter Schnee, zahlreiche Autofahrer blieben mit ihren Fahrzeugen im Schnee stecken. In Istanbul fielen etliche Flüge wegen der Wetterverhältnisse aus.

Kälterekord in Montenegro

Im Adria- und Balkan-Land Montenegro wurde am Dienstag ein neuer Kälterekord erreicht. In der Ortschaft Kosanica nahe der nördlichen Stadt Pljevlja maß die Wetterstation eine Temperatur von minus 33 Grad Celsius, wie das Nachrichtenportal Vijesti.me berichtete.

Die tiefste Temperatur, die seit Beginn der Aufzeichnungen erfasst wurde, lag bisher bei minus 32 Grad. Sie war 1985 in der Kleinstadt Rozaje gemessen worden. Die Adria-Küste Montenegros ist in den Sommermonaten ein beliebtes Urlaubsziel. Auf den Spitzen der unmittelbar hinter der Küste aufragenden Berge bleibt der Schnee manchmal das ganze Jahr über liegen.