Erster arabischer Netflix-Film löst Streit über Moral aus

Es ist die erste Netflix-Produktion auf Arabisch und ein großer Streaming-Hit: die Neuverfilmung des italienischen Streifens „Perfect Strangers“. Die Handlung entspinnt sich rund um ein Abendessen unter sieben Freundinnen und Freunden, bei dem alle ihre Handys auf den Tisch legen und die Inhalte untereinander teilen. Dabei ergeben sich unter den Alkohol konsumierenden Gästen Diskussionen über sexuelle Abenteuer und Affären.

In Ägypten löste der Film heftige Debatten aus. Kritiker und Kritikerinnen warfen Netflix vor, Moral und traditionelle Werte zu untergraben. Der Journalist und Abgeordnete Mustafa Bakri forderte gar, Ägypten dürfe nicht mehr mit Netflix zusammenarbeiten, „da es nicht der erste Film ist, der auf die Werte und Traditionen ägyptischer und arabischer Gesellschaften abzielt“. Der ägyptische Anwalt Ajman Mahfus brachte nach eigenen Angaben eine Klage gegen die Filmemacher ein. Er warf ihnen vor, „Homosexualität zu fördern“, wie die Website al-Watan berichtete.

Die ägyptische Schauspielerin Mona Zaki
Reuters/Mohamed Abd El Ghany

Besonderes Augenmerk legten die Gegnerinnen und Gegner der Produktion auf eine Szene mit einer der Hauptdarstellerinnen, Mona Saki (Zaki). In einer Szene zieht sie ihren Slip aus, bevor sie das Haus verlässt. In den sozialen Netzwerken gab es zuletzt Zehntausende Postings, die Sakis Namen beinhalteten. Viele Userinnen und User empörten sich über die Szene.

Die Angriffe gingen so weit, dass sich viele Branchenkolleginnen und -kollegen sowie der Ägyptische Schauspielerverband einschalteten und für Saki Partei ergriffen. Man werde den Einschüchterungsversuchen nicht tatenlos zusehen und Saki unterstützen, sollte jemand Maßnahmen gegen sie ergreifen wollen, hieß es in einer Erklärung des Verbands.

Den Rufen, den Film in Ägypten zu verbieten, erteilte die Zensurbehörde eine Absage. Man könne nicht einschreiten, da es sich um eine libanesische Produktion handle.