Zentrale des Internationalen Währungsfonds (IWF) in der US-Hauptstadt Washington
APA/AFP/Stefani Reynolds
IWF-Prognose

Weniger Wachstum, höhere Inflation

Angesichts eines schwächer erwarteten Wachstums in China und den USA hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognose zur Entwicklung der Weltwirtschaft etwas nach unten korrigiert. Die globale Wirtschaft soll 2022 um 4,4 Prozent wachsen – um 0,5 Prozentpunkte weniger als bei der vorherigen Prognose im Oktober angenommen, wie der IWF am Dienstag mitteilte.

„Die Weltwirtschaft beginnt 2022 in einer schwächeren Position als zuvor erwartet“, erklärte der IWF. Die Omikron-Variante drohe den Pfad der wirtschaftlichen Erholung zu behindern. Zugleich hätten steigende Energiepreise und Probleme auf der Angebotsseite zu einer höheren und breiteren Inflation geführt als erwartet.

Für die USA, die weltgrößte Volkswirtschaft, kappte der IWF seine Wachstumsprognose um 1,2 Prozentpunkte auf vier Prozent. Als Grund dafür nennt der IWF vor allem das Scheitern eines billionenschweren Pakets für Investitionen in Sozialleistungen und Klimaschutz im US-Kongress, das die Konjunktur angekurbelt hätte.

Grafik zur Weltwirtschaft
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: IWF

Die Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in der Eurozone in diesem Jahr senkte der IWF auf 3,9 Prozent. Als Grund nannte er vor allem die anhaltenden Unterbrechungen globaler Lieferketten.

Null-Covid-Strategie belastet Chinas Wirtschaft

Für China, die zweitgrößte Volkswirtschaft, wurde die Prognose um 0,8 Prozentpunkte auf 4,8 Prozent gesenkt. Ein Grund für das schwache China-Geschäft dürfte neben der dortigen Konjunkturabkühlung angesichts der Immobilienkrise die Null-Covid-Strategie der Regierung sein. Diese führt schon bei einer geringen Zahl von Ausbrüchen dazu, dass ganze Fabriken und Hafenanlagen geschlossen werden.

Der IWF rief die Führung in Peking zu einer Abkehr von ihrem strikten Kurs auf. Die Beschränkungen erwiesen sich als Belastung – sowohl für die chinesische als auch für die globale Wirtschaft, sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa.

Auch der Immobiliensektor der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft berge Risiken. Falls der finanzielle Druck der Branche auf die Wirtschaft als Ganzes übergreifen sollte, wären „die Folgen weithin spürbar“, warnte IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath.

IWF prognostiziert weniger Wachstum

Angesichts eines schwächer erwarteten Wachstums in China und den USA hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognose zur Entwicklung der Weltwirtschaft etwas nach unten korrigiert. Die globale Wirtschaft soll 2022 um 4,4 Prozent wachsen – um 0,5 Prozentpunkte weniger als in der vorherigen Prognose im Oktober angenommen, wie IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath mitteilte. Auch mit einer deutlich höheren Inflationsrate als noch vor drei Monaten rechnet der IWF.

Deutlich höhere Inflation als zuvor erwartet

Der IWF rechnet für heuer weltweit mit einer deutlich höheren Inflationsrate als noch vor drei Monaten erwartet. In der aktuellen Prognose für 2022 geht er für die Industriestaaten von einer durchschnittlichen Inflationsrate von 3,9 Prozent aus. Das ist im Vergleich zur vorherigen Prognose vom Oktober eine Erhöhung um 1,6 Prozentpunkte. In Entwicklungs- und Schwellenländern soll die Teuerungsrate 2022 durchschnittlich 5,9 Prozent betragen – ein Plus von einem Prozentpunkt.

Der IWF warnte, die absehbar straffere Geldpolitik zur Bekämpfung der Inflation, vor allem in den USA, werde auch Schwellen- und Entwicklungsländer unter Druck setzen, etwa durch höhere Kreditzinsen und sich abschwächende Währungen. „Eine überraschend hohe Inflation in den Vereinigten Staaten könnte eine aggressive Straffung der Geldpolitik durch die Federal Reserve herbeirufen“, sagte Gopinath. Das würde zu einer deutlichen Verschärfung der Bedingungen an den globalen Finanzmärkten führen.

Für 2023 erwartet der IWF dank weniger Unterbrechungen globaler Lieferketten, stabilisierter Energiepreise und einer insgesamt strafferen Geldpolitik deutlich langsamer steigende Preise. In den Industriestaaten soll die Inflation dann nur noch 2,1 Prozent betragen, in den Schwellen- und Entwicklungsländern 4,7 Prozent.

US-Notenbank tendiert zu strafferer Geldpolitik

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat ihre Kehrtwende weg von den Hilfsprogrammen zum Kampf gegen die CoV-Krise hin zu einer strafferen Geldpolitik bereits eingeleitet. Möglicherweise wird der Leitzins schon im März erstmals seit dem Beginn der Pandemie erhöht. Bis Jahresende werden bis zu zwei weitere Zinsschritte erwartet. Der Leitzins liegt noch in der extrem niedrigen Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent. Die Inflationsrate wiederum war im vergangenen Jahr auf sieben Prozent geklettert, den höchsten Wert seit Jahrzehnten. Eine Erhöhung des Leitzinses würde die Teuerung verlangsamen, aber auch die Konjunktur dämpfen.