Die französische Nationalversammlung hat einstimmig die Rückgabe von 15 von den Nationalsozialisten geraubten Kunstwerken an die rechtmäßigen jüdischen Erben beschlossen. Kulturministerin Roselyne Bachelot sprach nach der Abstimmung gestern von einem „historischen“ Gesetzestext.
Zu den zu restituierenden Bildern zählen unter anderem Werke von Marc Chagall und Gustav Klimt. Das Gesetz muss noch vom Senat angenommen werden, eine entsprechende Abstimmung ist für den 15. Februar angesetzt.
Klimt-Gemälde an Stiasny-Erben
Zurückgegeben wird unter anderem das bisher im Pariser Musee d’Orsay aufbewahrte Klimt-Gemälde „Rosen unter Bäumen“, das 1980 vom französischen Staat erworben wurde.

Umfassende Recherchen in den vergangenen Jahren ergaben, dass das Gemälde der Österreicherin Eleonore Stiasny gehört hatte. Sie musste das Bild nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 verkaufen, bevor sie von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet wurde.
Auswirkungen auf Rückgabe von „Apfelbaum II“ möglich
Ob die Rückgabe Auswirkungen auf die frühere Restitution des Klimt-Gemäldes „Apfelbaum II“ durch die Republik Österreich haben könnte, ist noch unklar. Die Erben nach Stiasny hatten 2001 von der Republik „Apfelbaum II“ aus dem Belvedere zugesprochen bekommen.
Der Kunstrückgabebeirat kam 2017 zu dem Schluss, dass es sich bei dieser Restitution um eine Verwechslung gehandelt habe. Es spreche vielmehr „eine hohe Wahrscheinlichkeit“ dafür, dass das Gemälde „Rosen unter Bäumen“ als ehemaliges Eigentum von Stiasny anzusehen sei.
Chagalls „Le Pere“ wird zurückgegeben
Restituiert wird von Frankreich auch an die Familie des polnisch-jüdischen Musikers David Cender, der den Holocaust überlebte und 1958 nach Frankreich einwanderte. Ihm gehörte nachweislich das bisher im Pariser Centre Pompidou befindliche Chagall-Gemälde „Le Pere“. Dieses Bild war 1988 in die nationalen französischen Sammlungen aufgenommen worden.
Zwischen 1939 und 1945 wurden nach Angaben des Kulturministeriums in Frankreich etwa 100.000 Kunstwerke beschlagnahmt. Nach der Befreiung wurden 60.000 der Werke in Deutschland gefunden und nach Frankreich zurückgebracht. 45.000 dieser Bilder wurden zwischen 1945 und 1950 an ihre rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben. Anfang der 50er Jahre verkaufte Frankreich rund 13.000 der von den Nationalsozialisten geraubten Kunstwerke.