Erni Mangold ist 95

Erni Mangold, variantenreich in sieben Jahrzehnten Rollengestaltung, ist dank ihres schnoddrigen Mundwerks und ihrer resoluten Unverfrorenheit mittlerweile zu einem geliebten Faktotum in Funk, Fernsehen und Film geworden. Heute feiert die Niederösterreicherin, die selbst ihr Erinnerungsbuch einst „Lassen Sie mich in Ruhe“ nannte, ihren 95. Geburtstag.

Schauspielerin Erni Mangold
ORF.at/Christian Öser

Ihren Bühnenabschied verkündete Mangold 2017 mit „Harold und Maude“ an den Kammerspielen des Theaters in der Josefstadt. Damit schloss sich ein Kreis, hatte die junge Schauspielerin doch just an jener Bühne 1946 auch ihr Debüt gefeiert. Insofern ist es nur folgerichtig, dass die Geburtstagsmatinee am Sonntag auch in der Josefstadt stattfindet, wo Sandra Cervik mit der Jubilarin über ihr Leben spricht.

Geboren wurde die Schauspielerin am 26. Jänner 1927 in Großweikersdorf in einer kunstliebenden Familie, der Vater war nebenberuflich als Maler tätig, die Mutter passionierte Pianistin. Nach der Ausbildung an der Wiener Schauspielschule Krauss spielte sie nach ihrem Debüt von 1946 schließlich bis 1956 an der Josefstadt.

Theaterkarriere zwischen Hamburg und Wien

Anschließend ging sie dann für acht Jahre ans Deutsche Schauspielhaus Hamburg unter Gustaf Gründgens, danach ans Düsseldorfer Schauspielhaus unter Karlheinz Stroux. Zwischen 1965 und 1972 folgten weitere Engagements in Deutschland, der Schweiz und Österreich.

Parallel dazu entdeckte Mangold ihre Liebe zum „alternativen“ Theater. So trat sie etwa in der Wiener Kulisse auf, ehe sie 1981 von Hans Gratzer ans Wiener Schauspielhaus geholt wurde, später war sie die Entdeckerin des Dramatikers Werner Schwab.

Der frühere Volkstheater-Direktor und ihr einstiger Schüler Michael Schottenberg nannte sie später einmal „ein Monstrum an Wahrhaftigkeit“. Und das stellte Mangold in einer großen Bandbreite an Rollen unter Beweis.

Spezialistin für Skurriles

Neben eher klassischen Charakteren wie der Marthe Schwerdtlein im „Faust“, der Lady Macbeth und der Frau Muskat im „Liliom“ empfahl sich Mangold auch als grandiose Spezialistin für Skurriles wie in „Arsen und alte Spitzen“ sowie für eigenwillige Kunstfiguren wie das alterslose „Schneewittchen“ in Elfriede Jelineks „Prinzessinnendramen“.

Neben ihrer Bühnenlaufbahn spielte Mangold in weit über 100 Film- und Fernsehproduktionen mit, darunter Karl Hartls „Der Engel mit der Posaune“ (1948), O. W. Fischers „Hanussen“ (1955), Peter Patzaks „Kassbach“ (1979) und Richard Linklaters „Before Sunrise“ (1995).

Zu den Auszeichnungen, die gegen den eigenen Weg verblassen, gehört etwa der Große Schauspielpreis der Diagonale (2016), der Nestroy-Ring der Stadt Bad Ischl (2015) und das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (2012).

Ehrungen in ORF und Filmarchiv

Der ORF zeigt als als Ehrung für die Jubilarin etliche Produktionen mit Mangold, etwa am Samstag in ORF2 „Bauernprinzessin II – Kopf oder Herz“ (9.50 Uhr) und „Bauernprinzessin III – In der Zwickmühle“ (11.20 Uhr). Noch bis zum 2. Februar läuft im Filmarchiv Austria eine große Mangold-Retrospektive.