Sänger Neil Young mit Gitarre auf der Bühne
Reuters/Scanpix Denmark
Musiker gegen Podcast

Neil Young lässt Songs von Spotify löschen

Der kanadische Musiker Neil Young hat den Großteil seiner Songs vom Streamingdienst Spotify löschen lassen. Young warf Spotify vor, Falschinformationen über Impfstoffe zu verbreiten, und bezog sich dabei auf den umstrittenen Podcast des US-Comedians Joe Rogan. „Sie können Rogan oder Young haben. Nicht beide“, drohte Young diese Woche mit einem Boykott der Plattform – Rogan darf nun offenbar bleiben, Youngs Musik ist nicht mehr abrufbar.

Auch in Österreich waren am Donnerstagvormittag nur noch einige wenige Songs von Young abrufbar – seine großen Alben wie „After the Gold Rush“ und „Harvest“ sind nicht mehr verfügbar. Young dankte auf seiner Website seiner Plattenfirma, die die Songs zur Löschung vormerkte.

„Mir ist klar geworden, dass ich die lebensbedrohlichen Falschinformationen auf Spotify an die musikliebende Öffentlichkeit nicht mehr unterstützen kann“, schrieb Young weiter. Er hoffe, dass sich seinem Boykott auch andere Musikerinnen und Musiker anschließen werden.

Young wirft Rogan vor, Falschinformationen über das Coronavirus und insbesondere die Impfung zu verbreiten – Spotify unterstütze das mit der Plattform, die man dem US-Comedian und ehemaligen Sportkommentator biete. Diese Woche stellte er dem Dienst ein Ultimatum – das nun offenbar abgelaufen ist.

„Sicherheit der Hörer“ gegen „Freiheit der Urheber“

Bei Spotify bereute man Youngs Entscheidung – verwies aber auf die Richtlinien, die die Plattform biete. „Wir wollen, dass alle Musik- und Audioinhalte der Welt für Spotify-Nutzer verfügbar sind. Das bringt eine große Verantwortung mit sich, wenn es darum geht, ein Gleichgewicht zwischen der Sicherheit für die Hörer und der Freiheit für die Urheber zu schaffen“, zitierte der „Hollywood Reporter“ einen Spotify-Sprecher.

Joe Rogan
APA/AFP/Getty Images/Carmen Mandato
Rogans Podcast ist der populärste beim Streamingdienst Spotify

„Wir verfügen über detaillierte Inhaltsrichtlinien und haben seit Beginn der Pandemie über 20.000 Podcast-Episoden mit Bezug zu Covid-19 entfernt. Wir bedauern Neils Entscheidung, seine Musik von Spotify zu entfernen, hoffen aber, ihn bald wieder bei uns begrüßen zu können“, so der Sprecher weiter.

Rogans populärer Podcast schon länger in der Kritik

Rogans Podcast „The Joe Rogan Experience“ gilt als der meistgehörte Podcast weltweit. Spotify macht keine Angaben zur Zahl der Hörerinnen und Hörer, es dürfte sich dabei jedoch um ein beachtliches Geschäft handeln: Rogan unterschrieb einen Vertrag über 100 Millionen US-Dollar (rund 89 Mio. Euro), der Spotify die exklusive Verbreitung zusichert.

Rogans Podcast wird allerdings nicht nur von Young kritisiert: Dem Comedian wurde bereits in der Vergangenheit öfter vorgeworfen, das Coronavirus zu verharmlosen und an der Verbreitung von Verschwörungstheorien aktiv mitzuwirken.

Erst Mitte Jänner kritisierte ein offener Brief von Ärztinnen und Ärzten sowie anderen Fachleuten zum Thema Covid-19 Rogans Podcast scharf. Mittlerweile hat der Brief an Spotify über 1.000 Unterschriften, wie der öffentlich-rechtliche US-Radiosender NPR berichtete. Darin wird der Dienst aufgefordert, gegen CoV-Falschinformationen vorzugehen.

Gast Rogans sieht „hypnotisierte“ Gesellschaft

Rogan habe falsche Behauptungen über die Pandemie, Impfstoffe und Behandlungen verbreitet, so der Vorwurf. In dem offenen Brief wird das als ein „soziologisches Problem von verheerendem Ausmaß“ bezeichnet, so NPR. Spotify, so der Vorwurf der Expertinnen und Experten, habe Rogan die Plattform geboten und damit die Verbreitung überhaupt erst ermöglicht.

Konkret kritisiert die Gruppe von Fachleuten „eine höchst umstrittene Folge mit dem Gast Dr. Robert Malone (#1757)“. Die Folge wurde für die Verbreitung unbegründeter Verschwörungstheorien kritisiert. Malone soll den Auftritt in Rogans Podcast genutzt haben, um „eine unbegründete Theorie zu verbreiten, dass gesellschaftliche Entscheidungsträger die Öffentlichkeit ‚hypnotisiert‘ haben“. Malone wurde auch von Twitter blockiert, wie die Experten schreiben.

Young drohte auf Website mit Rückzug

„Sie können Rogan oder Young haben. Nicht beide“, schloss sich Young diese Woche der Kritik auf seiner Website an. Das Posting, das an seine Plattenfirma gerichtet war, verschwand vorläufig von seiner Seite, doch Youngs Drohung war ernst gemeint. Damit fehlt Youngs Musik bereits zum zweiten Mal: Schon vor einigen Jahren ließ er seine Songs entfernen, weil er die Tonqualität als zu schlecht empfand, schrieb der „Rolling Stone“. Schließlich kehrten die Songs zurück: „Das ist der Ort, an dem die Leute Musik bekommen“, sagte er dem Magazin 2019.