Türkische Notenbank verdoppelt Inflationsprognose

Die türkische Zentralbank hat ihre Prognose für die Inflationsrate in diesem Jahr nahezu verdoppelt. Die Verbraucherpreise würden im Schnitt um 23,2 Prozent steigen, sagten die Währungshüter heute. Bisher waren sie von 11,8 Prozent ausgegangen.

Die Zentralbank strebt eine Teuerungsrate von fünf Prozent an, wird dieses Ziel nach eigenen Prognose aber auch 2023 deutlich verfehlten: Dann soll das Plus bei 8,2 Prozent liegen. Experten geben der Notenbank eine Mitschuld an der Entwicklung. Sie hat trotz der drastischen Abwertung der Landeswährung Lira ihren Leitzins in der zweiten Jahreshälfte 2021 schrittweise von 19 auf 14 Prozent gesenkt.

Die Abwertung habe „nichts mit den Zinssenkungen zu tun“ und wäre unabhängig davon eingetreten, verteidigte Notenbankchef Sahap Kavcioglu das umstrittene Vorgehen. Dabei müsste er nach Einschätzung der meisten Ökonomen eigentlich mit höheren Zinsen die eigene Währung attraktiver machen.

50 Prozent Inflationsrate erwartet

Die Lira büßte 2021 etwa die Hälfte ihres Wertes zum Dollar ein. Im Dezember lag die Inflationsrate bei 36 Prozent. Die meisten Analysten gehen davon aus, dass sie sich in den kommenden Monaten der Marke von 50 Prozent nähern wird. Die Notenbank selbst erwartet im Mai den Höhepunkt mit 55 Prozent.

Präsident Recep Tayyip Erdogan vertritt seit Langem die unübliche Ansicht, dass die Zinsen die Inflation verursachen. Er hat im vergangenen Jahr ein neues Wirtschaftsprogramm aufgelegt, das niedrigen Zinsen, Exporten, Krediten und Investitionen Vorrang einräumt.