Kriegsführung in Städten: 50 Mio. betroffen

Konflikte werden nach einer Analyse des Roten Kreuzes immer öfter auch in dicht besiedelten Gegenden geführt. Rund 50 Millionen Menschen müssten inzwischen mit den Folgen von Kriegshandlungen in Städten leben, heißt es in einem Bericht des Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) von gestern. Der Bericht stützt sich auf den Erfahrungen von IKRK-Helfern – unter anderem in Afghanistan, in Libyen, der Ukraine, dem Jemen und in Gaza.

Es gebe zwar im humanitären Völkerrecht kein spezifisches Verbot von Kriegsführung in dicht besiedelten Regionen, heißt es weiter. Aber Angriffe dürften nie wahllos erfolgen und Kriegsparteien müssten alles tun, um Zivilisten und Zivilistinnen zu schützen. In der Realität würden Ziele in Stadtgebieten aber oft mit Kanonen, Raketen, Mörsern, aus der Luft abgeworfenen Allzweckbomben oder improvisierten Sprengsätzen angegriffen.

Verheerende Folgen

Die Folgen seien verheerend: Menschen würden getötet und vertrieben, Infrastruktur wie Elektrizitätswerke und Krankenhäuser zerstört, Wasserquellen kontaminiert und die Umwelt zerstört. Das IKRK ruft Konfliktparteien dazu auf, den Schutz der Zivilbevölkerung vor jedem Angriff zur höchsten Priorität zu machen, wichtige Infrastruktur im Vorfeld zu identifizieren, von Angriffen auszunehmen und Streitkräfte entsprechend auszubilden.

„Die Zahl ziviler Opfer bei Bombardierungen und Beschuss ist inakzeptabel“, sagte IKRK-Präsident Peter Maurer. „Staaten und alle an bewaffneten Konflikten beteiligten Parteien müssen ihre Militärpolitik und -praxis dringend überprüfen und anpassen. Sie müssen den Einsatz von Explosivwaffen, die in großem Umkreis Schäden anrichten, in bewohnten Gebieten vermeiden.“

Das IKRK kümmert sich in erster Linie um Betroffene in bewaffneten Konflikten. Zur Rotkreuzbewegung gehört auch die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) mit rund 190 nationalen Gesellschaften. Sie helfen vor allem bei Naturkatastrophen und Unglücken.