Nobelpreis von Walter Kohn versteigert

Für 457.531 US-Dollar bzw. knapp 410.000 Euro wechseln die goldene Nobelpreismedaille sowie drei wissenschaftliche Bücher des 2016 verstorbenen, mit einem Kindertransport vor den Nazis aus Wien geflüchteten jüdischen US-Physikers Walter Kohn ihren Besitzer. Bei der gestern im Auktionshaus Nate D. Sanders in Los Angeles abgehaltenen Auktion gingen fünf Gebote ein, wie es in einer Aussendung heißt. Kohn erhielt 1998 den Chemienobelpreis.

Der Ausrufungspreis für die Medaille und die Bücher, die der gebürtige Wiener als Jugendlicher im Internierungslager in Kanada gekauft hatte, betrug 275.000 Dollar (244.000 Euro). Die Bücher stecken noch in ihren abgenutzten, selbst gemachten Schutzumschlägen.

Kohn wurde am 9. März 1923 in Wien geboren. Er besuchte fünf Jahre lang das Akademische Gymnasium, bevor er im April 1938 ins Jüdische Gymnasium „umgeschult“ wurde. Drei Wochen vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gelang Kohn gemeinsam mit seiner Schwester Minna mit einem Kindertransport die Flucht nach Großbritannien, von wo aus er als „Enemy Alien“ in ein Internierungslager nach Kanada gebracht wurde. Seine Eltern blieben in Wien und wurden im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.

Nobelpreis für Dichtefunktionaltheorie

Seine wissenschaftliche Ausbildung startete Kohn 1945 an der University of Toronto, wo er einen Bachelor in Mathematik und Physik machte. Nach dem Doktorat in theoretischer Physik in Harvard führte ihn seine weitere Laufbahn über mehrere Stationen schließlich nach Kalifornien, wo er von 1979 bis 1984 Direktor des Instituts für theoretische Physik an der University of California at Santa Barbara war und noch bis ins hohe Alter arbeitete.

Den Chemienobelpreis erhielt Kohn 1998 für die Entwicklung der Dichtefunktionaltheorie (DFT). Dieses Näherungsverfahren beschreibt auf atomarem Niveau, was in Festkörpern und Molekülen vor sich geht. Der Physiker starb im Jahr 2016 im Alter von 93 Jahren.