Überflutung am Fischmarkt in Hamburg
APA/dpa/Daniel Bockwoldt
„Nadia“, „Malik“

Stürme fegen über Europa

Über viele Teile Europas ziehen derzeit heftige Stürme hinweg. In Großbritannien kamen am Samstag zwei Menschen durch den Sturm „Malik“ ums Leben. Gefordert sind die Einsatzkräfte durch den Sturm „Nadia“ nun auch in Deutschland, Polen, Tschechien und Österreich.

Verspätete Züge, umgestürzte Bäume, umherfliegende Gegenstände und eingestellte Fährverbindungen: Das Sturmtief „Nadia“ brachte am Samstag und in der Nacht zum Sonntag zum Teil orkanartige Böen und eine Sturmflut nach Norddeutschland. Feuerwehren und die Polizei mussten Hunderte Male ausrücken. In der Stadt Beelitz wurde ein Fußgänger Samstagabend von einem umstürzenden Wahlplakat getroffen und tödlich verletzt.

Allein in Hamburg habe es bisher rund 300 Einsätze gegeben, sagte ein Polizeisprecher Sonntagfrüh. Zuvor hatte eine schwere Sturmflut den Fischmarkt im Stadtteil Altona unter Wasser gesetzt. Der Scheitel wurde nach Angaben des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) gegen 0.17 Uhr erreicht. Der Wasserstand am Pegel St. Pauli lag 2,84 Meter über dem mittleren Hochwasser, wie eine Sprecherin mitteilte. Das BSH hatte in Hamburg mit Wasserständen von bis zu drei Metern über dem mittleren Hochwasser gerechnet.

Überflutung am Fischmarkt in Hamburg
APA/dpa/Daniel Bockwoldt
Der Fischmarkt in Hamburg steht unter Wasser

Gesamte deutsche Nordsee-Küste betroffen

In der Nacht zum Sonntag gab es nach Angaben des BSH auch an anderen Küstenabschnitten eine Sturmflut. In Bremerhaven habe der Scheitelwert beispielsweise bei 2,14 Metern über dem mittleren Hochwasser gelegen. An der Nordsee-Küste spricht man von einer Sturmflut, wenn das Hochwasser mindestens 1,5 Meter höher als normal aufläuft. Von einer schweren oder sehr schweren Sturmflut wird erst ab Werten von 2,5 beziehungsweise 3,5 Metern gesprochen.

Zu weiteren Einsätzen kam es in Schleswig-Holstein, in Bremen und in Ostfriesland. Der Sturm bescherte auch der Feuerwehr und der Polizei in Mecklenburg-Vorpommern viele Einsätze. Wegen Sturmschäden kam es in Norddeutschland außerdem zu großen Problemen im Bahnverkehr – zahlreiche Fährverbindungen wurden am Wochenende gestrichen.

Überflutung in Hamburg
APA/TNN/Steven Hutchings
Durch die Sturmflut wurden in Hamburg auch Autos beschädigt

Ein Toter in Polen, Schäden in Tschechien

Im benachbarten Polen starb ein 27-Jähriger, als ein Baum am Sonntag auf sein Auto stürzte. Bei dem Unfall in der nördlichen Woiwodschaft Pommern wurde ein weiterer Mensch verletzt. Landesweit rückte die Feuerwehr zu Tausenden Einsätzen aus. Die Einsatzkräfte räumten umgefallene Bäume von den Straßen und sicherten Dächer. Nach Behördenangaben waren in Polen rund 680.000 Haushalte wegen beschädigter Leitungen ohne Strom.

Auch in Tschechien sorgten umgestürzte Bäume für viele Einsätze der Feuerwehr. Mehr als 30.000 Haushalte waren von Stromausfällen betroffen. Im Bahnverkehr kam es zu Verspätungen und Zugausfällen. In den Mittelgebirgen erreichten die Windböen Orkanstärke. Die Bergwacht riet von Skitouren ab. Der starke Wind erschwerte die Löscharbeiten beim Brand einer Lagerhalle in Mlada Boleslav, knapp 50 Kilometer nordöstlich von Prag. Mehr als hundert Feuerwehrleute kämpften stundenlang gegen die Flammen.

Zahlreiche Einsätze in weiten Teilen Österreichs

Teils heftige Stürme fegten in der Nacht auf Sonntag zudem über Oberösterreich hinweg. Vor allem in den Bezirken Steyr-Land, Grieskirchen und Schärding richteten sie Schäden an. Wegen umgestürzter Bäume kam es zu Stromausfällen – mehr dazu in ooe.ORF.at. Aufgrund des starken Windes riss auch ein Schiff im Ennshafen (Bezirk Linz-Land) ab und trieb auf die Donau – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Zahlreiche Einsätze gab es aber auch in vielen anderen Teilen des Landes, etwa in Niederösterreich und der Steiermark – mehr dazu in steiermark.ORF.at. In Niederösterreich blockierten umgestürzte Bäume Straßen, Gebäude mussten gesichert werden. In Tiefenbach stürzte ein Baum auf ein fahrendes Auto – mehr dazu in noe.ORF.at.

Schäden durch Sturm „Nadja“ n Oberösterreich
laumat.at/Matthias Lauber
Umgestürzte Bäume, Stromausfälle – auch in Oberösterreich gab es Einsätze

Auch im Burgenland macht sich der Sturm mit Spitzen über 100 km/h bemerkbar – mehr dazu in burgenland.ORF.at. In Kärnten wurden Windspitzen bis zu 120 km/h gemessen, was dazu führte, dass in vielen Skigebieten der Liftbetrieb eingestellt werden musste – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Tote in Großbritannien

In Großbritannien kam es zuvor wegen des Sturms „Malik“ zu zahlreichen Einsätzen – mindestens zwei Menschen kamen ums Leben. Ein neunjähriger Bub wurde am Samstag im mittelenglischen Dorf Winnothdale getötet, als ein Baum auf ihn stürzte. Ein Mann, der mit ihm unterwegs war, wurde schwer verletzt. In der ostschottischen Küstenstadt Aberdeen wurde eine 60-jährige Frau von einem herabstürzenden Baum erschlagen, wie die Polizei in dem britischen Landesteil mitteilte.

Beschädigtes Haus in Gateshead, England
AP/PA/Owen Humphreys
Sturmschäden im Nordosten Englands

In der Gegend wurden Windgeschwindigkeiten von fast 140 km/h gemessen. Landesweit waren vorübergehend mehr als 130.000 Wohnungen und Geschäfte ohne Strom, weil Leitungen gekappt wurden.

Heftige Stürme in Teilen Europas

Mit Orkanböen bis zu 120 Kilometer pro Stunde zieht ein heftiger Sturm über Europa. In Deutschland hat eine schwere Sturmflut den berühmten Fischmarkt in Hamburg überschwemmt. In Polen waren 700.000 Haushalte wegen beschädigter Leitungen ohne Strom, mindestens zwei Todesfälle gibt es in Großbritannien.

Schäden in Dänemark

Mittlerweile ist „Malik“ auf Dänemark getroffen. 10.000 Rettungskräfte standen dort bereit, wie die Agentur Ritzau meldete. In Frederikssund wurden 20 Menschen, die auf tägliche Pflege angewiesen sind, vorsichtshalber an sichere Orte gebracht, berichtete der Sender TV2. Falls es zu Überflutungen komme, könne eine Versorgung dieser Menschen nicht sichergestellt werden, hieß es zur Begründung.

Auf der Insel Seeland, auf der auch die Hauptstadt Kopenhagen liegt, wurde fast der gesamte regionale Zugverkehr vorsorglich eingestellt. Die Öresundbrücke, die Kopenhagen mit Schweden verbindet, wurde geschlossen. Auch in Norwegen gab es Sturmschäden: Im Dorf Vaksdal bei Bergen sackte fast ein gesamter Fußballplatz ab.

Sturm an der Küste von Hirtshals, Dänemark
APA/Ritzau Scanpix/Henning Bagger
„Malik“ fegt auch über Dänemark

In Schottland warnte der Wetterdienst trotz des Abzugs von „Malik“ vor weiteren heftigen Winden sowie starkem Regen. Im Norden der britischen Inseln war ein neuer Sturm im Anmarsch, den die Behörden „Corrie“ tauften.