Größter nordkoreanischer Raketentest seit 2017

Nordkorea hat den größten Raketentest seit 2017 unternommen und kommt nach Darstellung Südkoreas damit einer Wiederaufnahme von Langstreckentests näher. Dem südkoreanischen Generalstab zufolge handelte es sich um eine ballistische Rakete, die gestern Früh aus der Provinz Jagang nach Osten über das Meer abgefeuert worden sei.

Das Geschoss habe eine Höhe von 2.000 Kilometern erreicht bei einer Reichweite von 800 Kilometern. Dies sei der erste Test einer derartigen Mittelstreckenrakete (IRBM) seit 2017. Nordkoreas staatliche Nachrichtenagentur KCNA meldete heute, es habe sich um eine „Hwasong-12“-Mittelstreckenrakete gehandelt. Diese sei mit einer Kamera ausgestattet gewesen, die während des Fluges Bilder im Weltraum aufgenommen habe.

Verstoß gegen Testmoratorium

Südkorea und die USA verurteilten den Test. Präsident Moon Jae In berief eine Notsitzung des nationalen Sicherheitsrates ein, ein seltener Vorgang in Südkorea. Der Raketentest sei ein Schritt Nordkoreas hin zur Aufgabe eines selbstauferlegten Moratoriums für Tests von interkontinentalen ballistischen Raketen (ICBM), sagte er.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat erklärt, er sehe sich nicht mehr an das Moratorium gebunden. Es war 2018 im Zuge von Gipfeltreffen mit dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump ausgerufen worden. Die Regierung in Pjöngjang warf vor einigen Tagen den USA und deren Verbündeten vor, ihre „feindliche Politik“ fortzusetzen.

Ablenken von Schwächen

Nordkorea hat seit Jahresbeginn eine Reihe von Raketentests vorgenommen und damit gegen UNO-Auflagen verstoßen. Ein Experte sprach nun von einer neuen Qualität. „Ungeachtet ob es sich um eine IRBM oder ICBM handelt, es ist eine irgendwie geartete strategische Rakete“, schrieb George William Herbert vom Center for Nonproliferation Studies am Sonntag auf Twitter. Dem Politikwissenschaftler Leif-Eric Easley von der Ewha University zufolge dürfte die Testreihe unter anderem das Ziel haben, ein Zeichen der Stärke zu setzen.

„Das Kim-Regime hört die Diskussionen im Ausland über seine innenpolitischen Schwächen und sieht die wachsende Stärke Südkoreas“, sagte Easley. „Damit will es Washington und Seoul daran erinnern, dass ein Versuch es zu stürzen zu kostspielig wäre.“