Komponist Philip Glass ist 85

Philip Glass, einer der produktivsten und meistgespielten Komponisten der Gegenwart, feiert heute seinen 85. Geburtstag. Der US-Amerikaner begründete mit seinem eigenen Ensemble in den 1960ern die Stilrichtung der Minimal Music im Gleichklang mit Landsleuten wie Steve Reich, Terry Riley, La Monte Young und John Adams.

Fein austarierte Klangteppiche mit repetitiven Rhythmusstrukturen bilden bis heute die Grundlage des Glass’schen Stils. Stetig schälen sich aus dem Meer der breiten Klänge subtile Metamorphosen, Schlichtheit paart sich mit Opulenz, die mit zunehmendem Alter des Komponisten durchaus steigt.

Philip Glass
APA/AFP/Getty Images/Ilya S. Savenok

Durchbruch mit „Music in Twelve Parts“

Der in Baltimore geborene Glass lernte schon früh mehrere Instrumente. Schließlich begann er eine konventionelle Musikerlaufbahn, die ihn nach Chicago und New York führte. Zwölftontechnik und Serialismus lehnte er da bereits ab, ohne noch den eigenen Stil gefunden zu haben. Das geschah beim Unterricht von Nadja Boulanger in Paris.

Der Durchbruch gelang 1974 mit der Uraufführung seiner gut dreistündigen Komposition „Music in Twelve Parts“ in der New Yorker Town Hall. Seine 1975 mit Robert Wilson geschaffene Oper „Einstein on the Beach“ revolutionierte dann das Musiktheater durch den Verzicht auf dramaturgische Narration. Glass’ Einstein ergeht sich am Strand, während die Opernbesucher das Gefühl für Zeit verlieren.

Mit Monumentalopern wie „Satyagraha“ (1980), „Echnaton“ (1984) und „Kepler“ zum Kulturhauptstadtjahr Linz 2009 etablierte sich Glass als einer der produktivsten Bühnenkomponisten seiner Zeit.

Linz feiert mit Glass

Die Bindung des Komponisten an die oberösterreichische Landeshauptstadt ist eng. Zur großen Symphonik fand Glass nicht zuletzt durch die Freundschaft mit deren langjährigem Generalmusikdirektor Dennis Russell Davies. So erlebten zahlreiche der Symphonien und einige Opern ihre Ur- oder europäische Erstaufführung in Linz.

Und entsprechend wird der halbrunde Geburtstag von Russell Davies nun auch gefeiert, wenn er gemeinsam mit Gattin Maki Namekawa als Pianoduo heute im Deep Space des Linzer Ars Electronica Center zu hören ist – wieder einmal flankiert von Echtzeitvisualisierungen von Cori O’Lan und auch im Stream miterlebbar.

Vielleicht verfolgt auch von Glass selbst, mitfeiern in Linz wird er am Abend aber nicht, wird dem Umtriebigen doch zu gleicher Zeit in New York von seiner Weggefährtin Laurie Anderson im Rockefeller Center eine Party mit Performances, Livemusik, Cupcakes und Eislaufen ausgerichtet.