Polizeiauto mit Blaulicht an einer Straßensperre
APA/AFP/Wolfgang Steil
Deutsche Polizisten erschossen

Zwei Tatverdächtige festgenommen

Nach den tödlichen Schüssen auf zwei Polizisten in Deutschland sind am Montagabend zwei Tatverdächtige festgenommen worden. Die Fahndungsmaßnahmen liefen laut Polizei aber weiter, weil nicht ausgeschlossen werden könne, dass es Mittäter gibt. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) verglich die Tat mit einer Hinrichtung.

Kurz nachdem die Polizei gegenüber der dpa die Festnahme eines Tatverdächtigen bestätigt hatte, wurde am Montagabend auch die Festnahme eines weiteren Verdächtigen bestätigt. Der 32-Jährige sei wie zuvor der 38-Jährige im saarländischen Sulzbach gefasst worden, sagte eine Polizeisprecherin der dpa.

Der 38-Jährige habe sich über seine Anwältin bei der Polizei gemeldet und sei dann vor einem Haus im saarländischen Sulzbach festgenommen worden, so ein Polizeisprecher. Der Mann soll am Dienstag dem Haftrichter vorgeführt werden. Er habe keine Aussage gemacht. In dem Haus sei kurze Zeit später auch der 32 Jahre alte Verdächtige festgenommen worden.

In welchem Zusammenhang er zu den tödlichen Schüssen stehe, müssten die Ermittlungen ergeben. Auch er habe sich aber zunächst nicht zur Sache geäußert. Bei einer Durchsuchung seien unter anderem Waffen sichergestellt worden. In welchem Zusammenhang sie mit der Tat stehen, müsse ebenfalls noch geklärt werden.

„Die schießen“

Zuvor hieß es am Nachmittag aus Sicherheitskreisen, dass einer der Verdächtigen der Polizei bereits bekannt war. Der 38-Jährige war in der Vergangenheit wegen Fahrerflucht aufgefallen und soll einen Waffenschein haben. Nach einem dpa-Bericht fand die Polizei Papiere eines Verdächtigen am Tatort.

Die 24 Jahre alte Polizeianwärterin und der 29 Jahre alte Polizeibeamte konnten nach Angaben aus Sicherheitskreisen noch einen Funkspruch absetzen mit den Worten: „Die schießen.“ Medienberichten zufolge hatten sie am Montag kurz zuvor ihre Kollegen informiert, sie hätten totes Wild in einem Fahrzeug gefunden. Das bezeichnete ein Polizeisprecher am Nachmittag als „Gerücht“, er könne das derzeit noch nicht bestätigen.

Polizisten stehen in der Nähe des Ortes, wo zwei ihrer Kollegen erschossen wurden
Reuters/Thilo Schmuelgen
Die Schüsse auf die Polizisten ereigneten sich bei einer Routinekontrolle. Die getöteten Beamten selbst waren in einem zivilen Streifenwagen unterwegs

Wagen angehalten

Die beiden Polizisten waren uniformiert: Sie seien zwar in einem zivilen Streifenwagen unterwegs gewesen, hätten aber Uniform und Sicherheitswesten getragen, berichtete eine Sprecherin der Polizei in Kaiserslautern. Unklar ist, warum sie das Auto angehalten hatten. „Eine Kontrollstelle war nicht aufgebaut.“

Nach dem, was zunächst über den Hergang bekanntwurde, waren die Beamten wohl schon näher an das Fahrzeug herangetreten und hatten mit der Kontrolle begonnen, als die Schüsse etwa um 4.20 Uhr fielen. Die Beamten der Polizeiinspektion Kusel seien auf einer routinemäßigen Streifenfahrt unterwegs gewesen und hätten den Wagen auf der Kreisstraße 22 in Ulmet gestoppt.

Hintergründe unklar

Als die Verstärkung am Tatort ankam, sei die Frau bereits tot gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Ihr Kollege sei kurz nach Eintreffen der Rettungskräfte gestorben. Der Polizist soll am Tatort noch mehrere Schüsse abgegeben haben. Die Waffe seiner Kollegin kam offensichtlich nicht zum Einsatz.

Die Hintergründe sind laut Polizei unklar. Offen ist auch, wie oft geschossen wurde. Die Polizei ging davon aus, dass eine Obduktion angeordnet wird. Die Kreisstraße 22 war bei Mayweilerhof und Ulmet gesperrt. Die Polizei bat die Einwohner, im Landkreis Kusel keine Autostopper mitzunehmen. Mindestens ein Tatverdächtiger sei bewaffnet. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer ordnete Trauerbeflaggung an. Für alle Streifenwagen des Landes ist Trauerflor vorgesehen.

Entsetzen in deutscher Politik

Deutsche Politiker reagierten landesweit mit Entsetzen. Kanzler Olaf Scholz (SPD) sprach den Angehörigen sein Beileid aus. Was in Kusel passiert sei, bedrücke ihn sehr, schrieb Scholz am Montagabend auf Twitter. „Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen der beiden jungen Opfer.“ Er denke auch an die vielen Polizistinnen und Polizisten, die jeden Tag ihr Leben riskieren, um Bürger zu schützen. „Wir müssen die Hintergründe der Tat schnell aufklären“, schrieb Scholz weiter.

„Unabhängig davon, welches Motiv der Tat zugrunde liegt: Diese Tat erinnert an eine Hinrichtung und sie zeigt, dass Polizistinnen und Polizisten jeden Tag ihr Leben für unsere Sicherheit riskieren“, so Innenministerin Faeser.

„Die Tat ist entsetzlich“, schrieb die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) im Onlinedienst Twitter. „Es bestürzt mich sehr, dass zwei junge Menschen im Dienst ihr Leben verloren haben.“ Ihre Gedanken seien bei den Angehörigen sowie den Kolleginnen und Kollegen der Opfer.