Ungarischer Theatermacher Laszlo Babarczy gestorben

Der ungarische Theatermacher Laszlo Babarczy ist im Alter von 80 Jahren nach langer Krankheit gestorben. Das teilte seine Tochter, die Kunstwissenschaftlerin Eszter Babarczy, gestern Abend auf ihrer Facebook-Seite mit. Babarczy war von 1978 bis 2007 Intendant des Theaters in Kaposvar (Südwestungarn). Dieses war in der bis 1989 andauernden kommunistischen Zeit das innovativste und politisch mutigste Theater in Ungarn.

Die Aufführungen standen oft an der Kippe zum Verbot durch die damalige kommunistische Zensur. Diese existierte zwar offiziell nicht – neue Aufführungen mussten jedoch vor der Premiere von einer mit kommunistischen Kadern besetzten Kommission „abgenommen“ werden. Die den Zensoren präsentierten Aufführungen unterschieden sich mitunter beträchtlich von den tatsächlich gezeigten Fassungen.

Die Aufführung des französischen Revolutionsdramas „Marat/Sade“ von Peter Weiss 1981 entpuppte sich als Allegorie auf die blutig niedergeschlagene ungarische Revolution 1956. In Ungarn und auch im weiteren damaligen Ostblock erlangte die jahrelang gespielte Inszenierung von Janos Acs Kultstatus.

Babarczy inszenierte Werke von Brecht, Moliere und Ibsen

Als Regisseur inszenierte Babarczy die wichtigsten Stücke von Bertolt Brecht, zahlreiche Shakespeare-Dramen sowie Werke von Moliere, Ibsen und Genet. Auch nach der demokratischen Wende 1989 blieb sein Theater künstlerisch interessant. 2004 gastierte es mit der sozialkritischen Roma-Revue „Nur ein Nagel“ in Berlin.

2007 übergab Babarczy mit 65 Jahren die Leitung an den damaligen Chefregisseur Istvan Znamenak. Auf ihn folgte 2008 der Dramatiker György Schwajda, der 2010 starb. Im selben Jahr wurde der Nationalist Viktor Orban zum Ministerpräsidenten Ungarns gewählt. Nach Schwajdas Tod übernahmen Orbans Gefolgsleute das Kaposvarer Theater. Binnen kürzester Zeit versank es in der künstlerischen Bedeutungslosigkeit.