Margot Robbie in „The Wolf of Wall Street“
www.picturedesk.com/Paramount Pictures
Barbie und Co.

Mattel will Hollywood erobern

Lena Dunham, Ryan Gosling, Greta Gerwig und Tom Hanks – was sich wie Hollywoods Who’s who liest, sind die Namen, die der Barbie-Hersteller Mattel für seine Filmvorhaben verpflichtet hat. Letztes Wochenende präsentierte das Spielzeugunternehmen im Branchenblatt „Variety“ seine ambitionierten Pläne. Entsteht hier ein neues Filmuniversum?

„Transformers", „The Lego Movie“ oder das Brettspiel „Battleship“: Spielzeugverfilmungen sind an sich nichts Neues. Die Pläne, die Mattel nun präsentiert hat, legen in puncto Ambitioniertheit und Stardichte aber einiges vor. Wie Robbie Brenner, die Vizepräsidentin von Mattel Films, in „Variety“ bekanntgab, hat der Konzern, der nach Lego der zweitgrößte Spielzeughersteller der Welt ist, aktuell mehr als zwölf Projekte mit Superstars bei Hollywood-Studios und -Sendern in Aussicht.

Noch heuer sollen die Dreharbeiten für einen „Barbie“-Film starten, in dem Margot Robbie und Ryan Gosling die Hauptrollen spielen. Als Regisseurin wurde Greta Gerwig („Little Women“) verpflichtet, die gemeinsam mit ihrem Partner Noah Baumbach auch das Drehbuch geschrieben hat.

Die Rede ist von einer „feministischen Interpretation des Mattel-Klassikers“. Wohin der Kahn tatsächlich fährt, ist angesichts der kursierenden Plot-Zusammenfassung aber noch offen: Angekündigt ist die Geschichte einer Puppe, die in Barbieland lebt und „der Schule verwiesen wird, weil sie nicht perfekt genug ist und sich dann auf ein Abenteuer in die reale Welt begibt“.

Ken, Barbie, Margot Robbie und Ryan Gosling
AP/Dima Gavrysh; AP/MediaPunch/Jimmy Olsen; AP/Star Max
Für die Rollen Ken und Barbie engagiert: Ryan Gosling und Margot Robbie

„Polly Pocket“-Film von Lena Dunham

Damit nicht genug, ist auch ein Polly-Pocket-Film in Planung, mit „Emily in Paris“-Hauptdarstellerin Lily Collins als Mikropuppe, geschrieben und inszeniert von Lena Dunham („Girls“). Im Interview mit der „Huffington Post“ outete sich die feministische Filmemacherin bereits als früherer Fan der in den späten 80er Jahren populären Schachtelpuppenwelt. Dunham sprach von einem „ziemlich poetischen“ Vorhaben, ihre Kindheitsideen „jetzt als Regisseurin anzugehen“.

Wieder zum Leben erweckt wurde außerdem das bereits seit 2011 bestehende Filmprojekt zu Major Matt Mason mit Tom Hanks in der Hauptrolle. Übernommen vom Drehbuchautor Akiva Goldsman („A Beautiful Mind“), steht darin „Mattels Mann im Weltraum“, ein Actionspielzeug aus den 60ern, im Mittelpunkt. „In drei Jahren werden wir alle in Mattel-Filmen ertrinken“, ätzte der „Guardian" und listete weiter auf: „He-Man“, „Big Jim“, „Hot Wheels“, „Rock ’Em Sock ’Em Robots“, ein Horror-Franchise auf der Grundlage von „Magic 8 Ball“ und Filme auf Basis von „Chatty Cathy“ und „Betsy Wetsy“ stehen aktuell noch auf der ehrgeizig langen Mattel-Projektliste.

Die Schauspielerin Lena Dunham
AP/Invision/Joel C Ryan
Die feministische Filmikone Lena Dunham ist als „Polly Pocket“-Regisseurin engagiert

Film als Marketingstrategie

Hinter dem Einstieg ins Filmbusiness steht der Plan von CEO Ynon Kreiz, das Spielzeugunternehmen in ein „Content Powerhouse“ umzuwandeln. Vor drei Jahren engagierte er dafür die Filmproduzentin Brenner, die, zuvor etwa als Produzentin des Oscar-prämierten „Dallas Buyers Club“ tätig, nicht zuletzt über die einschlägigen Kontakte verfügt. Mittlerweile hat Brenner für Mattel mehr als zwölf Spielfilme auf den Weg gebracht.

Keine Überraschung, dass es dabei auch um die Ankurbelung des Spielzeugverkaufs geht. "Wir wollen keine Filme machen, um mehr Spielzeug zu verkaufen – das wäre toll, aber es muss darum gehen, Geschichten mit authentischen Stimmen zu erzählen“, beteuerte Brenner im Interview dabei die ernst gemeinten filmischen Ambitionen. Das Problem ist freilich, dass Filme im mittleren Preissegment mit Unternehmensbudgets in dieser Größe nur schwer mithalten können – eine Entwicklung, die sich schon länger abzeichnet. Seit dem Siegeszug von Marvel ist es etwa für Indie-Klassiker oder Liebeskomödien schwieriger geworden, sich auf dem kommerziellen Markt zu etablieren.

Mattel auf Marvels Spuren

„Sich einen Polly-Pocket-Film anzusehen klingt wirklich nach dem schlimmsten Nachmittag im Leben eines jeden“, spottete nun der „Guardian“ vorab, gab den bisher nicht realisierten Projekten aber doch noch eine Chance, indem er an die Anfänge von Marvel erinnerte.

"Wer würde sich schon einen Film über einen unbedeutenden Superhelden wie Iron Man ansehen, etwas so grotesk Chauvinistisches wie einen Captain-America-Film nach dem Irak-Krieg oder einen Film über ein sprechendes Baummonster“, fragte die britische Zeitung augenzwinkernd. Als einst bescheidenes Comic-Unternehmen hatte Marvel erst vor 15 Jahren den Siegeszug Richtung Kino angetreten. Ob Mattel nun nicht nur in Sachen Ambitionen, sondern auch kommerziell folgen kann, muss sich erst weisen.