Die meisten Briten und Britinnen kennen ein Großbritannien ohne Queen Elizabeth II. gar nicht. Bereits mit 25 Jahren wurde Elizabeth nach dem Tod ihres Vaters, George VI., Königin. Trotz zahlreicher Krisen will eine Mehrheit der britischen Bevölkerung an der Monarchie festhalten, wie Umfragen zeigen. „Wir unterscheiden gar nicht wirklich zwischen der Monarchie und der Queen“, sagte der Verfassungsexperte Craiq Prescott. Dennoch müsse sich die Monarchie heute „viel stärker für ihre Existenz rechtfertigen“.
Während das Image der Royals durch die Missbrauchsvorwürfe gegen Prinz Andrew und die Auseinandersetzungen mit Prinz Harry und seiner Frau Meghan Risse bekommen hat, gilt die Queen bei den meisten als unantastbar – ein Symbol der Beständigkeit. Ans Aufhören nach den sieben Jahrzehnten denkt die Queen nicht.
„Es macht mir Freude, das Versprechen zu erneuern, das ich 1947 gegeben habe, dass mein Leben immer dem Dienen gewidmet sein wird“, hieß es in einem Statement, das der Buckingham-Palast am Samstag veröffentlichte. „Die Königin hat immer gesagt, dass sie den Dienst für die Öffentlichkeit ihr ganzes Leben machen wird“, sagte die britische Diplomatin Jill Gallard.
Üblicherweise verbringt die Queen den Jahrestag ihrer Thronbesteigung ohne öffentliche Termine auf ihrem ostenglischen Landsitz in Sandringham. Auch heuer ist sie Ende Jänner für einen mehrwöchigen Aufenthalt dorthin gereist. In den vergangenen Monaten kämpfte Queen Elizabeth mit gesundheitlichen Problemen und musste Auftritte absagen. Hart traf sie auch der Tod von Prinz Philip, der 73 Jahre an ihrer Seite war, im April vergangenen Jahres.
Soldaten, Stars und Pferde
Zumindest nach außen lässt die Queen Emotionen nicht zu. Höfliche Distanziertheit zieht sich seit Jahrzehnten durch ihre Auftritte. Eine Königin zeige keine Gefühle, ist ihr Leitspruch. Das Jubiläum will sie aber dennoch feiern. In ihrer Weihnachtsansprache sagte sie anlässlich des Jubiläums, dass es eine Gelegenheit für Menschen überall bieten solle, „ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu empfinden“.

Gelegenheiten dazu wird es geben – begleitet von viel Pomp und Paraden. Den Auftakt macht eine Reitershow mit 500 Pferden Mitte Mai in Windsor. Den Höhepunkt bilden mehrtägige Feierlichkeiten im Juni. Am 2. Juni sollen über tausend Soldaten mit Pferden und Musikkapellen zur „Queens Birthday Parade“ „mit militärischem Prunk“ aufmarschieren, kündigte der Buckingham-Palast an. Gemäß einer jahrhundertealten Tradition werden Menschen in mehr als 1.500 Städten und Dörfern im Land, in britischen Überseegebieten und in den Commonwealth-Staaten an diesem Abend Lichter entzünden.
Nach einem Dankgottesdienst am zweiten Tag in der St. Paul’s Cathedral findet am dritten Tag der Feierlichkeiten ein von der BBC organisiertes Livekonzert „Platinum at the Palace“ mit mehreren Stars statt. Das Engagement von bekannten Musikern und Schauspielern hat Tradition. Zum 25-Jahre-Thronjubiläum der Queen veröffentlichten die Sex Pistols ihr Punklied „God Save the Queen“.
Besonderes Dessert zum Jubiläum
Den Abschluss sollen mit dem „Big Jubilee Lunch“ rund 200.000 Feiern in Stadtteilen und Dörfern im ganzen Land bilden. London wartet mit einem Straßenfest auf. Bei diesem Jubiläumsbrunch mit Tausenden Straßenfesten soll auch eine neu kreierte Nachspeise aufgetischt werden.
Das Rezept dafür, das der Queen gewidmet sein soll, wird in einem landesweiten Wettbewerb für alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen ab acht Jahren ausgewählt. Eine prominente Jury, unter anderen mit dem Chefkoch der Royals, wählt das Gewinnerrezept unter fünf Finalisten aus. Das siegreiche Dessert soll bei dem landesweiten Jubiläumsbrunch verspeist werden.
Danke sagen
Für den Brunchtag rufen zahlreiche britische Prominente zu einem „Dankeschön“-Tag („Thank You Day“) auf. Das Jubiläum der Queen soll Anlass sein für eine große Party nach zwei harten Jahren Pandemie. Menschen in Großbritannien sollen Freunden, Nachbarn und Beschäftigten im Gesundheitswesen danken und miteinander feiern, so das Ziel der Organisatoren.
Es sollen noch mehr Menschen auf die Straße gebracht werden als bei bisherigen großen Ereignissen der Royals. Beim 60. Thronjubiläum der Queen waren 8,5 Millionen Menschen auf der Straße, bei der Hochzeit ihres Sohns Prinz Charles und von Prinzessin Diana waren es sogar rund zehn Millionen. Einer der Organisatoren, der britische Schauspieler Ross Kemp, setzt im BBC-Interview ein klares Ziel: „Wenn es nun mehr als zehn Millionen werden, ist das ein nationaler Rekord.“
70 Jahre Queen Elizabeth
Queen Elizabeth hat entschieden, dass Camilla, die zweite Ehefrau von Prinz Charles, als Königin bezeichnet werden soll, wenn ihr Mann eines Tages König wird. Die Queen selbst feiert ihr 70-jähriges Thronjubiläum.
Herzogin Camilla soll „Queen Consort“ werden
In ihrem Statement zu ihrem 70. Jahrestag auf dem Thron erneuerte Königin Elizabeth II. ihr Versprechen, ihrem Volk bis zum Ende ihres Lebens dienen zu wollen. „Es macht mir Freude, das Versprechen zu erneuern, das ich 1947 gegeben habe, dass mein Leben immer dem Dienen gewidmet sein wird“, schrieb sie.
Auch teilte die Queen mit, dass Herzogin Camilla eines Tages an der Seite von Thronfolger Prinz Charles den Titel Queen tragen solle. „Es ist mein aufrichtiger Wunsch, dass Camilla, wenn die Zeit dafür gekommen ist, als ‚Queen Consort‘ bekannt sein wird“, schrieb die Monarchin in dem Statement. Prinz Charles und seine Ehefrau Camilla teilten der Nachrichtenagentur PA zufolge mit, sie seien „berührt und geehrt“ von der Geste der Queen. Charles würdigte jedenfalls auch die jahrzehntelange Regentschaft seiner Mutter. „Die Hingabe der Königin für das Wohlergehen ihres ganzen Volkes weckt mit jedem Jahr noch größere Bewunderung“, schrieb er.
Dass die Ehefrauen von Königen als „Queen Consort“ gekrönt werden, ist eigentlich die Regel. Das war auch bei der Mutter und Großmutter der heutigen Queen der Fall. Im Fall von Camilla, die vor Jahrzehnten für das Aus der Ehe von Prinz Charles und Prinzessin Diana verantwortlich gemacht wurde, war die Frage jedoch lange strittig.
Johnson: „Historischer Moment“
Premier Boris Johnson würdigte die Queen als Vorbild und Inspiration. „Während ihrer sieben Jahrzehnte währenden Regierungszeit hat sie inspirierendes Pflichtbewusstsein und unerschütterliche Hingabe an diese Nation gezeigt“, sagte der konservative Regierungschef.
Auch ehrt eine neue Hymne die Queen: Das zweiteilige Werk „EIIR: The Platinum Record“ werde am 96. Geburtstag der Königin am 21. April veröffentlicht, meldete die Nachrichtenagentur PA am Sonntag. Dabei sind die Sopranistin Lesley Garrett und der Bariton Rodney Earl Clarke gemeinsam mit dem London Community Gospel Choir zu hören. „EIIR“ ist die offizielle Abkürzung für die Queen: „Elizabeth II. Regina“.
„Nie gab es ein größeres Bedürfnis nach einem Lied, das uns alle eint als jetzt“, sagte Garrett. CoV und seine Folgen hätten alle Menschen getroffen. „Seit 70 Jahren ist unsere Königin da, der einzige sichere und standhafte Fels in unserer unberechenbaren Welt.“
Queen zeigt sich nur in Video
Dem Volk zeigte sich die Königin an ihrem Ehrentag nicht. Sie ist nur noch selten in der Öffentlichkeit zu sehen, seitdem sie im Herbst eine Nacht im Krankenhaus war und über Rückenleiden klagte. Allerdings wurde ein neues Video veröffentlicht, das die Queen im Gespräch mit ihrem Privatsekretär Edward Young zeigt. Dabei bearbeitet sie Berichte und Informationen, die ihr Young in einem roten Koffer bringt.
Dabei bemerkt die Queen, dass sie „sehr freundliche“ Kommentare von US-Präsident Joe Biden erhalten habe. „Business as usual“ also, so die Botschaft. Zu sehen ist in dem Clip auch, dass Bilder ihrer Eltern in ihrer Nähe stehen.