Reporter während Olympialiveberichts rabiat unterbrochen

Schon in den vergangenen Tagen hatten Auslandskorrespondenten zunehmende Einschränkungen der unabhängigen Berichterstattung in China kritisiert – nun sorgte in diesem Zusammenhang ein von der niederländischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt NOS verbreitetes Video für Wirbel.

Vor laufender Kamera weggezerrt

Der Clip zeigt den niederländischen China-Korrespondenten Sjoerd den Daas, der während der Eröffnungsfeier in Peking von einem Gehweg aus eine Liveschaltung absolviert. Kurz nach deren Beginn ist zu sehen, wie ein chinesischer Ordner mit Armbinde den Daas vor laufender Kamera rabiat wegzerrt.

Den Daas versuchte noch, seinen Bericht zu beenden – allerdings ohne Erfolg. Zu sehen ist auch die niederländische Journalistin Saida Magge, die den Vorfall vom Studio aus fassungslos verfolgt. Später konnte der Journalist den Beitrag von einem anderen Ort aus fortsetzen.

„Tägliche Realität“

„Leider wird dies zunehmend zur täglichen Realität für Journalisten in China“, kommentierte NOS den Vorfall. Chefredakteur Marcel Gelauff sprach laut der Zeitung „AD“ von einer „schmerzhaften Illustration des Zustands der Pressefreiheit im Land“. Es sei nicht klar, warum den Daas unterbrochen worden sei.

Im Vorfeld der Winterspiele hatte sich von der Auslandspresse Kritik an den erschwerten Arbeitsbedingungen in China gemehrt. Der Club der Auslandskorrespondenten in China (FCCC) wies am Montag auf „beispiellose Hürden“ für die Arbeit der Journalisten hin.

Es gebe einen wachsenden Druck durch „eine Welle von Klagen“ oder Drohungen mit rechtlichen Schritten, die von den chinesischen Behörden befördert würden, hieß es in dem Jahresbericht des FCCC, der die Ergebnisse einer Umfrage zusammenfasst, an der sich 127 Mitglieder beteiligten.

Kritik am Austragungsort

Die Spiele wurden heute feierlich eröffnet. Kritik am Austragungsort hatte es aufgrund Chinas Politik und der menschenrechtlichen Lage im Land bis zuletzt gegeben. Viele westlichen Staaten schicken aus Protest gegen Menschenrechtsverletzungen keine Vertreterinnen und Vertreter zu den Spielen nach Peking.