Aufregung um Bücherverbrennung in Tennessee

Im US-Bundesstaat Tennessee hat eine von einem bekannten evangelikalen Pastor organisierte Bücherverbrennung gestern für Aufruhr gesorgt. Greg Locke hatte seine Anhänger zu einem Treffen in Mt. Juliet nahe Nashville aufgerufen, bei dem „dämonische“ Bücher wie „Harry Potter“ und „Twilight“, Disney-Artikel und Tarotkarten verbrannt wurden.

Dutzende Anhängerinnen und Anhänger kamen seiner Aufforderung nach. Bilder und Videos von dem Vorfall verbreiteten sich heute online. Lokalpolitiker, Aktivistinnen und Aktivisten zeigten sich entsetzt. Locke ist für die Verbreitung von Verschwörungstheorien bekannt und galt als großer Unterstützer des Ex-Präsidenten Donald Trump.

Kurz nach Verbot von „Maus“

Der Vorfall ereignete sich wenige Tage, nachdem ein Schulbezirk in Tennessee die weltberühmte Graphic Novels „Maus“ aus Schulbibliotheken verbannt hatte. Der Schulbezirk McMinn hatte die Entfernung der Graphic Novel aus den Schulbibliotheken am 10. Jänner beschlossen und dabei außer auf Schimpfwörter wie „verdammt“ oder „Schlampe“ auch auf eine „Nacktszene“ verwiesen.

Das mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Werk von Art Spiegelman behandelt das Überleben seines Vaters im NS-Vernichtungslager Auschwitz. Er wird seit Jahrzehnten weltweit im Geschichtsunterricht eingesetzt. In der schwarz-weiß gestalteten Graphic Novel werden Jüdinnen und Juden als Mäuse dargestellt, die Nationalsozialisten als Katzen.

Spiegelman bezeichnete die Entscheidung des Schulbezirks McMinn als „kurzsichtig“ und zeigte sich fassungslos. Auch jüdische Verbände kritisierten die Entscheidung des Schulbezirks scharf.