Abwanderung von Ärzten aus Italiens Spitälern

Italien ist mit einem Exodus von Ärztinnen und Ärzten aus Krankenhäusern konfrontiert. Trotz der geringeren Belastung des Gesundheitswesens angesichts rückgängiger Infektionszahlen ist das Unbehagen der Medizinerinnen und Mediziner immer noch sehr groß, warnte der Präsident des Ärzteverbands (Fnomceo), Filippo Anelli, im Interview mit den Nachrichten Tgcom24.

„Trotz der 30.000 außerordentlichen Neueinstellungen von Gesundheitspersonal ist die Situation für die Krankenhäuser und die Ärzte immer noch schwierig. Vor Jahren sagten wir schon vorher, dass es bis 2025 50.000 Ärzte weniger in den Krankenhäusern und 30.000 weniger Hausärzte geben würde. Heute haben viele Bürger bereits keinen Hausarzt mehr, und die Notfallstationen sind unterbesetzt. Nur 28,4 Prozent der Krankenhausärzte möchten weiterhin im nationalen Gesundheitsdienst beschäftigt sein“, warnte Anelli.

Öffentliche Einrichtungen unbeliebt

Nach Anellis Angaben stellen die Ärztinnen und Ärzte ihre Berufswahl nicht infrage, aber nur 28,4 Prozent möchten in einer öffentlichen Einrichtung arbeiten; 26 Prozent würden es vorziehen, im Ausland zu arbeiten, 19 Prozent möchten in den Ruhestand gehen. 14 Prozent würden gern in einer privaten Einrichtung arbeiten, und 13 Prozent möchten selbstständig sein.

Übermäßige Arbeitsbelastung steht ganz oben auf der Liste der Gründe, derentwegen Ärzte die Krankenhäuser verlassen wollen, zusammen mit Bürokratie, Verwaltungsaufgaben, mangelnder Berücksichtigung der sozialen Rolle, einer der Verantwortung nicht angemessenen Entlohnung und nicht zuletzt dem in den zwei Jahren der Pandemie angesammelten Stress.

Eine wachsende Zahl von Hausärztinnen und -ärzten verlässt den Beruf vor Erreichen des Pensionsalters und äußert sich unzufrieden über die hohe Arbeitsbelastung.