Kaffeebohnen auf einem Strauch
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Turbulenter Weltmarkt

Kaffeepreise ziehen stark an

Dürre, Frost, Transportengpässe und coronavirusbedingter Arbeitskräftemangel: Der weltgrößte Produzent Brasilien konnte in den vergangenen Monaten viel weniger Kaffee exportieren. Der Kaffeepreis stieg deshalb sukzessive auf ein zehnjähriges Rekordhoch – und kommt nun auch bei den Konsumentinnen und Konsumenten an. Die heurige Ernte verspricht zwar besser zu werden, doch der Markt bleibt wohl turbulent.

Brasilien litt zu Beginn des Vorjahrs unter einer historischen Dürre. Im Juli folgte Frost auf wichtigen Plantagen in Minas Gerais – einem südöstlichen Bundesstaat im Landesinneren, aus dem 70 Prozent der Arabica-Bohnen des Landes kommen. Auch Arbeitskräftemangel aufgrund des Coronavirus sorgte für Engpässe. Und politische Unruhen im drittgrößten Produktionsland Kolumbien trugen ihren Teil zur Verknappung des Kaffees bei.

Weil die Coronavirus-Pandemie die internationalen Lieferketten durcheinandergewirbelt hat, fehlten in einigen Teilen der Welt Container, während sie sich in anderen Regionen stapeln. Aber selbst wenn man einen der begehrten Container ergattert, gibt es immer noch das Problem, ihn auch auf ein Schiff zu bekommen. Von einer „logistischen Katastrophe“ sprachen die Kaffeehändler.

Frostschäden an einer Kaffeepflanze in in Brasilien
Reuters/Roosevelt Cassio
Vom Frost gefrorene Kaffeekirschen in Brasilien

Preis praktisch verdoppelt

Jedenfalls stiegen auch die Transportkostenpreise enorm. Der Baltic Dry Index, der Preisindex für die Verschiffung von Gütern, stieg 2021 und um rund 60 Prozent, wobei hier die gestiegen Energie- und Ölpreise ebenso eine Rolle spielen. Und der Preisanstieg zog Spekulanten und Hedgefonds an, die groß in Kaffee einstiegen und damit den Preis noch einmal in die Höhe trieben.

Seit Dezember liegt der Welthandelspreis für Arabica-Bohnen bei rund 2,5 Dollar pro Pfund. Ähnliche Höhenflüge hatte es zuletzt 2011 gegeben – dann war der Preis verfallen und jahrelang bei rund 1,25 Dollar, also rund der Hälfte, gelegen.

Auch Preis der „billigen Bohne“ zog an

Im Sog der Arabica-Preissteigerung wurden auch Robusta-Bohnen merklich teurer. Arabica gilt als die edlere und damit teurere Kaffeebohne. Robusta wird vor allem in Asien angebaut. Die Pflanze gilt als weniger anspruchsvoll, verträgt höhere Temperaturen und bringt auch mehr Ernteertrag, der Geschmack ist allerdings deutlich herber. Das ist für einige Röstmischungen durchaus erwünscht, im Allgemeinen gilt die Bohne aber oft als billigerer Ersatz für Arabica.

In den USA stiegen die Kaffeepreise für Verbraucher schon Ende des vergangenen Jahres, wie das „Wall Street Journal“ berichtete. Nun kommen die Preise auch in Europa an: Der führende deutsche Kaffeeröster Tchibo reagiert auf die unablässig steigenden Einkaufspreise und stimmte am Montag seine Kundschaft zum zweiten Mal binnen neun Monaten auf Preiserhöhungen ein.

Zweite Teuerung binnen weniger Monate

Zum 21. Februar sollen die Verkaufspreise je nach Sorte und Herkunftsland zwischen 50 und 130 Cent je Pfund steigen. Tchibo als Marktführer gilt als einer der wichtigsten Signalgeber für die Verkaufspreise für Kaffee. Zudem kommuniziert das Unternehmen in aller Regel als einziger Anbieter seine Preisgestaltung. Der Kaffeeröster hatte bereits im Juni des vorigen Jahres die Preise um 50 bis 100 Cent je Pfund erhöht, nachdem es in den Jahren zuvor mehrere Preissenkungen gegeben hatte.

„Wir haben lange gezögert, aber seit vergangenem Sommer sind die Rohkaffeepreise um 50 Prozent gestiegen. Dieser Entwicklung tragen wir Rechnung und passen nun unsere Verkaufspreise an“, sagte Tchibo-Sprecher Arnd Liedtke. Tchibo versicherte, die Verkaufspreise würden wieder sinken, „sobald die Rohkaffeepreise dies zulassen“.

Kaffeernte in Brasilien
APA/AFP/Mauro Pimente
Kaffeeernte in Brasilien

Heuer bessere Ernte?

Und tatsächlich ist zumindest eine Stabilisierung der Preise in Sicht: Die brasilianische Prognosebehörde Conab sieht für heuer eine um rund 20 Prozent bessere Ernte voraus. Diese soll bei 55,74 Millionen Sack liegen – ein Sack entspricht 60 Kilogramm. Die Prognose gilt aber als recht optimistisch, denn es unklar, wie viel Pflanzen durch den Frost zerstört wurden – und es dauert mehrere Jahre, bis eine Pflanze wieder Früchte trägt.

Internationale Analysten rechnen damit, dass damit wieder eine Preissenkung in den nächsten Monaten einhergehen wird – zumindest für Arabica. Für Robusta-Bohnen sagen die Experten hingegen weitere Preissteigungen voraus – die Ernte ist weit weniger schwankungsanfällig und Länder wie Vietnam, das mittlerweile weltweit zweitgrößter Kaffeeexporteur ist, und Indonesien sind gut im Geschäft.

Klimawandel hinterlässt Spuren

In Lateinamerika hingegen waren Dürre uns Frost vielleicht nur Vorboten einer Entwicklung, die in den zukünftigen Jahren für viele Turbulenzen sorgen könnte. Denn mit Klimawandel und Erderwärmung treffen die Anbaugebiete der heiklen Pflanze, die ganzjährig stabile Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad brauchen. Ist es zu warm und zu feucht, breitet sich die Pilzkrankheit Kaffeerost leichter aus. Manche Kaffeebauern suchen sich bereits höher gelegene Anbauflächen – jedenfalls aber werden Wetter und Klima eine gewichtige Rolle bei der Erntemenge einnehmen.

Leidtragende sind dann vor allem die Kaffeebauern – denen der nun höhere Preis in den wenigsten Fällen zugutekommt. In den vergangenen Jahren haben viele angesichts der niedrigen Preise mit Verlust gearbeitet. Und im vergangenen Jahr kamen dann noch geringere Erntemengen dazu.