Eine Friseurin mit Mund-Nasen-Schutz während der Arbeit
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Friseure, Events

Weitere Lockerungen ab Samstag

Die Regierung setzt inmitten der Omikron-Welle weitere Öffnungsschritte. Neben den bereits bekannten Lockerungen ab kommendem Samstag wie dem Wegfall der 2-G-Regel in Geschäften und Museen kündigte die Regierung am Dienstag in einer Aussendung an, dass auch die 2-G-Regel bei körpernahen Dienstleistungen fällt. Bei Veranstaltungen entfällt die Personenobergrenze, die 2-G-Regel gilt dort aber weiterhin.

Das heißt, für den Friseurbesuch braucht man künftig nicht mehr unbedingt einen Impf- oder Genesungsnachweis, sondern es reicht auch ein negatives Testergebnis (3-G-Regel). Es muss allerdings eine FFP2-Maske getragen werden.

Bei Veranstaltungen bleiben sowohl die 2-G-Regel als auch die FFP2-Maskenpflicht im Innen- wie auch im Außenbereich. Events ohne zugewiesene Sitzplätze, bei denen mehr als 50 Personen zugegen sind, werden nur erlaubt, wenn es ein Konsumationsverbot gibt. Das soll das durchgehende Tragen der Maske ermöglichen.

Bereits Ende Jänner angekündigt wurden auch Lockerungen in der Gastro: In allen Bundesländern – mit Ausnahme von Wien – darf man ab 19. Februar auch wieder mit einem gültigem Test in Restaurants und Cafes. Denn dort gilt dann wieder 3-G statt 2-G. Im Lokal gilt eine FFP2-Maskenpflicht, außer am Sitzplatz. Außerdem muss man seine Kontaktdaten angeben. Nachtgastronomie ist weiterhin nicht möglich, die Sperrstunde bleibt bei 24.00 Uhr.

„Keine Bedrohung für Gesundheitssystem“

Trotz der hohen Zahl an Neuinfektionen auf dem Höhepunkt der Omikron-Welle sei die Lage auf den Intensivstationen im Vergleich zu vorigen Wellen „überschaubar“, hieß es in der Mitteilung. Diese Entwicklung verlaufe entlang der Vorhersagen des CoV-Prognosekonsortiums und der Einschätzung der Covid-Krisenkoordination im Rahmen des GECKO-Gremiums. Die „stabile und berechenbare Situation“ in den Spitälern würde es ermöglichen, in fast allen Bereichen des täglichen Lebens Öffnungsschritte vorzunehmen. 27.087 neu registrierte Fälle innerhalb der letzten 24 Stunden meldeten das Gesundheits- und das Innenministerium am Dienstag.

„Alle Daten und Zahlen der letzten Wochen zeigen uns: Omikron stellt im Gegensatz zu vorherigen Corona-Wellen derzeit keine akute Bedrohung für unser Gesundheitssystem dar“, wurde Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) in einer Aussendung zitiert. Darin heißt es weiter: „Die Entwicklung auf Normal- und Intensivstationen ist stabil und ist keine Überforderung der medizinischen Kapazitäten.“ Zudem appellierte er an jene, die dies noch nicht getan haben, sich impfen zu lassen.

Die steigenden Boosterimpfungen sowie die Schutzmaßnahmen der vergangenen Wochen würden „Erfolg“ zeigen, heißt es in der Stellungnahme von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) überdies. „Die aktuellen Prognosen ermöglichen uns daher Schritt für Schritt Lockerungen bei den Schutzmaßnahmen. Wichtig ist es, hierbei behutsam vorzugehen, um eine nachhaltige Entlastung unseres Gesundheitssystems weiterhin gewährleisten zu können.“ Auch Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) begrüßte die Lockerungen. Vor allem für die Tourismus- und Veranstaltungsbranche seien diese „motivierend“.

Die grüne Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer wertete die Lockerungen als „äußerst positives Zeichen für das Kunst- und Kulturleben in Österreich“. Insgesamt gehe man „mit Riesenschritten einer kompletten Wiederherstellung unseres vielfältigen Kunst- und Kulturangebots entgegen“, so Mayer.

Wien trägt Lockerungen mit

Wien wird die neuen Lockerungen mittragen. Man halte diese für vertretbar, wie ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) sagte. Es werde in diesem Bereich keine Sonderregelungen geben, da die Ausgangslage in Wien – etwa angesichts einer relativ niedrigen 7-Tage-Inzidenz – derzeit gut sei.

Die Bundeshauptstadt hatte zuletzt immer wieder eigene, strengere Regeln verordnet. Zuletzt wurde etwa angekündigt, dass man weiter bei 2-G in der Gastronomie bleiben möchte, da beim Trinken oder Essen keine Maske getragen wird. Der Bund hat hier eine Rückkehr zu 3-G per 19. Februar vorgesehen.

Kickl: „Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht“

Indes staunte FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl über das seiner Ansicht nach zu verwirrende Vorgehen, da der Bund in der Gastronomie mit dem Aus für 2-G noch einer Woche länger wartet als bei den Friseuren. „Die Regierung handelt offenbar nach dem Motto: ‚Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?‘“

Mit dieser „Salami-Taktik“ wolle die durch die Sideletter-Affäre und die „vielen ÖVP-Korruptionsfälle“ schwer angeschlagene Bundesregierung offenbar in der Bevölkerung Punkte sammeln, mutmaßte Kickl in einer Aussendung. Das Schauspiel sei aber leicht durchschaubar. Andere Länder hätten längst erkannt, dass die Omikron-Welle die Karten völlig neu gemischt habe „und die kritische Phase längst vorbei ist“.

Mahrer will „maximale Freiheit“

Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer (ÖVP) fordert angesichts der Omikron-Variante indes eine Neubewertung der Situation insgesamt und ein Ende für den „Vorschriften-Irrgarten“. Ein europäischer Vergleich sei angebracht, so Mahrer, denn viele Länder würden seit Wochen sukzessive ihre CoV-Maßnahmen zurücknehmen. Friseur-Innungsmeister Wolfgang Eder freute sich indes, dass für seine Branche ab 12. Februar nur noch die 3-G-Regel gilt.

„Wir sind sehr froh, nach langen, wirklich schwierigen Verhandlungen am 12. Februar bei den Lockerungsschritten dabei zu sein“, sagte der Friseur-Vertreter zur APA. Ganz haben die Friseure „in den zähen Gesprächen“ ihr Ziel aber nicht erreicht, so Eder, denn im Vergleich zum Handel bleibe es bei der 3-G-Regel. Trotzdem: „Wir sind sehr glücklich und hoffen, dass alle Kunden wieder zu uns kommen können.“ Die Pandemie sorgte für 20 bis 30 Prozent weniger Kundinnen und Kunden. Nun wolle man zurück zu den alten Kundenzahlen, sagte Eder.

Für Mahrer ist indes „die Zeit gekommen, maximale Freiheit zurückzugeben. Wir müssen jetzt rasch den Vorschriften-Irrgarten ausmisten.“ Parallel dazu sollen jetzt die Vorbereitungen für den kommenden Herbst und Winter beginnen, um dem Virus im Fall des Falles einen Schritt voraus zu sein. „Die neu gewonnene Freiheit müssen wir alle gemeinsam nutzen und den Fokus auf zentrale Zukunftsthemen wie Arbeitskräftemangel, Aus- und Weiterbildung sowie Energie- und Rohstoffkosten legen“, so der Wirtschaftskammer-Chef.

Körpernahe Dienstleister erfreut

Auch die anderen körpernahen Dienstleister über die Friseure hinaus begrüßten naturgemäß die Aufhebung der 2-G-Beschränkungen. Es werde für mehr Fairness gesorgt, so Dagmar Zeibig, Bundesinnungsmeisterin der Fußpfleger, Kosmetiker, Masseure, Piercer, Tätowierer und Nagelstudios.

Sport- und Freizeitbetriebe wollen rascher 3-G

Die Fachverbandsobfrau der Freizeit- und Sportbetriebe, Astrid Legner, ortete einen „ersten positiven Schritt“ beim Fall der Personenbeschränkung für Veranstaltungen bei gleichzeitiger Beibehaltung der 2-G-Regel, allerdings mit einem großen „Aber“: Denn Lockerungen für alle Freizeit- und Sportbetriebe seien „längst überfällig. Das gilt umso mehr, als nun auch bei den körpernahen Dienstleistern auf 3-G umgestellt wird“, so Legner in einer Aussendung.

„Eine zeitversetzte gestaffelte Rückkehr zur 3-G-Regel ist nicht nachvollziehbar und wirft sowohl Gleichheits- als auch Abgrenzungsprobleme auf“, gab die Vertreterin der Freizeit- und Sportbetriebe zu bedenken. „Wir fordern eine Gleichbehandlung mit den körpernahen Dienstleistern und somit die Anwendung von 3-G ebenfalls ab kommenden Samstag, spätestens jedoch ab 19. Februar“, so Legner.

Strategien „passen im Moment nicht mehr zusammen“

Unterdessen gibt es weitere ÖVP-Signale hinsichtlich einer Änderung der Teststrategie: So forderte Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) am Dienstag eine Neubewertung. Quarantäne- und Teststrategie „passen im Moment nicht mehr zusammen“, so Wallner. Konkret fordert der Landeshauptmann eine Einschränkung des Testumfangs und eine Verkürzung der Absonderungszeit – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at .