Gauguins „Mata Mua“ mit Leihvertrag zurück in Madrid

„Mata Mua“, eines der bekanntesten Gemälde von Paul Gauguin, ist seit gestern wieder im Madrider Thyssen-Bornemisza Museum zu sehen. Die Besitzerin Carmen Cervera, Baronin von Thyssen-Bornemisza, hatte die weltberühmte tahitianische Landschaftsmalerei vergangenen Sommer zusammen mit Werken von Edward Hopper, Claude Monet und Edgar Degas in einer unangekündigten Aktion aus dem Museum entfernen und außer Landes in ihre Residenz nach Andorra bringen lassen.

Ein Mann betrachtet Paul Gaugins Bild „Mata Mua“
Reuters/Andrea Comas

Seit vielen Jahren droht die Witwe von Baron Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza mit dem Verkauf oder der Verlegung von Werken in ihre Museen in Malaga, Andorra oder Sant Feliu de Guixols, sollte der Staat nicht endlich eine Leihgebühr für ihre Sammlung zahlen. Tatsächlich stellt sie ihre Werke seit 1992 kostenlos zur Verfügung.

Seit 2011 fordert sie allerdings einen finanziellen Ausgleich, da es sich beim Madrider Thyssen schließlich um ein staatliches Museum handle. Nach über zehn Jahren erfolgloser Verhandlungen zog sie im vergangenen Juni die Reißleine. „Mata Mua“ komme erst nach Spanien zurück, sobald ein Leihvertrag unterschrieben sei, ließ die Baronin verlauten.

Leihvertrag mit Kaufoption

Die Rechnung ging auf: Heute unterzeichnen Baronin Carmen Cervera und Spaniens Kulturminister Miquel Iceta einen 15-jährigen Leihvertrag für die Thyssen-Sammlung in Höhe von 97,5 Millionen Euro. Danach hat der Staat eine Kaufoption über die Werke, bei dem die Höhe der Leihzahlungen vom Endpreis abgezogen werden würde. Icetas Amtsvorgänger Jose Manuel Rodriguez Uribes, mit dem die Baronin den Leihvertrag aushandelte, verteidigte den Deal: „Bei einem geschätzten Wert von über einer Milliarde Euro ist das die beste Option, gerade mit Blick auf die aktuellen wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie.“

Auch die Baronin von Thyssen ist erleichtert. „Ich wollte immer, dass meine Sammlung in Spanien bleibt. Ich muss aber auch an meine Erben denken“, erklärte die 77-jährige Sammlerin. Dass sie die Presse nun als „Erpresserin“ darstellt, empört Cervera: „Der Staat nimmt mit meinen Werken, die ich seit fast 30 Jahren kostenlos ausstelle, jährlich bis zu neun Millionen Euro ein, und ich habe bisher gar nichts dafür erhalten.“

500 Jahre europäische Kunstgeschichte vertreten

Ein besonderer Schwerpunkt in der Thyssen-Kollektion sind auch die deutschen Expressionisten, Surrealismus sowie abstrakte Kunst und Pop Art. Mit Werken von Pablo Picasso über Wassily Kandinsky und Salvador Dali bis hin zu Marc Chagall, Hoppers „Hotelzimmer“ und Roy Lichtensteins „Frau im Badezimmer“ deckt die Sammlung über 500 Jahre europäische Kunstgeschichte lückenlos ab. Zusammen mit dem Prado und dem Museo Reina Sofia bildet das Thyssen-Bornemisza Museum die „Heilige Dreifaltigkeit“ der Madrider Kunstszene.