Buffet im Olympia-Areal in Peking
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Olympia

Üble Bedingungen plagen Athleten

Im Spitzensport ist eine gesunde und ausgewogene Lebensweise besonders wichtig. Das dürften die Organisatorinnen und Organisatoren der Olympischen Winterspiele in Peking allerdings nicht verstanden haben. Beschwerden, etwa über das Essen und die Kälte, häufen sich. Besonders in Quarantäne seien die Zustände aus diversen Gründen katastrophal. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) verspricht Besserung.

Noch am Vorabend der Olympischen Winterspiele versicherte China der Welt „reibungslose, sichere und prächtige“ Spiele. Doch nur wenige Tage nach Beginn der Bewerbe sehen sich die Organisatorinnen und Organisatoren mit einer ganzen Reihe von Beschwerden von Sportlerinnen und Sportlern konfrontiert – und das gleich an mehreren Fronten.

Von Beginn an mussten sich die Olympia-Teilnehmenden in Peking einer herausfordernden Pandemiesituation stellen. Sie dürfen sich nur in einem abgeschotteten System aufhalten, das es nicht gestattet, das olympische Dorf in Yanqing zu verlassen, außer zum Training, zu Wettkämpfen und zur Heimreise. Aber das scheint erst der Anfang einer Reihe von Komplikationen gewesen zu sein.

Frida Karlsson
APA/AFP/Jewel Samad
Frida Karlsson war durch die extreme Kälte nahe dem Zusammenbruch, ihr Team beschwerte sich

Schweden: Zu kalt zum Langlaufen

Das schwedische Team drängte etwa darauf, die Langlauf-Wettbewerbe früher am Tag abzuhalten, nachdem die Athletin Frida Karlsson am Ende des Skiathlons der Frauen zitternd und dem Zusammenbruch nahe erblickt wurde. Den Regeln des Internationalen Skiverbandes (FIS) zufolge dürfen die Wettkämpfe nicht stattfinden, wenn die Temperaturen unter minus 20 Grad Celsius liegen.

Als Karlsson am Samstag antrat, herrschten im Langlauf-Zentrum in den Bergen von Zhangjiakou, rund 210 Kilometer nordwestlich von Peking, Temperaturen von minus 13 Grad, doch durch den Wind war es um einiges kälter. „Wir haben die Kältegrenzen, aber ich weiß nicht, ob sie auch den Windchilleffekt messen“, sagte der schwedische Teamchef Anders Bystroem dazu gegenüber Medien. „Wenn die FIS sagt, dass es minus 17 Grad hat und es windig ist, es durch den Wind aber minus 35 Grad hat, was macht man dann?“

Quarantänehotel in Peking
Reuters/Eloisa Lopez
Peking verspricht beste CoV-Sicherheitsvorkehrungen für Olympia, doch das dürfte teils auf Kosten der Teilnehmenden gehen

„Seit einer Woche lebe ich in Angst“

Unterdessen verriet die polnische Eisschnellläuferin Natalia Maliszewska, die am Samstag den 500-Meter-Lauf auf der Kurzbahn aufgrund ihrer CoV-Infektion auslassen musste, sie habe in einer Quarantänestation in Peking mit großer Angst zu kämpfen gehabt. „Ich weine, bis ich keine Tränen mehr habe und mache nicht nur den Menschen um mich herum Sorgen, sondern auch mir selbst“, sagte sie.

Diejenigen, die sich in einer Quarantänestation befinden, dürfen diese verständlicherweise erst verlassen, wenn sie frei von Symptomen sind und zwei negative PCR-Tests im Abstand von 24 Stunden vorweisen können. Doch Berichten zufolge verschwimmen die Grenzen der Ct-Werte, ab wann ein Test bei Olympia als positiv gilt und wann nicht.

Barkeeper in einem Quarantänehotel in Peking
Reuters/Emily Roe
Selbst Barkeeper in Hotels für Journalistinnen und Journalisten müssen Sicherheitskleidung tragen

Maliszewska wurde schließlich ohne Erklärung zurück ins olympische Dorf entlassen. Doch kurz danach teilte man ihr mit, es habe sich um einen Fehler gehandelt. „Man holte mich zuerst um 3.00 Uhr morgens aus meinem Zimmer“, so Maliszewska über ihre Zeit im Quarantänehotel, von dem sie wieder retour geschickt wurde. „Dann kam die Nachricht, dass sie sich leider geirrt hatten, dass ich eine Bedrohung bin und nicht aus der Isolation hätte entlassen werden dürfen.“

Tränenreiche Quarantäne für Belgierin

Auch die belgische Skeletonsportlerin Kim Meylemans wurde nach ihrer Ankunft in Peking positiv auf CoV getestet. In einer Reihe von Instagram-Posts teilte sie unter Tränen Einzelheiten ihrer verwirrenden Situation, nachdem sie für ihre Quarantäne abgeholt wurde. Als ein weiterer Test schließlich negativ gewesen sei, habe sie damit gerechnet, sie würde ins olympische Dorf in Yanqing zurückgebracht. Stattdessen habe man sie in einen Krankenwagen gesetzt, der sie in eine andere Quarantäneeinrichtung gebracht habe, so Meylemans.

Mittlerweile konnte die Athletin ins olympische Dorf zurückkehren. Sie ist zwar noch in Quarantäne, aber kann Kontakt mit ihrem Team halten. „Ich bin nun in einem Trakt, der zwar isoliert ist, aber zumindest bin ich zurück im Dorf“, sagte Meylemans zuletzt zu AP. „Ich fühle mich sicher und ich kann hier ein bisschen besser trainieren.“

Finnland: Isolation politische Entscheidung

Über 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Spiele, darunter Dutzende von Athletinnen und Athleten, wurden seit dem 23. Jänner ab ihrer Ankunft in der chinesischen Hauptstadt positiv getestet. Viele von ihnen befinden sich immer noch in Quarantäne und wissen nicht, wann bzw. ob sie überhaupt noch an den Bewerben teilnehmen können, so etwa auch der finnische Eishockeyspieler Marko Anttila.

Sein Team vermutet, er werde ohne Grund in Isolation gesteckt. „Aus medizinischer Sicht wissen wir, dass eine solche Person nicht mehr infektiös ist und keine Gefahr darstellt“, sagte der finnische Arzt Maarit Valtonen zur aktuellen Situation Anttilas. „Diese Isolationsentscheidungen basieren nicht auf Medizin oder Wissenschaft, es sind eher kulturelle und politische Entscheidungen.“

„Eigentliches Thema von kalten Nudeln überlagert“

Der finnische Cheftrainer Jukka Jalonen sagte, die Situation beeinträchtige mittlerweile Anttilas psychische Gesundheit. „Wir wissen, dass er völlig gesund ist, und deshalb denken wir, dass China aus irgendeinem Grund sein Menschenrecht nicht respektiert, und das ist keine gute Situation“, so Jalonen. Auf Instagram äußerte sich Anttila selbst zu seiner Zeit in Absonderung: „Manchmal wird das eigentliche Thema von den Umständen und kalten Nudeln überlagert“, schrieb er am Dienstag. „Bewegung und Ernährung sind für einen Athleten einfach wichtig“, so der Eishockeyspieler über das Quarantänehotel. Er habe jedoch noch Hoffnung für die restliche Zeit in Peking.

Auch die russische Biathlonteilnehmerin Waleria Wasnezowa postete kürzlich ihre Erfahrungen über den Aufenthalt in einem Quarantänehotel auf ihrem mittlerweile privaten Instagram-Profil: „Mein Bauch tut weh, ich bin sehr blass und habe riesige schwarze Kreise um meine Augen. Ich will, dass das alles aufhört. Ich weine jeden Tag. Ich bin sehr müde.“

Nach einem Screenshot wurde das Bild öffentlich tausendfach geteilt, denn Wasnezowa postete mit dem Text ein Bild davon, was sie als „Frühstück, Mittag- und Abendessen für fünf Tage“ bezeichnete: ein Tablett mit Essen, darunter Nudeln, Sauce, ein Stück Fleisch am Knochen und ein paar Kartoffeln. Weitere Berichte diverser Athletinnen und Athleten beziehen sich neben schlechter Verpflegung auch auf unzureichende Internetverbindung und fehlendes Equipment zum Trainieren in den Quarantäneunterkünften.

Chips, Nüsse, Schokolade

Der Deutsche Eric Frenzel, dreifacher Goldmedaillengewinner in der Nordischen Kombination, wurde ebenfalls positiv getestet und verbringt seine Zeit nun in Isolation. Der Leiter der deutschen Delegation erklärte seine Bedingungen im Hotel als „unzumutbar“. Die Zimmer seien zu klein, unhygienisch, und Essenslieferungen kämen nicht oft genug.

Hotelpersonal in einem Quarantänehotel in Peking
Reuters/Emily Roe
Angestellte in Sicherheitskleidung gehören bei den Spielen 2022 dazu

Der Trainer des deutschen Skiverbandes (DSV), Christian Schwaiger, beklagte unterdessen, es gebe für die Sportlerinnen und Sportler auch außerhalb der Quarantänehotels kein warmes Essen. „Die Verpflegung ist äußerst fragwürdig, denn eigentlich ist es überhaupt keine Verpflegung“, sagte er. „Ich hätte erwartet, dass das Olympische Komitee in der Lage ist, warme Mahlzeiten anzubieten. Es gibt Chips, ein paar Nüsse und Schokolade und sonst nichts.“

Das IOC erklärte, es sei sich der Beschwerden bewusst und arbeite mit Peking zusammen, um die Probleme zu lösen. Für Frenzel habe sich die Situation nach der Beschwerde jedenfalls verbessert, so der Delegationsleiter. Auf die Situation in den Quarantänehotels angesprochen, fügte das IOC hinzu: „Wir fühlen mit jedem Athleten, der wegen einer CoV-Infektion nicht antreten kann. Die Protokolle wurden eingeführt, um sichere Olympische Spiele für alle zu gewährleisten.“