Der Regisseur Reinhard Schwabenitzky
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1947–2022

„Mundl“-Regisseur Schwabenitzky ist tot

Reinhard Schwabenitzky ist tot. Der gebürtige Salzburger zählte über Jahrzehnte zu den erfolgreichsten Film- und Fernsehregisseuren Österreichs und schrieb mit „Ein echter Wiener geht nicht unter“ und „Kaisermühlen Blues“ TV-Geschichte. Der Kultregisseur verstarb am Mittwoch nach langer Krankheit im Alter von 74 Jahren, wie sein Sohn Markus Schwabenitzky mitteilte.

Geboren wurde Reinhard Schwabenitzky am 23. April 1947 im familiären Wirtshaus in Bucheben bei Rauris (Salzburg). Die von Entbehrungen geprägte, aber glückliche Kindheit hätte ihm früh „Ellbogen“ verpasst, erinnerte sich Schwabenitzky. „Man lernt hier Durchhalten. Das habe ich dringend gebraucht, um mit dieser flachen, oberflächlichen, intriganten Branche zurechtzukommen.“

Die ersten Erfahrungen als Schauspieler sammelte Schwabenitzky als Kind, als er am Stadttheater St. Pölten in Inszenierungen seines Vaters, des späteren Burgtheater-Direktors Gerhard Klingenberg, mitwirkte. Als er sechs Jahre alt war, ließen sich die Eltern scheiden, und der Vater übersiedelte nach Berlin, um als Regisseur in den Babelsberger Filmstudios zu arbeiten. Regelmäßige Besuche bei Dreharbeiten und eine erste kleine Rolle in einem Fernsehspiel Klingenbergs weckten im zwölfjährigen Schwabenitzky die Begeisterung für den Film.

Reinhard Schwabenitzky bei der Präsentation von „Ein echter Wiener geht nicht unter“
ORF
Schwabenitzky bei der Präsentation von „Ein echter Wiener geht nicht unter“

Erfolg mit „Mundl“ noch vor Studienabschluss

Nach einem Intermezzo beim Max-Reinhardt-Seminar studierte er an der heutigen Filmakademie Wien Kamera und Regie und assistierte bei Franz Antel, Axel Corti, Otto Schenk und Bernhard Wicki. Noch vor Abschluss seines Studiums kam 1975 der erste große TV-Erfolg: Von 1975 bis 1979 inszenierte Schwabenitzky sechs Folgen des Serienklassikers „Ein echter Wiener geht nicht unter“ rund um den polternden Wiener Proleten Mundl Sackbauer, gespielt von Karl Merkatz.

Programmhinweis

In memoriam Reinhard Schwabenitzky zeigt ORF2 am Samstag ab 9.05 Uhr „Mein Salzburg“, die Komödie „Schön, dass es dich gibt“, die ersten beiden Folgen des „Kaisermühlen Blues“ sowie die Komödie „Gefühl ist alles“. Am Sonntag ist um 14.30 Uhr in ORF2 „Conny und die verschwundene Ehefrau“ zu sehen, am Montag um 11.10 Uhr „Ein fast perfekter Seitensprung“, am Dienstag um 11.05 Uhr „Eine fast perfekte Scheidung“ und am Mittwoch um 11.05 Uhr „Eine fast perfekte Hochzeit“. Am Donnerstag um 11.05 Uhr wird „Zwei Väter einer Tochter“ ausgestrahlt, am Freitag „Frechheit siegt“.

Parallel entstanden erste Fernsehfilme wie „Schwester Martha verzichtet auf ihr Glück“ und „Der Einstand“, in dem der spätere Oscar-Preisträger Christoph Waltz seine erste Rolle bekam.

Nach Reibereien mit „Mundl“-Autor Ernst Hinterberger kehrte Schwabenitzky Wien vorerst den Rücken und übersiedelte nach München. Während der Dreharbeiten zur Serie „Parole Chicago“ mit Waltz als Möchtegernganove lernte er die Schauspielerin Elfi Eschke kennen, die bald seine Ehefrau und Hauptdarstellerin in fast allen künftigen Produktionen werden sollte. So wirkte sie sowohl in Serienhits wie „Büro, Büro“ und „Tour de Ruhr“ als auch in Kinoerfolgen wie „Der Doppelgänger“ (1983) und „Der Experte“ (1987) mit Didi Hallervorden mit. Mit Andreas Vitasek bildete sie ab Mitte der 90er Jahre das Liebespaar in der „Seitensprung“-Trilogie.

Gesellschaftskritisches oft in Komödiengewand

Zwischendurch inszenierte Schwabenitzky auch außerhalb des Komödienfachs, drehte etwa 1987 die „Tatort“-Folge „Die Macht des Schicksals“. Von Kritikern, die seine Filme als „leichte Komödien“ abtaten, fühlte er sich meist missverstanden. Tatsächlich schwang bei Schwabenitzky oft Gesellschaftskritik mit, thematisierte der Kinohit „Ilona & Kurti“ etwa Ausländerfeindlichkeit und behandelte sein auch in den USA gezeigter Thriller „Hannah“ den aufflammenden Rechtspopulismus.

Reinhard Schwabenitzky und Elfi Eschke
ORF/Petro Domenigg
Der Regisseur mit Elfi Eschke, Ehefrau und Hauptdarstellerin vieler seiner Filme

Neben einem verstärkten Augenmerk auf das Kino landete Schwabenitzky in den 90er Jahren mit einer weiteren Serie aus Hinterbergers Feder einen Publikumshit: „Kaisermühlen Blues“ war im gleichnamigen Wiener Stadtteil angesiedelt und verhalf u. a. Marianne Mendt und Gerald Pichowetz zu erhöhter Aufmerksamkeit.

Andreas Vitasek und Reinhard Schwabenitzky
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Andreas Vitasek und Schwabenitzky am Filmset

Gastronom, Hotelier und Autor

Mit der Bundeshauptstadt ist Schwabenitzky trotz seiner wienerischen Kultserien dennoch nie warm geworden. Er wohnte mit seiner Ehefrau lieber im Salzburger Flachgau, wo er zwischenzeitig auch das Hotelrestaurant „Itzlinger Hof“ führte und gemeinsam mit seinen beiden Söhnen Markus und Lucas die Produktionsfirma Star-Film betrieb. Und er ging unter die Autoren. So legte der Künstler aus Leidenschaft 2018 seinen Roman „Stille Nacht und das Geheimnis der Zauberflöte“ (Tyrolia Verlag) vor.

„Werk wird nie untergehen“

„Der gebürtige Salzburger schuf mit dem ,Echten Wiener’ eine Figur, die an Popularität und Brisanz dem lieben Augustin nicht nachstand“, reagierte Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) auf den Tod Schwabenitzkys. Dem Regisseur gelang „der Spagat zwischen Unterhaltung und Haltung, zwischen Kritik und Humor. Das war wohl das Erfolgsrezept Schwabenitzkys, und das machte seine Kinofilme und TV-Serien auch so zeitlos haltbar.“ „Dass er kurz vor seinem 75. Geburtstag – an dem er sicherlich ausgiebig gefeiert und geehrt worden wäre – verstarb, macht mich sehr traurig“, so der Stadtchef. „Sein Werk wird nie untergehen.“

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann würdigte Schwabenitzky als eine „Persönlichkeit, die u. a. mit ‚Ein echter Wiener geht nicht unter‘ oder dem ‚Kaisermühlen Blues‘ nicht nur ORF-Geschichte geschrieben, sondern vielmehr auch ein Stück österreichische Zeitgeschichte gestaltet hat.“ Schwabenitzky habe sein Publikum stets bestens unterhalten, aber auch zum Nachdenken angeregt. „Er wird dem ORF und seinem Publikum unvergessen bleiben“, versicherte ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz.

Regielegende Schwabenitzky tot

Der gebürtige Salzburger Reinhard Schwabenitzky zählte über Jahrzehnte zu den erfolgreichsten Film- und Fernsehregisseuren Österreichs und schrieb mit „Ein echter Wiener geht nicht unter“ in den 1970er Jahren und mit dem „Kaisermühlen Blues“ in den 1990er Jahren TV-Geschichte. Er verstarb heute nach langer Krankheit im Alter von 74 Jahren.

„Die vielen Werke, die er uns hinterlassen hat, lassen Reinhard Schwabenitzky als Teil der österreichischen Filmkultur auch über den heutigen traurigen Tag hinaus weiterleben. Meine Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Freunden“, betonte die Grünen-Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer. „Mundl“ und „Kaisermühlenblues“ – wahre „Straßenfeger“ seien ein unverzichtbarer Teil des österreichischen Filmschaffens und würden Kultstatus genießen, „zu Recht und im besten Sinne des Wortes“.