Verrat an Anne Frank: Ermittlerteam weist Kritik zurück

Das Ermittlerteam, das den Verrat an Anne Frank neu untersucht hat, hat die heftige Kritik an seinen Ergebnissen deutlich zurückgewiesen. Die Kritik sei einseitig und unfundiert, sagte der frühere FBI-Kommissar und Leiter der Untersuchung, Vincent Pankoke, heute auf der Website des Teams.

Der ehemalige FBI-Mann sprach von einem Frontalangriff – vor allem von Medien in den Niederlanden. „Mit Medien, die offenbar nur eine Seite der Geschichte präsentieren, kann man einen Fall leicht vor dem Gericht der öffentlichen Meinung gewinnen“, schreibt Pankoke. Das Ermittlerteam antwortet auf der eigenen Website auch im Detail auf die Zweifel von Historikern.

Kritik von Historikern

Vor etwa drei Wochen hatte das internationale Team unter der Leitung des US-Amerikaners seine Ergebnisse vorgelegt. Danach war das Versteck von Anne Frank und sieben anderen Juden in Amsterdam im August 1944 sehr wahrscheinlich von einem jüdischen Notar verraten worden. Er habe sich und seine Familie der Theorie zufolge selbst vor der Deportation schützen wollen.

Historikerinnen und Historiker übten jedoch scharfe Kritik und wiesen auf gravierende Fehler bei der Untersuchung hin. So hätten die Untersucher Fakten und wichtige historische Studien nicht berücksichtigt.

Antisemitismus-Vorwurf zurückgewiesen

Pankoke betonte, dass es bei der Untersuchung nicht um eine wissenschaftliche Studie ging, sondern um kriminalistische Ermittlungen eines Cold Case. Dafür würden andere Maßstäbe gelten. So seien auch indirekte Beweise zulässig.

Er wehrte sich auch gegen Beschuldigungen von Antisemitismus. Auch dem Ermittlerteam sei das Ergebnis der Untersuchung nicht leicht gefallen – dass ein jüdischer Notar höchst wahrscheinlich der Verräter sei. Er betonte, dass auch der Notar selbst ein Opfer des Nazi-Regimes gewesen sei.