Kosovo: Kritik an Renovierung von Haus von NS-Kollaborateur

Die Renovierung eines Hauses im Kosovo, das während des Zweiten Weltkriegs einem Minister einer pronazistischen Regierung gehörte, hat eine heftige Kontroverse ausgelöst. Deutschland warnte vor historischer „Weißwaschung“. Die Europäische Union und die Vereinten Nationen stoppten das Projekt. Die kosovarische Regierung verteidigt es.

Das ehemalige Zuhause von Xhafer Deva in Mitrovica.
Reuters/Laura Hasani

Das dreistöckige rote Backsteinhaus in Mitrovica, das in den 1930er Jahren von österreichischen Architekten erbaut wurde, war das Zuhause von Xhafer Deva, der 1943 und 1944 als Innenminister in der prodeutschen Regierung diente.

EU und UNO entschuldigen sich

In einer gemeinsamen Erklärung entschuldigten sich das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) im Kosovo und die EU dafür, dass sie den historischen Hintergrund von Deva übersehen hatten, als sie das Projekt zur Wiederherstellung des Hauses als Kulturerbe ankündigten.

Der deutsche Botschafter im Kosovo, Joren Rohde, sagte, er sei sehr besorgt über die Restaurierung. „Verzerren Sie nicht die Wahrheit über den Holocaust oder die von den Nazis und lokalen Kollaborateuren begangenen Kriegsverbrechen“, sagte Rohde Anfang dieser Woche auf Twitter und sagte, das Projekt riskiere, die Geschichte zu beschönigen.

Kulturminister verteidigt Projekt

Der Kulturminister des Kosovo, Hajrulla Ceku, verteidigte das Restaurierungsprojekt auf einer Pressekonferenz am Tag nach der Entscheidung der EU und des UNDP, die Arbeiten an der Stätte einzustellen. „Wir restaurieren das Denkmal, aber nicht die Geschichte von Xhafer Deva“, sagte Ceku. Ob die Kosovo-Regierung weiter an der Restaurierung arbeiten werde, bestätigte er nicht.

Zu der Zeit, als Deva Minister war, wurde das Kosovo von Deutschland als Teil Albaniens betrachtet. Historiker sagen, dass Einheiten der Sicherheitskräfte unter Deva, die Nazis als Verbündete im Kampf gegen Kommunisten betrachteten, Gräueltaten begangen haben, darunter das Massaker an mutmaßlichen antifaschistischen Sympathisanten. Einige neuere Forschungen besagen jedoch, dass Deva zum Schutz der Juden beigetragen haben könnte.

„Er ist ein Kriegsverbrecher, er hat Verbrechen gegen seine politischen Gegner begangen, aber persönlich hat er trotz der Beharrlichkeit der Nazi-Behörden nie zugestimmt, Listen von Kosovo-Juden zu übergeben“, sagte Durim Abdullahu, Geschichtsprofessor an der staatlichen Universität Prishtina.