Pilnacek wollte „Ibiza“-Staatsanwalt observieren lassen

Neu aufgetauchte Chats zeigen einmal mehr das angespannte Verhältnis zwischen Christian Pilnacek und der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA). So soll der mittlerweile suspendierte Justizsektionschef im Sommer 2019 angeregt haben, den mit der „Ibiza“-Causa befassten Ermittler Gregor Adamovic observieren zu lassen, berichtete der „Falter“ heute.

„Wir müssen irgendwie unsere undichte Stelle finden; beginnen würde ich mit G.A. (Gregor Adamovic, Anm.)“, soll der Leiter der Oberstaatsanwaltschaft Wien, Johann Fuchs, an Pilnacek geschrieben haben.

Der Grund soll Ärger darüber gewesen sein, dass eine Protestnote der WKStA an die Öffentlichkeit gelangt war. Diese hatte die Befangenheit von Polizisten der „Soko Tape“ thematisiert, einer Einsatzgruppe, mit der das Innenministerium die Hintermänner im Fall „Ibiza“ aufspüren wollte.

„Das kann man sich nicht gefallen lassen“

Pilnaceks Antwort zu Fuchs: „So arg, das kann man sich nicht gefallen lassen; ich spreche morgen mit Lang (Franz, Chef des Bundeskriminalamts, Anm.); ich stelle mir Observation vor; hG“.

Pilnacek soll sich laut „Falter“ aber nicht nur die Observation des Ermittlers gewünscht haben, sondern auch den Zugriff auf dessen private Kommunikation. „Es wird auch einmal notwendig sein, eine Rufdatenauswertung anzuordnen und dienstlich und privat genutzte Mobiltelefone sowie E-Mailaccounts von A. für den fraglichen Zeitraum sicherzustellen und auszuwerten“, schrieb er laut „Falter“ in einem E-Mail an Fuchs.

Zu den Ermittlungen gegen Korruptionsstaatsanwalt Adamovich kam es nicht. Pilnacek ist mittlerweile suspendiert, Fuchs von wichtigen Ermittlungen abgezogen. Pilnacek war Anfang November vom Vorwurf der Verletzung des Amtsgeheimnisses freigesprochen worden. Die zuständige Staatsanwaltschaft Innsbruck meldete Berufung an.