Vor EU-AU-Gipfel: Karas fordert eigenen Afrikakommissar

Vor dem morgen beginnenden EU-Afrika-Gipfel hat der Vizepräsident des EU-Parlaments, Othmar Karas (ÖVP), gegenüber ORF.at einen Posten für einen Afrikakommissar sowie eine offensive europäische Afrikapolitik gefordert. „Ich verlange, dass wir uns mit dem Kontinent beschäftigen“, so Karas.

Geboten sei das nicht nur aus migrationspolitischen, sondern auch aus wirtschaftlichen, sozialen und nicht zuletzt auch ökologischen Gründen. Schließlich hätten Entwicklungen in diesen Bereichen auf einem Kontinent „vor unserer Haustür“ direkte Auswirkungen auf die EU.

„Aufbau einer neuen Partnerschaft“

Die 27 Staats- und Regierungschefs der EU sowie die 40 der Afrikanischen Union (AU) kommen morgen und am Freitag zu einem Gipfeltreffen in Brüssel zusammen. Ziel sei der „Aufbau einer neuen Partnerschaft“ über viele Sektoren hinweg, wie es vorab seitens der EU hieß.

So ist etwa in den Bereichen nachhaltige Entwicklung, Friede und Sicherheit, Migration, Digitalisierung und Klima die Umsetzung konkreter „Leuchtturmprojekte“ vorgesehen. Für Investments in Infrastruktur, Bildung und Gesundheitswesen sollen im Zuge der „Global Gateway“-Initiative insgesamt 150 Milliarden Euro mobilisiert werden.

Karas erwartet sich von dem Gipfel einen klaren Zeit- und Arbeitsplan für die gemeinsame EU-Afrikapolitik. Und: „Ich wünsche mir hier ein Gesamtkonzept und hoffe, dass wir einen Schritt weiter kommen.“

EU-Spitzen beraten zu Ukraine

Beobachter und Beobachterinnen befürchten jedoch, dass die Ukraine-Krise einen Teil der Gespräche einnehmen wird. Zumindest zu Mittag werden sich die EU-Staats- und Regierungsspitzen zu einem einstündigen Gespräch treffen.

Karas ist sich unterdessen „nicht sicher“, dass die Ukraine eine große Rolle spiele – außer bei der Bewertung der geopolitischen Lage. Zudem sei es nicht sinnvoll, jedes Gespräch mit allen anderen Themen zu verbinden, so der Vizepräsident.

Afrika und EU: Zwischen Partnerschaft und Paternalismus

Eines steht aber wohl bereits vor dem Gipfel fest: Auch wenn es an der engsten Stelle des Mittelmeers nur 13,5 Kilometer sind, die Europa und Afrika trennen, scheinen zwischen den Kontinenten doch ganze Welten zu liegen.

Afrika und Europa präge eine lange Beziehung, die stets zwischen Partnerschaft und Paternalismus changiere – und von Augenhöhe noch weit entfernt sei, sagen Experten im Gespräch mit ORF.at.

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