Fachleute mit durchwachsenen Reaktionen auf Öffnungen

Die Reaktionen von Fachleuten auf die von der Regierung angekündigten Öffnungen mit 5. März fallen durchwachsen aus. Die weitgehende Abkehr von den meisten Pandemiemaßnahmen ist für den Komplexitätsforscher Peter Klimek mit Blick auf die aktuelle Auslastung im Spitalsbereich „vertretbar“. Aufpassen sollte man, was die Kommunikation dazu und die Signalwirkung der Lockerungen betrifft.

Tituliere man das als „Freedom Day“ und nicht als Aussetzen von Maßnahmen, könne das wieder zum Problem werden. Ob die Omikron-Welle nochmals etwas Fahrt aufnimmt, werde sich nächste Woche weisen.

Dass sich bei den Quarantäneregeln und bei der Meldepflicht von Infektionen offenbar nichts ändern wird, sei „in Ordnung“. Hier handle es sich um ein Signal dahingehend, dass die Pandemie nicht plötzlich zu Ende ist.

Klimek: BA.2 könnte nächste Woche dominant werden

Das Prognosekonsortium, dem Klimek angehört, geht für nächste Woche davon aus, dass die Omikron-Untervariante BA.2 hierzulande dominant werden könnte. „Wir erwarten aber nicht, dass BA.2 so stark aufschlägt, dass es die bisherigen Höchstwerte nochmals pulverisiert.“ Dementsprechend werde sich die Krankenhausbelastung eher nicht deutlich erhöhen, sondern eher „in die Länge ziehen“.

„Vorsichtige Öffnungsschritte sind, glaube ich, akzeptabel“, sagte auch Markus Zeitlinger, Vorstand der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie an der MedUni Wien/AKH.

Der Trend zeige international, dass die Zahlen leicht zurückgehen. Es sei darum gegangen, eine „punktuelle Überlastung in den Spitälern“ zu vermeiden, „die haben wir im Moment nicht“, sagte er, eine „Belastung“ schon noch.

Der Mikrobiologe Andreas Bergthaler äußerte sich skeptischer: „Von unserer Seite her, auch basierend auf Prognosen von Peter Klimek und anderen, sehen wir noch nicht ganz den Zeitpunkt erreicht, um jetzt völlig aufzumachen."

Aber es gebe einen Stufenplan, sagte Bergthaler auch: Es werde „noch nicht komplett alles Mitte Februar geöffnet. Aber trotzdem: Ich persönlich habe ein bisschen einen vorsichtigeren Zugang dazu.“

Gartlehner bei Aus für Masken kritisch

Kritisch zum weitgehenden Aus der Maskenpflicht äußerte sich der Epidemiologe Gerald Gartlehner. „Ich hätte wahrscheinlich die Maskenpflicht generell als Basismaßnahme gelassen“, so Gartlehner gegenüber Ö1. Und: „Dort, wo Masken nicht getragen werden können, hätte wahrscheinlich 2-G bleiben können oder sollen, weil es doch noch keine deutliche Bewegung nach unten gibt.“

„Auch in meiner Seele schlagen zwei Herzen“, reagierte Katharina Reich auf die Einschätzung von Klimek und Bergthaler im Ö1-Morgenjournal. Sie sieht eine „andere Phase der Pandemie“ eingeläutet. Zum weitgehenden Aus für die Maske meinte sie: „Ob man für alles immer eine Verpflichtung braucht, bin ich mir nicht sicher.“ Jeder könne, wenn gewollt, weiter die Maske verwenden.

Zwischen Jubel und Besorgnis

Die Reaktionen auf die Öffnungen fielen gestern generell durchwachsen aus. Während Vertreter der Nachtgastronomie jubelten, reagierten Landeshauptleute zufrieden, wenn auch skeptisch. Kritisch bis besorgt äußerten sich Teile der Opposition.

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