EU-Afrika-Gipfel: Forderungen nach mehr Impfsolidarität

Die Pandemiebekämpfung und die Impfstoffherstellung stehen auf der Tagesordnung des sechsten EU-Afrika-Gipfels in Brüssel.

„Nach zwei Jahren Pandemie und einem Jahr Impfstoffen gegen Corona sind erst zehn Prozent der Bevölkerung des afrikanischen Kontinents vollständig geimpft“, kritisierte Petra Bayr, SPÖ-Sprecherin für globale Entwicklung, heute. Die Entwicklungsorganisation One forderte, die Herstellung von Impfstoffen und Arzneimitteln in Afrika zu stärken.

Bisher werde in Afrika nur ein Prozent der dort verwendeten Impfstoffe hergestellt, so One. 55 Mio. CoV-Impfdosen habe die EU laut Oxfam entsorgt, aber erst 30 Millionen seien an Afrika gespendet worden, beklagte Bayr.

„Das ist völlig unverantwortlich und entspricht nicht den menschenrechtlichen Grundsätzen der EU.“ Dass einige Länder mit handelsrechtlichen Maßnahmen die Profite ihrer Pharmafirmen über die Gesundheit der Menschheit stellten, sei „unverantwortlich und gesundheitspolitisch kurzsichtig“.

NGO-Präsidentin an EU: Widerstand aufgeben

Dagmar Pruin, die Präsidentin von Brot für die Welt, sagte, Afrika könne und wolle selbst Impfstoffe und auch Medikamente gegen Covid-19 produzieren, um nicht mehr vom guten Willen reicher Länder und einer Handvoll Pharmaunternehmen abhängig zu sein.

„Umso beunruhigter sind wir, dass die EU dem Wunsch der Afrikanischen Union offenbar nicht nachkommt, den sogenannten TRIPS Waiver, also die zeitweise Aussetzung von Patenten, in die Deklaration des EU-AU-Gipfels aufzunehmen.“

Pruin appellierte an die EU und vor allem die deutsche Bundesregierung, ihren Widerstand aufzugeben „und mit Afrika eine Partnerschaft auf Augenhöhe einzugehen“. Auch die Covax-Initiative zur globalen Verteilung von Impfstoffen laufe unter Plan und brauche dringend neuen Schwung, so Pruin.

Der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) hält nichts von Forderungen nach Aufhebung des Patentschutzes. „Der entscheidende Faktor für eine globale Durchimpfung gegen Covid-19 liegt in der Verteilung, nicht in der Produktion“, so Sylvia Hofinger, FCIO-Geschäftsführerin.

„Im Gegenteil: Jede Aufweichung würde sich negativ auf die Fähigkeit der pharmazeutischen Industrie auswirken, neue Arzneimittel und Therapien gegen lebensbedrohliche Krankheiten zu entwickeln.“