Geflüchtete ins Meer geworfen? Athen weist Vorwürfe zurück

Die griechische Regierung hat Medienberichte zurückgewiesen, wonach die Küstenwache des Landes geflüchtete Menschen vor der Insel Samos ins Meer geworfen haben soll. Solche Berichte seien das Ergebnis türkischer Desinformation, sagte Migrationsminister Notis Mitarakis gestern.

„Die von der Türkei betriebene Propaganda über illegale Migration führt dazu, dass in den Medien häufig falsche Geschichten auftauchen.“ Griechenland schütze die Außengrenzen der Europäischen Union unter vollständiger Einhaltung des Völkerrechts, teilte der Minister schriftlich mit.

Schwere Vorwürfe gegen Küstenwache

Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ und die britische Zeitung „The Guardian“ hatten zuvor einen Bericht veröffentlicht, in dem schwere Vorwürfe erhoben werden. So sollen im September griechische Grenzschützer aus der Türkei angekommene Migranten, die die griechische Insel Samos bereits erreicht hatten, wieder auf Boote gebracht und ins Meer geworfen haben. Dabei seien zwei Menschen ertrunken.

Der „Spiegel“ und seine Partnermedien haben nach eigenen Angaben mehr als ein Dutzend Augenzeugen zu dem Fall befragt und medizinische Berichte, Fotos und Videos sowie Satellitenaufnahmen ausgewertet. Sie berufen sich zudem auf Informanten in griechischen Sicherheitsbehörden.

Die Recherchen stützen die Darstellung jenes Kameruners, der die Vorwürfe gegen die Küstenwache erhob. Seine Beschreibung der türkischen Küstenregion decke sich mit Satellitenfotos und seine Angaben zum Wellengang stimmten mit dem Wetterbericht überein, heißt es in den Berichten. Dass die beiden Verstorbenen zuvor auf Samos waren, lässt sich anhand der Aussagen von sieben weiteren Geflüchteten belegen.

Mitarakis sagte, es gebe auf griechischer Seite zwar unabhängige Untersuchungen zu derartigen Vorwürfen. Allerdings würden die Autoren solcher Berichte von ihnen angeforderte Details und Beweise nicht an Behörden übermitteln und ihnen die Prüfung damit erschweren.