Regierung richtet wegen Ukraine „Krisenkabinett“ ein

Österreich richtet wegen des Russland-Ukraine-Konflikts ein „Krisenkabinett“ ein. Dieses bestehe aus allen Ministerinnen und Ministern, deren Ressorts „unmittelbar betroffen sind“, teilte das Bundeskanzleramt gestern Abend mit. „Wir werden uns in den kommenden Tagen sehr intensiv und regelmäßig beraten, welche Maßnahmen notwendig sind, um den verschiedenen Szenarien bestmöglich begegnen zu können“, so Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) in der Mitteilung.

„Die Lage in der Ukraine verschlechtert sich stündlich, das Schreckgespenst eines Krieges in Europa ist leider real. Unser aller Ziel ist es, einen Krieg zu verhindern und alle beteiligten Parteien auf dem Pfad der Diplomatie und der Gespräche zu halten“, sagte Nehammer weiter. Teil des „Krisenkabinetts“ sind das Bundeskanzleramt, das Außenministerium, das Verteidigungsministerium, das Innenministerium sowie das Umwelt- und Energieministerium, weil den Angaben zufolge auch energiepolitische Fragestellungen betroffen sind.

Schallenberg: „Enge Absprache mit EU-Partnern“

Wenn es zu weiteren militärischen Aggressionen Russlands gegenüber der Ukraine komme, werde er unverzüglich den Nationalen Sicherheitsrat einberufen, betonte der Kanzler. „Wir müssen uns auf die schlimmsten Szenarien vorbereiten. Ich habe in der Vorwoche in Brüssel bereits davor gewarnt, dass es sich bei der Zusicherung Russlands, Truppen abzuziehen, um einen ‚Fake-Abzug‘ handeln könnte. Diese Befürchtung hat sich augenscheinlich bewahrheitet“, fuhr Nehammer fort.

„Wir gehen weiterhin in enger Absprache mit unseren Partnern auf der europäischen Ebene vor“, erklärten Nehammer und Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) in der Aussendung unisono. Die aktuellen Entwicklungen, so Nehammer und Schallenberg, würden Grund zur Sorge geben. „Wir beobachten weiter massive militärische russische Präsenz an der ukrainischen Grenze und in Belarus, immer mehr Zwischenfälle an der Kontaktlinie und auch eine bislang nicht dagewesene Desinformationskampagne. Gerade deswegen ist es wichtig, zu jedem Zeitpunkt ein genaues Lagebild zu haben.“

Krisenteam geschickt

Österreich schickt aufgrund der prekären Lage in der Ostukraine ein Krisenteam in das Land. Die Gruppe bestehe aus sieben erfahrenen Mitarbeitern des Außen-, Innen- und Verteidigungsministeriums, wie es gestern aus dem Bundeskanzleramt hieß. Das Team, dem auch Spezialisten des Einsatzkommandos Cobra angehören, war gestern Früh bereits am Weg nach Kiew.

Hauptaufgabe der Experten sei die Unterstützung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der österreichischen Botschaft bei der Krisenbewältigung. Der Fokus soll dabei auf Logistik und Sicherstellung der Kommunikationskanäle sowie die Verbesserung des Lagebilds gelegt werden, hieß es in der Mitteilung. Zudem soll Auslandsösterreichern sowie österreichischen Reisenden bei der Ausreise aus der Ukraine geholfen werden.

Es handle sich um ein „fix bereitstehendes Team unter Leitung des Außenministeriums“, sagt Bernhard Treibenreif, Direktor für Spezialeinheiten im Innenministerium, gegenüber noe.ORF.at. Der Einsatz könne auch länger dauern.

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