Slowakei: Journalistenmord-Prozess wird neu aufgerollt

Vier Jahre nach dem Mord am Enthüllungsjournalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten Martina Kusnirova wird in der Slowakei das Gerichtsverfahren gegen den mutmaßlichen Auftraggeber neu aufgerollt. Wie Gerichtssprecherin Katarina Kudjakova heute der dpa bestätigte, beginnt der neuerliche Prozess gegen den Millionär Marian Kocner und eine Komplizin kommende Woche beim Spezialgericht für organisierte Kriminalität in Pezinok in der Nähe von Bratislava.

Journalist und Verlobte wurden 2018 ermordet

Der damals 27 Jahre alte Investigativjournalist und seine Verlobte wurden am 21. Februar 2018 in ihrem Haus im Dorf Velka Maca erschossen. Der Mord hatte international für Aufsehen gesorgt.

Kuciak hatte über den Filz zwischen Politik und Wirtschaft geschrieben. Seine erst nach dem Doppelmord veröffentlichte letzte Reportage löste Massendemonstrationen aus, die zum Rücktritt der Regierung führten. Die Ermittlungen gegen den als Mordauftraggeber angeklagten Unternehmer Kocner enthüllten ein seit Jahrzehnten bestehendes Korruptionsnetz. Seither wurden zahlreiche Richter, Staatsanwälte und ranghohe Polizeifunktionäre verhaftet.

Internationale Empörung über Freispruch

Dass Kocner und seine mutmaßliche Komplizin im September 2020 aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurden, sorgte für internationale Empörung. Im Juni 2021 gab das oberste Gericht der Slowakei einem Einspruch der Anklage statt und hob diese Freisprüche auf.

Bereits rechtskräftig verurteilt sind der geständige Doppelmörder und zwei Komplizen, die in Kocners Auftrag gehandelt haben sollen. Kocner und seine Komplizin wurden inzwischen wegen anderer Straftaten verurteilt. Sie müssen daher auch dann jahrelang im Gefängnis bleiben, wenn das Gericht sie von der Journalistenmord-Anklage neuerlich freisprechen sollte.

In dem nun beginnenden Verfahren geht es nach Angaben von Gerichtssprecherin Kudjakova nicht nur um den Journalistenmord, sondern auch um den Vorwurf, mehrere weitere Morde geplant zu haben.