Sberbank-Tochter: „Bisher kein Einlagensicherungsfall“

Vor dem Hintergrund der Finanzsanktionen gegen Russland hat die Finanzmarktaufsicht (FMA) ein Moratorium für die Europatochter der staatlichen russischen Sberbank verhängt. Wie die FMA in der Nacht auf heute mitteilte, darf die in Wien ansässige Bank „keinerlei Auszahlungen, Überweisungen oder andere Transaktionen durchführen“.

Die von der österreichischen Einlagensicherung gedeckten Einlagen betragen rund 1,1 Mrd. Euro. Die Einlagensicherung (ESA) wies darauf hin, „dass bisher kein Einlagensicherungsfall“ vorliege.

Zudem wurde bekannt, dass sich der Steyr-Automotive-Eigentümer und Investor Siegfried Wolf mit Auslaufen der Funktionsperiode am 22. März als Aufsichtsratsvorsitzender der Sberbank Europe AG mit Sitz in Wien zurückzieht.

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Die EZB-Bankenaufsicht teilte zuletzt mit, dass die in Wien ansässige Sberbank Europe AG und ihre beiden Tochtergesellschaften Sberbank d.d. in Kroatien und Sberbank banka d.d. in Slowenien wahrscheinlich nicht mehr überlebensfähig sind.

Die Bank werde voraussichtlich bald nicht mehr in der Lage sein, ihre Schulden zu bedienen. Die Einlagen der Sparer seien aber bis zu einer Summe von 100.000 Euro geschützt. Dafür stehe das Einlagensicherungssystem in Österreich bereit – auch für die Filiale in Deutschland – sowie die Sicherungssysteme in Kroatien und in Slowenien.

Keine Aussicht auf Besserung

„Bei der Sberbank Europe AG und ihren Tochtergesellschaften kam es zu erheblichen Abflüssen von Einlagen infolge der Auswirkungen der geopolitischen Spannungen auf ihre Reputation“, erklärten die Bankenwächter der Europäischen Zentralbank (EZB). Dadurch habe sich ihre Liquiditätslage verschlechtert.

Es gebe keine realistischen Aussichten mehr, dass sich dies beheben lasse. Die EU-Behörde zur Abwicklung maroder Banken in der EU, das in Brüssel ansässige Single Resolution Board (SRB), bestätigte die Einstufung der Bankenaufsicht. Das SRB entscheidet nun über die nächsten Schritte.

Tschechien entzieht Lizenz

Die Nationalbank in Prag leitete bereits Schritte ein, um der Tochterbank in Tschechien die Banklizenz zu entziehen. Grund seien Liquiditätsprobleme aufgrund des großen Abflusses von Einlagen, teilte eine Sprecherin mit.

Mit einer einstweiligen Verfügung sei der Niederlassung die Vergabe neuer Kredite und die Annahme neuer Einlagen untersagt worden.

Nach Medienberichten haben zahlreiche Kunden in tschechischen Sberbank-Filialen gegen den russischen Angriff auf die Ukraine protestiert und Gelder abgezogen. Die Niederlassungen blieben geschlossen. Die serbische Sberbank-Tochter soll laut Medienberichten von der Bank AIK übernommen werden.