Rubel stürzt auf Rekordtief

Der eskalierende Streit Russlands mit dem Westen beschert der Währung des Landes einen Kurssturz. Der Dollar stieg heute im Gegenzug um fast 42 Prozent auf ein Rekordhoch von 119 Rubel. Bereits gestern hatten sich vor Bankautomaten in Russland Schlangen gebildet.

Bei russischen Staatsanleihen lösten die verschärften westlichen Sanktionen heute Panikverkäufe aus. So verloren die Papiere mit Laufzeiten bis 2024 und 2043 jeweils mehr als 50 Prozent an Wert. Im Gegenzug verdoppelten sich die Renditen auf 17,073 beziehungsweise 20,003 Prozent.

Russische Zentralbank reagiert mit Zinserhöhung

Die russische Zentralbank reagierte mit einer drastischen Zinserhöhung auf die Währungskrise: Der Leitzins steigt von 9,5 auf 20 Prozent, wie die Währungshüter heute in Moskau ankündigten.

Sie signalisierten zugleich ihre Bereitschaft zu weiteren Anhebungen. Notenbankchefin Elvira Nabiullina will die Maßnahmen im Tagesverlauf bei einer Pressekonferenz erläutern.

Höhere Zinsen könnten dabei helfen, den Kurs zu stabilisieren und auch die Inflation bremsen, machen aber auch Kredite teurer – etwa für Investitionen. Heimische Unternehmen sollen zudem 80 Prozent ihrer Deviseneinnahmen verkaufen, verkündeten Zentralbank und Finanzministerium.

Moskauer Börse bleibt geschlossen

Der Moskauer Aktienmarkt bleibt wegen des Ukraine-Kriegs vorerst geschlossen. Die russische Zentralbank wird nach eigenen Angaben vor Börsenstart morgen darüber informieren, ob und wann Aktien und Derivate wieder gehandelt werden können.

Die russischen Streitkräfte setzten ihre Offensive in der Ukraine unterdessen fort. Nach den weitreichenden Sanktionen der westlichen Staaten gegen Russland berät der russische Präsident Wladimir Putin mit seinen Ministern über die Folgen für die Wirtschaft seines Landes.

„Die Sanktionen sind hart, sie bereiten Probleme“, räumte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow heute in Moskau ein. „Aber Russland hat das nötige Potenzial, um den Schaden auszugleichen“, fügte er hinzu. Präsident Putin werde sich heute mit „Wirtschaftsfragen“ befassen und wichtige Minister dazu treffen.

Ölpreise haben zugelegt

Angetrieben von den Ängsten vor einer Unterbrechung der russischen Energielieferungen legten die Ölpreise heute zu. Gegen 11.00 Uhr kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent 102,89 US-Dollar und damit 5,1 Prozent mehr als am Vortag. Der Brent-Preis nimmt damit wieder Kurs auf das in der Vorwoche erreichte Mehrjahreshoch bei 105 Dollar.

Noch keine Anzeichen für Einstellung der Energielieferungen

Auf dem Terminmarkt stieg der europäische Erdgaspreis (Ein-Monat-Forward) kurz nach Eröffnung sogar um 36 Prozent auf 119 Euro je MWh, schrieben Analysten der Commerzbank.